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       # taz.de -- Razzien gegen mutmaßliche Terrorgruppe: Bürgerkrieg als Ziel
       
       > Die Bundesanwaltschaft geht gegen 13 Rechtsextreme wegen Terrorverdachts
       > vor. Einer arbeitet bei der Polizei. In Chats ging es um Anschläge.
       
   IMG Bild: In sechs Bundesländern durchsuchte die Polizei Wohnungen mutmaßlicher Rechtsterroristen
       
       Berlin taz | Nach den Razzien gegen 13 Rechtsextremisten am Freitag macht
       die Bundesanwaltschaft ernst: Am frühen Nachmittag verkündete die Behörde
       die vorläufige Festnahme von 12 der Beschuldigten – darunter auch ein
       Verwaltungsbeamter der Polizei NRW. Bei den Männern hätten sich die
       Verdachtsmomente für die Bildung oder Unterstützung einer
       rechtsterroristischen Gruppe bestätigt. Sie sollen Anschläge auf Politiker,
       Geflüchtete und Muslime geplant und diese unterstützt haben.
       
       Nach taz-Informationen sollen sich die Beschuldigten in Chatgruppen
       zusammengefunden haben. Es gab aber auch Telefonate und persönliche Treffen
       in unterschiedlicher Besetzung. Als Kopf der Gruppe gilt den Ermittlern
       Werner S., ein Bayer: Er soll die Treffen anberaumt und koordiniert haben,
       teils unterstützt von dem Mitbeschuldigten Tony E. Mit drei weiteren
       Männern sollen sie ab September 2019 die Kerngruppe der
       rechtsterroristischen Vereinigung gebildet haben.
       
       Deren geplanten Anschläge seien „noch nicht näher konkretisiert“ gewesen,
       so die Bundesanwaltschaft. Angestrebt worden seien aber
       „bürgerkriegsähnliche Zustände“. Ziel sei gewesen, die Staatsordnung der
       Bundesrepublik „zu erschüttern und letztlich zu überwinden“.
       
       Neben den fünf Hauptbeschuldigten werden acht weitere Rechtsextremisten als
       Unterstützer verdächtigt – darunter der Verwaltungsbeamte der Polizei in
       Nordrhein-Westfalen, wohnhaft in Hamm. Diese Männer sollen zugesagt haben,
       der Gruppe finanziell zu helfen, Waffen zu beschaffen oder an Anschlägen
       mitzuwirken. Laut ARD sind die Beschuldigten 20 bis 50 Jahre alt. In ihren
       Chats sollen sie Fotos selbstgebauter Waffen ausgetauscht haben.
       
       Nach den Durchsuchungen am Freitagmorgen beantragte die Bundesanwaltschaft
       die Verhängung von Haftbefehlen gegen 12 der 13 Beschuldigten. Der
       Tatverdacht gegen einen weiteren Durchsuchten, den die Bundesanwaltschaft
       auch dem Kern-Quintett zurechnete, erhärtete sich offenbar nicht.
       
       ## Polizei-Beamter ist suspendiert
       
       Der beschuldigte Polizei-Verwaltungsbeamte ist laut NRW-Innenminister
       Herbert Reul (CDU) bereits suspendiert und hat Hausverbot. Reul kündigte
       an, „alle dienst- und arbeitsrechtlichen Möglichkeiten“ zu nutzen, um sich
       von dem Mann zu trennen.
       
       Die Durchsuchungen fanden fast alle in Westdeutschland statt: in
       Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,
       Rheinland-Pfalz, dazu noch in Sachsen-Anhalt. Allein aus NRW stammen laut
       Reul vier Beschuldigte. Durchsucht wurde dort in Minden, Hamm und Porta
       Westfalica. Als federführende Ermittlungsstelle wurde das LKA
       Baden-Württemberg beauftragt.
       
       Zuletzt hatte im Herbst 2019 ein schwerbewaffneter Rechtsextremist [1][in
       Halle versucht], eine Synagoge zu stürmen. Als dies scheiterte, erschoss er
       zwei Passanten. Zuvor hatte ein Rechtsextremist in Kassel den
       CDU-Regierungspräsidenten Walter Lübcke ermordet. In Sachsen steht derzeit
       zudem eine achtköpfige Neonazi-Gruppe vor Gericht, die als „Revolution
       Chemnitz“ ebenfalls Anschläge [2][geplant haben soll]. Ein Urteil wird im
       März erwartet.
       
       14 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
       
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