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       # taz.de -- Wahlen in Hamburg: SPD triumphiert
       
       > Die SPD wird stärkste Partei. Sie trotzt dem Bundestrend und stellt mit
       > Peter Tschentscher auch künftig den Bürgermeister.
       
   IMG Bild: SPD-Spitzenkandidat Peter Tschentscher jubelt nach der ersten Prognose
       
       Hamburg taz | In der SPD-Zentrale am Kurt-Schumacher-Haus brandet Punkt 18
       Uhr frenetischer Jubel auf. Die SPD liegt bei rund 38 Prozent und damit
       mehr als 12 Prozentpunkte vor den Grünen. Peter Tschentscher wird damit
       erneut Regierender Bürgermeister werden. „Das war ein toller Endspurt“,
       freut sich SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf.
       
       Wochenlang sah es so aus, als könnten die Grünen die SPD noch abfangen und
       den Anspruch auf das BürgermeisterInnenamt stellen. Nun ist er nicht nur
       Erster Bürgermeister, sondern gewählter Bürgermeister.
       
       Dass die Partei im Vergleich zur letzten Bürgerschaftswahl etwa 8
       Prozentpunkte verloren hat, spielt kaum eine Rolle. Bei der einzigen
       planmäßigen Landtagswahl des Jahres mit einem solchen Ergebnis über die
       Ziellinie zu gehen, erneut die Regierungsgeschäfte zu führen, das könnte
       ein wichtiges Signal sein: Seht, der SPD-Sturzflug ist gestoppt, wir können
       noch siegen!
       
       Für Tschentscher war es ein Wettlauf mit der Zeit. Lange hat es gebraucht,
       bis alle Hamburger sein Gesicht kannten und seinen Namen aussprechen
       konnten. Bis sie seiner zurückhaltenden Art etwas abgewannen. Bis er so gut
       gecoacht war, dass er auch Kanten zeigen konnte. Am Ende war er bekannt und
       bei vielen HamburgerInnen sogar beliebt. Beliebter als Katharina Fegebank,
       die große Konkurrentin.
       
       ## Wunschkoalitionspartner bleiben die Grünen
       
       Auch wenn Rot und Grün in der WählerInnengunst etwas näher zusammengerückt
       sind, kann die SPD selbstbewusst in die anstehenden Sondierungsgespräche
       gehen. Sollte der grüne Wunschpartner zu frech auftreten, steht die
       Hamburger CDU, die so gern wieder regieren würden, Gewehr bei Fuß.
       
       Man werde mit allen demokratischen Parteien sprechen“, verkündet
       Kienscherf, stellt aber zeitgleich die Weichen auf Fortsetzung der
       bisherigen Koalition: „Zwischen Rot und Grün gibt es eine große
       Übereinstimmung, und diese Koalition wird von den Bürgerinnen und Bürgern
       gewollt“ – das Signal ist klar. Rot-Grün habe erfolgreiche Arbeit gemacht.
       
       Auch Bürgermeister Tschentscher sprach sich für eine Fortsetzung der
       rot-grünen Koalition aus. „Wir haben immer gesagt, dass Rot-Grün die
       naheliegende Option ist – das gilt auch jetzt. Wir werden als Erstes auch
       mit den Grünen sprechen, sondieren“, sagte er. Rot-Grün habe erfolgreiche
       Arbeit gemacht. Tatsächlich werden beide Parteien zusammen voraussichtlich
       über eine Zweidrittelmehrheit in der Hamburger Bürgerschaft verfügen und
       damit sogar die Hamburger Verfassung ändern können.
       
       SPD und Grünen ist dabei bewusst, dass ihnen an diesem Wahlabend etwas
       Besonderes gelungen ist. Dass eine bestehende Koalition noch Stimmen
       gewinnt und beide Partner von der Koalition profitieren, während die
       Opposition weitere Stimmeneinbußen verzeichnet, ist ohne Beispiel. Und sich
       in den kommenden Tagen gar einen Partner aussuchen zu können, um dann zu
       zweit zu regieren, ist in Zeiten, in denen es fast nur noch
       Dreierkoalitionen und schwierige Mehrheitsbildungen gibt, eine verdammt
       komfortable Lage.
       
       Mit diesem Ergebnis, seinem Ergebnis, tritt Peter Tschentscher aus dem
       Schatten des großen Olaf Scholz, der in Hamburg „King Olaf“ genannt wurde,
       heraus. Dass ihm Thüringen dabei stark in die Karten gespielt hat, ist den
       Hamburger Sozialdemokraten an diesem Wahlabend egal.
       
       23 Feb 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Carini
       
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