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       # taz.de -- Verfassungsschutz prüft „Uniter“: Hannibals Verein unter Verdacht
       
       > Der Bundesverfassungsschutz erklärt Uniter e.V. zum Prüffall. Die Behörde
       > sieht Anhaltspunkte für Rechtsextremismus.
       
   IMG Bild: Hier haben Mitglieder von Uniter trainiert: militärischer Übungsplatz in Mosbach
       
       Berlin taz | Uniter e.V. ist vor allem duch seinen Gründer bekannt: André
       S. alias Hannibal, der als Soldat des Kommandos Spezialkräfte der
       Bundeswehr in seiner Freizeit mehrere Prepper-Chatgruppen organisierte, in
       denen auch Terrorverdächtige aktiv waren. Der Verein, der intern
       [1][paramilitärische Trainings durchführte,] distanziert sich offiziell von
       Extremismus und verweist darauf, dass er nicht vom Verfassungsschutz
       beobachtet werde.
       
       Eine solche Beobachtung rückt nun aber womöglich näher. Nach
       taz-Informationen hat das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) kürzlich
       den [2][Verein mit Sitz in Stuttgart] zu einem so genannten Prüffall
       erklärt. Darüber hatte am Mittwoch zunächst Tagesschau.de berichtet. Es
       wurden „erste tatsächliche Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die
       freiheitlich-demokratische Grundordnung“ festgestellt. Uniter mit seinen
       angeblich 2.000 Mitgliedern steht jetzt offiziell unter
       Rechtsextremismusverdacht.
       
       Die Klassifizierung als Prüffall bedeutet, dass das BfV nun systematisch
       aus öffentlich zugänglichen Quellen Informationen sammelt. Das können
       beispielsweise Veröffentlichungen im Internet sein oder Äußerungen bei
       öffentlichen Veranstaltungen. Die Einstufung hat einerseits Signalwirkung,
       sorgt aber auch für mehr Ressourcen bei der Bearbeitung. Sollten sich die
       Hinweise weiter erhärten, würde daraus ein Verdachtsfall, bei dem auch
       nachrichtendienstliche Mittel eingesetzt werden dürfen. Die letzte Stufe
       ist dann ein offizielles Beobachtungsobjekt.
       
       Der Verfassungsschutz hatte sich schon länger mit Uniter beschäftigt,
       verstärkt seit vergangenem Frühjahr. Im März 2019 hatte die taz berichtet,
       [3][dass ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes in Baden-Württemberg
       Gründungsvorsitzender von Uniter war] und der Verein zudem eine
       Zusammenarbeit mit dem Apparat des philippinischen Autokraten Duterte
       plante. Daraufhin sprach Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl
       (CDU) von einem „Störgefühl“ und wandte sich an Bundesinnenminister Horst
       Seehofer (CSU): Die Bundesbehörden sollten doch bitte einen genaueren Blick
       auf Uniter werfen.
       
       ## Der MAD holte sich Infos bei André S.
       
       Seehofer leitete daraufhin im Juni 2019 einen erneuten
       Informationsaustausch mit dem Bundesnachrichtendienst, dem Militärischen
       Abschirmdienst (MAD) und den Landesämtern für Verfassungsschutz in die
       Wege. Die Zusammenstellung der Ergebnisse hat jetzt offenbar zur Einstufung
       als „Prüffall“ geführt. Der MAD hatte bereits 2017 eine Auskunftsperson im
       Verein: ausgerechnet Gründer André S.
       
       Da es Bezüge ins Ausland gibt, war auch der BND mit dem Verein befasst.
       Nach taz-Informationen verfügen zudem mehrere Verfassungsschutzbehörden
       seit Längerem über Hinweisgeber zu Uniter. Auch der Generalbundesanwalt
       führt einen Beobachtungsvorgang.
       
       Der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Konstantin
       von Notz, erklärte: „Wir begrüßen es, dass sich das Bundesamt für
       Verfassungsschutz jetzt auch strukturiert mit den dubiosen und hoch
       problematischen Umtrieben des Vereins Uniter beschäftigt.“ Auch die Frage
       einer etwaigen Einflussnahme durch ausländische Nachrichtendienste müsse
       nun umfassend geklärt werden.
       
       Im Verein Uniter hatten sich ursprünglich vor allem aktive und ehemalige
       Soldaten und Polizisten zusammengeschlossen. Das war ein Anlass dafür, dass
       die Verfassungschutzbehörden der Länder und des Bundes derzeit an einem
       Lagebild über Rechtsextremismus im öffentlichen Dienst arbeiten. Dieses
       soll im Frühjahr fertig sein.
       
       19 Feb 2020
       
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