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       # taz.de -- Mutmaßlich rassistischer Anschlag: Elf Tote nach Schüssen in Hanau
       
       > In Hanau sterben nach Schüssen zehn Menschen. Der Tatverdächtige wird tot
       > aufgefunden, er hinterlässt ein rechtsextremes Bekennerschreiben.
       
   IMG Bild: Polizisten vor dem Haus des Täters
       
       Berlin taz/dpa/rtr | Am Donnerstagvormittag herrscht Fassungslosigkeit. Von
       „Entsetzen“ spricht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. „Ich stehe an
       der Seite aller Menschen, die durch rassistischen Hass bedroht werden“,
       sagte er in Berlin. Kanzlerin Angela Merkel sagte wegen des Anschlags eine
       geplante Reise zu einer Veranstaltung in Halle ab. Die Hanauer
       Bundestagsabgeordnete Katja Leikert (CDU) [1][twitterte von einem „echten
       Horroszenario“].
       
       Am späten Mittwochabend, gegen 22 Uhr, hatte ein Mann am zentralen Heumarkt
       in Hanau laut Polizei mehrere Menschen erschossen. Tatort war laut
       Medienberichten eine Shisha-Bar. Von dort sei die Person mit einem „dunklen
       Fahrzeug“ davongefahren. Auch am weiter westlich gelegenen
       Kurt-Schumacher-Platz fielen dann bei einer Shisha-Bar Schüsse. Die Polizei
       sprach anfänglich von insgesamt neun Toten und weiteren Schwerverletzten.
       
       Unter den Todesopfern sind nach ersten Erkenntnissen der
       Sicherheitsbehörden viele Menschen mit Migrationshintergrund. Nach Angaben
       des kurdischen Dachverbands KON-MED sind „mehrere Opfer kurdischer
       Herkunft“. Nach Angaben der türkischen Botschaft in Berlin sind fünf
       türkische Staatsbürger unter den Opfern.
       
       Der Täter war zunächst flüchtig. Am frühen Donnerstagmorgen teilte die
       Polizei dann mit, dass der Tatverdächtige tot in einer Wohnung gefunden
       wurde, unweit des letzten Tatorts im Ortsteil Kesselstadt. Die Polizei war
       dort mit Spezialkräften eingedrungen. Sie fand vor Ort noch eine weitere
       Leiche.
       
       Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) sagte am Donnerstagmorgen, dass die
       Tat ein mutmaßlich „fremdenfeindliches Motiv“ habe ([2][hier mehr Infos,
       warum der Begriff „fremdenfeindlich“ problematisch ist]). Die
       Bundesanwaltschaft zog den Fall an sich, mit dem Verdacht einer
       terroristischen Gewalttat. „Das ist ein Anschlag auf unsere freie und
       friedliche Gesellschaft“, sagte Beuth. Nach seiner Auskunft handelt es sich
       bei dem Täter um einen 43-Jährigen und bei der zweiten toten Person in der
       Wohnung um dessen 72-jährige Mutter. Der Mann sei weder dem hessischen
       Verfassungsschutz noch der Polizei zuvor bekannt gewesen.
       
       In einem Bekennerschreiben und -Video, das der taz vorliegt, spricht ein
       Mann namens Tobias R. wirr über eine angebliche Geheimdienstüberwachung
       gegen ihn und beklagt „Ausländerkriminalität“ in Deutschland. Eine
       Ausweisung von Migranten könne „keine Lösung mehr sein, da die Existenz
       gewisser Volksgruppen an sich ein grundsätzlicher Fehler ist“. Es müssten
       daher mehrere „Völker komplett vernichtet werden“, erklärt der 43-Jährige.
       „Aus all den genannten Gründen blieb mir also nichts anderes übrig, so zu
       handeln, wie ich es getan habe.“
       
       Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte zu der Tat: „Das ist
       furchtbar, das erschüttert, das macht sprachlos.“ Der hessische Landtag
       hielt am Donnerstag eine Gedenkminute ab. Nach der Stellungnahme von Beuth
       sagte das Parlament alle heutigen Plenardebatten ab. „Heute ist nicht der
       Tag für politische Debatten“, sagte Landtagspräsident Boris Rhein (CDU).
       
       ## Aufrufe zu Mahnwachen
       
       Die Stadt Hanau lädt für 18 Uhr zu einer Mahnwache auf dem örtlichen
       Marktplatz ein. Dort sollen auch Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) und
       Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprechen.
       
       SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil rief zu einer Demonstration am
       Donnerstagabend in Berlin auf. „Wir müssen ein Zeichen setzen. Gegen den
       rechten Terror, gegen den rechten Hass, gegen Faschismus“, [3][schrieb er
       auf Twitter]. „Lasst uns um 18 h am Brandenburger Tor treffen und deutlich
       machen, dass wir den Hetzern und rechten Terroristen nicht unser Land
       überlassen.“
       
       Hamburgs Erster Bürgermeister [4][Peter Tschentscher (SPD) teilte per
       Twitter mit], das für heute geplante Finale des Wahlkampfs seiner Partei
       zur Wahl der Hamburger Bürgerschaft am Sonntag werde abgesagt. Stattdessen
       rief er dazu auf, um 16.30 Uhr vor dem Rathaus „der Opfer des Anschlags zu
       gedenken und gegen Rechts zu demonstrieren“.
       
       [5][Auf Twitter] riefen Einzelpersonen und Organisationen zu weiteren
       Mahnwachen in vielen kleinen und größeren Städten in ganz Deutschland auf.
       
       20 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/KLeikert/status/1230295547556302849
   DIR [2] /Fremdenfeindlichkeit-in-den-Medien/!5613032
   DIR [3] https://twitter.com/larsklingbeil/status/1230426199521972225
   DIR [4] https://twitter.com/TschenPe/status/1230463755844308992
   DIR [5] https://twitter.com/search?q=%23Hanau%20mahnwache&src=typed_query&f=live
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
       
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