URI: 
       # taz.de -- Mindestlohn und Gender-Pay-Gap: Doppelte Wirkung
       
       > Frauen profitieren doppelt vom Mindestlohn. Einmal über den Lohn selbst –
       > und aus ihm resultierend auch über die bessere Qualität in der
       > Carearbeit.
       
   IMG Bild: Was ist denn hier los: Gut gelaunt und als Putzfrau verkleidet durch Berlin
       
       Die schlechte Nachricht: Der Stundenlohn von Frauen in Deutschland liegt im
       Schnitt immer noch deutlich unter dem von Männern – laut einer neuen
       Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung um 20,9 Prozent. Die kleine gute
       Nachricht: In den letzten Jahren ist die Lohnlücke zumindest ein bisschen
       kleiner geworden. Als einen der Hauptgründe dafür sehen die Autor*innen der
       DGB-eigenen Stiftung den Mindestlohn: Da Frauen häufiger als Männer im
       Niedriglohnsektor beschäftigt seien, hätten sie vom Mindestlohn auch
       stärker profitiert.
       
       Die Begründung klingt schlüssig, schließlich sind Berufsgruppen mit hohem
       Frauenanteil tatsächlich oft schlecht bezahlt – seien es [1][Pflegekräfte],
       Reinigungskräfte oder Erzieher*innen. Allgemeine Maßnahmen wie der
       Mindestlohn oder spezifische wie das 2019 verabschiedete neue Pflegegesetz,
       das die Löhne heben soll, weisen da zumindest grundsätzlich in die richtige
       Richtung.
       
       Nicht nur, weil sie den betroffenen Berufsgruppen direkt mehr Geld bringen
       – sondern auch, weil sie indirekt die Erwerbsmöglichkeiten von Frauen
       verbessern: Die Auswertung der Böckler-Stiftung zeigt auch, dass Frauen
       weiterhin den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit übernehmen. Sie
       schmeißen den Haushalt, erziehen die Kinder oder [2][pflegen die
       (Schwieger-)Eltern].
       
       Bessere Löhne und somit bessere Qualität in der Pflege könnte dazu führen,
       dass mehr Frauen ihre Angehörigen mit gutem Gewissen in professionelle
       Einrichtungen geben. Mehr Geld für Erzieher*innen könnte dazu führen, dass
       Familien für ihre Kinder leichter Kitaplätze finden. Mehr Geld für
       Reinigungskräfte könnte auch diesen Job aufwerten und entstigmatisieren,
       sodass sich mehr Menschen trauen, Teile ihrer Hausarbeit in bezahlte Hände
       zu geben – zumindest, wenn sie es sich leisten können.
       
       Vor allem Frauen könnten sich so zunehmend [3][unbezahlter Arbeit]
       entledigen und damit zwei Möglichkeiten gewinnen: die zu mehr Erholung
       durch mehr Freizeit. Oder die zu höherem Einkommen durch Wechsel von
       Teilzeit in Vollzeit.
       
       28 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Personalbemessung-in-der-Langzeitpflege/!5666724
   DIR [2] /Pflege-von-Angehoerigen/!5633815
   DIR [3] /Oxfam-Studie-vor-dem-Treffen-in-Davos/!5654786
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
       ## TAGS
       
   DIR Pflege
   DIR Erzieherinnen und Erzieher
   DIR Gender Pay Gap
   DIR Mindestlohn
   DIR Gleichberechtigung
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Arbeit
   DIR IG
   DIR Pflegenotstand
   DIR Care-Arbeit
   DIR Pflege
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Frauenbeauftragte über Corona-Hilfen: „Wo erzielt dieses Geld Wirkung?“
       
       Der Bremen-Fonds könnte die Gleichberechtigung stärken. Aber bisher, so
       Bremens Frauenbeauftragte Bettina Wilhelm, wird die Chance kaum genutzt.
       
   DIR Geschlechterrollen in Coronazeiten: Die Stunde der Schreimänner
       
       Es braucht keine Männer, die die Pandemie kleinreden. Wichtig sind Frauen,
       die sich dagegen wehren, mal wieder auf Sorgearbeit festgelegt zu werden.
       
   DIR Lebenslanger Lohnunterschied: 670.000 Euro weniger für Frauen
       
       Der Gender Pay Gap unterscheidet sich noch mehr, wenn man die ganze
       Lebenszeit betrachtet. Das heißt dann „Gender Lifetime Earnings Gap“.
       
   DIR Frauen und Beruf: Was Arbeit wert ist
       
       Die meisten Menschen sprechen ungern über ihr Gehalt. Was verdient eine
       Topmanagerin? Und was eine Reinigungskraft? Sechs Protokolle.
       
   DIR Personalbemessung in der Langzeitpflege: Protokoll des Pflegenotstands
       
       Täglich 99 Minuten Pflegezeit je Bewohner* in Pflegeheimen ist der Schnitt.
       Nötig wären laut einem neuen Erhebungsverfahren 141 Minuten.
       
   DIR Oxfam-Studie vor dem Treffen in Davos: Unbezahlte Frauenarbeit
       
       Jährlich gehen Frauen 10.000 Milliarden Euro Einkommen verloren, beklagt
       die Entwicklungsorganisation Oxfam. Das verschärfe die soziale
       Ungleichheit.
       
   DIR Pflege von Angehörigen: Die doppelte Last
       
       Angehörigenpflege zu Hause trifft Menschen mit niedrigen und mittleren
       Einkommen besonders hart. Ein Gutachten des Sozialverbands nennt Zahlen.