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       # taz.de -- Psychologie der Vegan-Wut: Die paradoxe Fleischeslust
       
       > Nicht wenige Fleischesser reagieren gereizt auf eine vegane Lebensweise.
       > Das hat einen psychologischen Grund: das Meat-Paradox.
       
   IMG Bild: Wer Kühe süß findet, aber auch lecker, hat ein Problem
       
       Zu meiner großen Freude ist das Thema Veganismus so aktuell wie nie! Immer
       mehr Menschen sind offen für eine Umstellung auf pflanzliche Ernährung,
       allein in Deutschland meldeten sich im Januar fast eine halbe Million
       [1][zur Veganuary-Kampagne an], von denen bestimmt der eine und die andere
       drangeblieben ist. Super!
       
       Mit der Popularität steigt allerdings auch die Vegan-Wut vieler
       Fleischesser, die auch ich in den Online-Kommentaren [2][zu dieser Kolumne]
       hin und wieder erfahre. Am meisten gehasst werden dabei Veganer, die aus
       ethischen Gründen auf Tierprodukte verzichten – was in Anbetracht dessen,
       dass ein Großteil unserer Gesellschaft gerne weniger Grausamkeit in der
       Welt sehen würde, schon komisch ist. Oder?
       
       Gar nicht, sagt der US-amerikanische Psychologieprofessor Hank Rothgerber.
       Denn der Grund für diese Veganophobie sei [3][das sogenannte
       „Meat-Paradox“]. Also die kognitive Dissonanz, die Fleischesser erleben,
       wenn sie ihre Ernährung und ihre Tierliebe in Einklang bringen müssen. Denn
       wenn wir im Kopf zwei miteinander unvereinbare Ansichten tragen und eine
       davon ausleben, verursacht das Stress.
       
       Nun kennt unser Gehirn einige Tricks, um uns vor diesem Stress zu schützen.
       Das habe ich selber erlebt. Früher, erster Trick, war ich eine Meisterin im
       Komplettignorieren der Realität der Fleisch- und Milchproduktion. Auf
       meinen Wurstverpackungen waren schließlich Bilder von grinsenden Schweinen
       und auf meinen Milchkartons wanderten glückliche Kühe über grüne Bergalmen.
       
       Und, zweiter Trick: Sooo viel Fleisch, sagte ich mir, esse ich ja gar
       nicht. Ein Leberwurstbrot zum Frühstück, Spaghetti Bolognese zu Mittag und
       der Salat mit dem bisschen Steak am Abend – fast schon halb vegetarisch.
       
       Blöderweise funktioniert diese Gedankentrickserei nicht mehr, wenn man
       direkt mit veganer Lebensweise konfrontiert wird. Dann knallt einem das
       „Meat-Paradox“ wieder voll gegen den Kopf. Man fühlt sich verurteilt, das
       stresst und macht wütend. Und wer ist schuld an der Wut? Die blöden
       Besseresser, auf die man seine schlechten Gefühle ablädt. So löst man das
       Dilemma im Kopf auf, statt das eigene Verhalten zu ändern und den
       Fleischkonsum zu reduzieren. Ging mir auch so.
       
       Heute weiß ich, dass es im Zweifel besser ist, für etwas zu sein, anstatt
       dagegen. Für die Tiere. Für die Umwelt. Für soziale Gerechtigkeit. Für
       superleckeres pflanzliches Essen. Dann springt der Funke schneller über und
       ermöglicht ein Gespräch miteinander. Und wer weiß, vielleicht sind es 2021
       in Deutschland ja schon eine Million, die es im Januar mal mit vegan
       versuchen.
       
       10 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ein-veganer-Neujahrsvorsatz/!5649835
   DIR [2] /Pflanzen-essen/!t5312193
   DIR [3] https://www.bbc.com/future/article/20190206-what-the-meat-paradox-reveals-about-moral-decision-making
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ariane Sommer
       
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