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       # taz.de -- Nach Monaten des Streits: Uganda und Ruanda versöhnen sich
       
       > Auf einem Gipfel in Angola willigen die Präsidenten beider Länder ein,
       > ihre Beziehung zu normalisieren. Politische Gefangene sollen freigelassen
       > werden.
       
   IMG Bild: Seit Monaten unpassierbar: Gatuna, der wichtigste Grenzposten zwischen Uganda und Ruanda
       
       Kigali taz | Es war kein freundschaftlicher Handschlag – das wird aus dem
       Abschlussfoto deutlich. Vier afrikanische Staatschefs stehen nebeneinander
       und reichen sich die Hände, jeder mit einem verbissenen Gesichtsausdruck.
       Auffällig ist: Die beiden Präsidenten – Ugandas Yoweri Museveni und Ruandas
       Paul Kagame –, die sich auf dem Treffen versöhnen sollten, stehen nicht
       nebeneinander. Zwischen den beiden Streithähnen stehen die beiden
       Vermittler: Kongos Präsident Felix Tshisekedi und Angolas Staatschef João
       Lourenço.
       
       Immerhin: Die Mediationsgespräche in Angolas Hauptstadt Luanda gingen am
       Sonntag mit einer Zusage zu Ende. Ruanda und Uganda versprachen,
       beiderseitig jeweils politische Gefangene zu entlassen, sich nicht
       gegenseitig zu destabilisieren und die Menschenrechte zu respektieren.
       
       Seit fast einem Jahr zanken sich die beiden ostafrikanischen einstigen
       Bruderstaaten Uganda und Ruanda, sehr zum Leidwesen ihrer Bewohner. Im März
       vergangenen Jahres schloss Ruandas Zollbehörde unter fadenscheinigen
       Erklärungen den Grenzposten Gatuna an der gemeinsamen Grenze und
       [1][sperrte damit eine der wichtigsten Handelsrouten] in der Region der
       Großen Seen. Sämtliche Lastwagen, die importiere Waren wie Öl von Kenias
       Ozeanhafen Mombasa ins Innere des Kontinents liefern, müssen hier durch –
       eine Lebensader für Binnenstaaten wie die Demokratische Republik Kongo und
       Burundi.
       
       Uganda kappte im Gegenzug Stromverbindungen. [2][Die geplante
       Eisenbahnstrecke], die in Zukunft von Mombasa über Uganda nach Ruanda
       führen sollte, wurde nach Tansania umgeplant. Nach ugandischen Angaben hat
       die Grenzschließung Ugandas Wirtschaft rund 200 Millionen Dollar Verluste
       eingefahren. Aus Ruanda sind keine Zahlen bekannt.
       
       Das kleinere Ruanda warf dem größeren Uganda vor, die Exilorganisation RNC
       (Ruandischer Nationalkongress) zu beherbergen und die ruandische Hutu-Miliz
       FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas), die aus einstigen Tätern
       des ruandischen Völkermordes hervorging und sich im Kongo festgesetzt hat,
       zu unterstützen. Uganda beschuldigte umgekehrt Ruandas Geheimdienst, die
       ugandischen Sicherheitsorgane infiltriert zu haben und das Land von innen
       heraus destabilisieren zu wollen.
       
       Zeitweilig saßen in ugandischen Gefängnissen etwa bis zu 200 Ruander fest,
       die der Spionage bezichtigt wurden. Laut ruandischen Angaben wurden viele
       Gefangene gefoltert. Ruandas Regierung warnte ihre Bevölkerung davor, ins
       Nachbarland zu reisen. Die Flugzeuge, die täglich im engen Takt zwischen
       den beiden Hauptstädten Kampala und Kigali hin- und herfliegen, waren zum
       Teil fast leer. Entlang der geschlossenen Grenze gab es im vergangenen Jahr
       mehrere Tote: Ruandas Armee schoss auf ugandische Händler, die Waren über
       die Grenze schmuggelten.
       
       Um den Zwist beizulegen, hatten Angola und die Demokratische Republik Kongo
       ihre Vermittlung angeboten. Bereits im vergangenen August hatten sich
       Museveni und Kagame in Luanda getroffen und zugesichert, die Beziehungen zu
       normalisieren, Gefangene zu entlassen und die Grenzen wieder zu öffnen.
       Doch implementiert wurden diese Schritte bislang nicht. Bilaterale Treffen
       im September und Dezember auf Ministerebene verliefen im Sand. Erst
       vergangene Woche hat Ruandas Präsident Kagame erneut seine Landsleute davor
       gewarnt, nach Uganda zu reisen. Dabei bestehen zwischen den einst eng
       befreundeten Ländern auch enge familiäre Beziehungen und unzählige
       gemischte Ehen.
       
       Nach dem Beinahe-Handschlag in Luanda am Sonntag erklärte nun Ugandas
       Präsidentensprecher Don Wanyama, es seien weitere direkte Treffen
       vereinbart worden. Die beiden Staatschefs würden sich Ende Februar erneut
       die Hand geben: dieses Mal an der – hoffentlich offenen – gemeinsamen
       Grenze in Gatuna.
       
       3 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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