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       # taz.de -- Amtsenthebungsverfahren in den USA: Senat spricht Trump frei
       
       > Der Präsident bleibt: Die Vorwürfe des Amtsmissbrauchs und der
       > Behinderung des Kongresses werden von den Senator*innen zurückgewiesen.
       
   IMG Bild: „Gesetze sind was für Verlierer“: Ein Mann im Trump-Kostüm protestiert in Los Angeles
       
       Berlin taz | Donald Trump bleibt im Amt. [1][Wie erwartet] hat der US-Senat
       den Präsidenten am Mittwochabend von beiden Anklagepunkten freigesprochen,
       die das Repräsentantenhaus im Dezember formuliert hatte.
       
       Damit ist zum dritten Mal in der Geschichte der USA das
       Amtsenthebungsverfahren gegen einen Präsidenten gescheitert. Für eine
       Verurteilung und damit die Amtsenthebung wären 67 der 100 Senatorenstimmen
       nötig gewesen. 20 der 53 Republikaner*innen hätten mit den Demokrat*innen
       dafür stimmen müssen. Daran hat nie jemand geglaubt.
       
       Aber es war tatsächlich nur ein einziger Republikaner, Senator Mitt Romney
       aus Utah, der beim Anklagepunkt des Amtsmissbrauchs gegen Trump stimmte.
       Beim zweiten Punkt, Behinderung des Kongresses, fiel auch er auf die
       Parteilinie zurück. Das Ergebnis also: Schuldig des Amtsmissbrauchs mit 48
       zu 52 Stimmen abgelehnt, schuldig der Behinderung des Kongresses mit 47 zu
       53 Stimmen abgelehnt.
       
       Immerhin das konnten die Demokrat*innen in dieser für sie überaus
       schwierigen Woche als Erfolg verbuchen: Aus ihren eigenen Reihen gab es
       keine Abweichler.
       
       ## Trump hält Verfahren für „Schwindel“
       
       Trump selbst, der [2][in seiner Rede zur Lage der Nation] am Vorabend das
       Verfahren mit keinem einzigen Wort erwähnt hatte, äußerte sich auch am
       Mittwoch noch nicht zu seinem Freispruch. Er kündigte allerdings auf
       Twitter für Donnerstag eine Botschaft aus dem Weißen Haus „zum Sieg des
       Landes gegen den Amtsenthebungs-SCHWINDEL“ an.
       
       Kurze Zeit später twitterte er einen [3][Werbespot] gegen Romney. Darin
       wird der republikanische Herausforderer Barack Obamas von 2012 einerseits
       als Loser verspottet und gleichzeitig als Verräter gebrandmarkt, als
       demokratischer Maulwurf in republikanischen Reihen.
       
       Romney hatte vor der Abstimmung am Mittwoch im Interview mit dem rechten
       Sender Fox News sein Votum begründet: Er halte es für absolut erwiesen,
       dass Trump in seinem Umgang mit der Ukraine seine Macht missbraucht habe,
       um von einer ausländischen Regierung Hilfestellung bei seiner eigenen
       Wiederwahl zu erhalten. Sein Gewissen und der Eid, den er zu Beginn des
       Amtsenthebungsverfahrens im Senat geschworen habe, ließen ihm keine andere
       Wahl, als in diesem Punkt für die Entfernung Trumps aus dem Amt zu stimmen.
       
       Er sei sich der politischen Konsequenzen, die das innerhalb der
       Republikanischen Partei für ihn haben werden, vollkommen bewusst. Das kann
       wohl als Hinweis interpretiert werden, welchem Druck sich alle
       republikanischen Mandatsträger ausgesetzt sehen, sobald sie Zweifel an
       Trump äußern.
       
       ## Republikaner fühlen sich gestärkt
       
       Der republikanische Senatsschef Mitch McConnell bedauerte in
       Pressegesprächen nach der Schlussabstimmung die demokratische Sprecherin
       des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi. Sie sei durch Druck der
       demokratischen Basis dazu gebracht worden, ihren eigenen politischen
       Instinkten nicht mehr zu folgen und dieses aussichtslose Verfahren
       einzuleiten.
       
       Im Ergebnis stünden sowohl der Präsident als auch jene republikanischen
       Senatoren, die am 3. November zur Wiederwahl anstehen, besser da als
       vorher. Tatsächlich hatte Pelosi viele Monate lang dem wachsenden Druck aus
       den eigenen Reihen widerstanden, ein Amtsenthebungsverfahren wegen
       [4][mutmaßlicher Zusammenarbeit der Trump-Kampagne mit Russland im
       Wahlkampf 2016], die Sonderermittler Robert Mueller untersucht hatte,
       einzuleiten. Bis dann der Whistleblower an die Öffentlichkeit ging, der die
       Ukraine-Affäre publik machte.
       
       Der Chef der demokratischen Senatsfraktion, der New Yorker Senator Chuck
       Schumer, erklärte schon kurz vor der Abstimmung, das Urteil sei
       bedeutungslos. Weil die republikanische Mehrheit die Anhörung von Zeugen
       und die Zulassung neuer Beweise verhindert habe, hätte sie dafür gesorgt,
       dass in den Geschichtsbüchern stets die Fußnote „Scheinverfahren“ neben
       Trumps Freispruch stehen werde.
       
       Tatsächlich hatten die Republikaner in der vergangenen Woche – auch da
       gegen die Stimmen der Demokrat*innen und Mitt Romneys – die Vorladung neuer
       Zeugen, darunter Ex-Sicherheitsberater John Bolton – verhindert und damit
       dem Verfahren ein jähes Ende beschert. McConnell erklärte vor
       Journalist*innen am Mittwoch, das sei nötig gewesen, um die demokratische
       Politistrategie zu durchkreuzen, im Repräsentantenhaus zügig zu einer
       Anklage zu kommen, das Verfahren dann aber im Wahljahr über Monate im Senat
       fortzusetzen.
       
       Umfrageergebnisse scheinen McConnell recht zu geben: Trumps
       Zustimmungswerte sind besser als meist in seinen bisher drei Jahren im Amt.
       
       6 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Impeachment-Verfahren-gegen-Trump/!5661948
   DIR [2] /Trump-vor-dem-US-Kongress/!5662033
   DIR [3] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1225203837226700800
   DIR [4] /Bericht-von-Sonderermittler-Mueller/!5637963
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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