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       # taz.de -- Verkehrssicherheit für Fahrradfahrer: Leider ohne Mut
       
       > Ein gemeinsames Positionspapier von Fahrrad- und Logistikbranche will
       > mehr Sicherheit auf den Straßen. Der Mut für echte Reformen fehlt dabei.
       
   IMG Bild: Die „Geisterräder“ werden vom ADFC als Mahnmale für tödlich verünglückte Radfahrer aufgestellt
       
       Endlich haben sie sich an einen Tisch gesetzt: der Fahrradclub und der
       Brummiverband. Auf der Straße gebe es kein Gegeneinander, betonten
       ADFC-Chef Burkhard Stork und der Vorstand des Logistikverbands BGL, Dirk
       Engelhardt, immer wieder. Und man lasse das auch nicht inszenieren. Genau
       so wirkte aber ihre Pressekonferenz: inszeniert. Die beiden Männer reichen
       lächelnd das Mikro hin und her, während sie das gemeinsame Positionspapier
       in den Himmel loben. Übersichtliche Kreuzungen, getrennte Grünphasen,
       sichere Anfahrten zu Baustellen – was die Verbände fordern, ist bequem und
       unpolitisch.
       
       Mit ihrem Positionspapier haben sich ADFC und BGL auf den kleinsten
       gemeinsamen Nenner geeinigt. Ihre Ideen sind gut, zum Beispiel haben sie
       sich endlich auf den Einbau sogenannter [1][Abbiegeassistenten in Lkws]
       geeinigt, mit denen Abbiegeunfälle wirksam verhindert werden können. Doch
       nach bereits [2][sechs toten Fahrradfahrern] allein in diesem Jahr bräuchte
       es neue, weitaus mutigere Ideen. Diesen Mut aufzubringen, das erwarten ihre
       Mitglieder von den Interessenverbänden. Die Lkw-FahrerInnen, die nach
       Abbiegeunfällen traumatisiert zurückbleiben, und die RadfahrerInnen, von
       denen viel zu viele durch die Räder eines Lkw schwer verletzt oder getötet
       werden. Doch radikalere Maßnahmen haben es nicht in das Papier geschafft.
       
       Für Forderungen nach Lkw-freien Innenstädten und Lieferungen nur per
       Lastenräder hat der Brummi-Lobbyist Engelhardt nichts übrig. Seine
       Gegenargumente sind nur formeller Natur: Personalmangel und die geringe
       Transportkraft von Lastenrädern. Bereit, das System zu ändern, sind die
       Spediteure nicht. Und die Radfahrlobbyisten wagen nicht den Konflikt.
       Lieber bleibt das neue Bündnis freundlich – und damit wirkungslos. Es ist
       ja auch viel einfacher, etwas zu fordern, was alle gut finden und wofür
       genug Geld im Bundeshaushalt vorgesehen ist.
       
       Dieses Positionspapier ist ein bisschen wie ein Weihnachtsfest mit dem
       Ex-Partner, der Kinder zuliebe. Man begnügt sich mit oberflächlichen,
       ungefährlichen Gesprächen. Das funktioniert womöglich über Jahre – aber es
       ändert auch nicht wirklich etwas.
       
       12 Feb 2020
       
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   DIR Sara Wess
       
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