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       # taz.de -- Die IAA kommt nach München: Das Paradies auf Erden
       
       > Der Umzug der IAA ist alternativlos. Schließlich hat die bayerische
       > Landeshauptstadt schon immer ein Herz aus lackiertem Blech.
       
   IMG Bild: Hier schlägt es noch, das Herz für Autos: Supercar-Treffen vor der BMW Welt in München 2019
       
       München ist schön. Die Isar schwingt ihr grünes Band durch diese Perle
       unter den Städten. Und wenn das Glockenspiel am Marienplatz erklingt,
       greifen Reisende aus aller Damen Länder zum Smartphone, machen Aufnahmen,
       auf denen noch ihr „Ahhh!“ und „Ohhh!“ zu hören ist, weil alles so schön
       ist an diesem wunderbaren Ort, von dem man nicht weiß, [1][warum er auf
       Erden liegt und nicht im Paradies]. Und dann ist da noch dieser Prachtbau,
       für den es nur ein Wort gibt: Märchenschloss. Seit 2007 strahlt die
       geschwungene Glasfassade der BMW-Welt vom Münchner Norden aus über die
       ganze Stadt in die Welt hinein.
       
       Wer weiß, dass dieser Palast von König Auto noch vor Neuschwanstein die
       meistbesuchte Sehenswürdigkeit im Freistaat Bayern ist, wird sich wundern,
       warum es überhaupt Diskussionen darüber gegeben hat, [2][wo sich die
       Internationale Automobilausstellung IAA nach ihrem Abschied aus Frankfurt
       ansiedeln möchte]. München mag einen Oberbürgermeister haben, der Freistaat
       einen Ministerpräsidenten, doch wer nur einen halben Tag in der
       Landeshauptstadt verbringt, wird spüren, dass die Stadt vom Auto regiert
       wird.
       
       Nirgendwo steht man so schön im Stau wie in München. Wem würde nicht das
       Herz aufgehen, wenn sich die Stadt im Glanz des frisch polierten Autolacks
       spiegelt. Hier schlägt es noch, das Herz für Autos, das stolzen
       Herrenfahrern andernorts von Jüngern einer schwedischen Schülerin brutal
       aus der Brust gerissen wird. Wenn der Ministerpräsident zum
       Mobilitätsgipfel ruft, tut er das aus Liebe, und Markus Söder überweist der
       notleidenden Automobilindustrie flugs 300 Millionen Euro. Auch die IAA
       bekommt vom Freistaat Geld. Wie schön es doch ist, wenn der automobile
       Sozialstaat Herz zeigt.
       
       Während anderswo über so merkwürdige Dinge wie den öffentlichen
       Personennahverkehr gesprochen wird, setzt man sich in München schon
       testweise in Flugtaxis, um die in Dauerstaus schön aufgereihten Produkte
       deutscher Ingenieurskunst von oben betrachten zu können. Ganz München ist
       schon jetzt eine tägliche Automobilausstellung.
       
       Die Bierstadt München feiert das Oktoberfest. Die Autostadt bekommt die
       IAA. Die Wiesn für das Auto ist endlich zu Hause angekommen. Finale dahoam.
       
       6 Mar 2020
       
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