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       # taz.de -- Umgang mit Coronavirus: Mit Kommunikation gegen Corona
       
       > Die Risikogefährdung wird auf „mäßig“ erhöht. Nun reagiert
       > Gesundheitsminister Spahn auf das Informationsbedürfnis in der
       > Bevölkerung.
       
   IMG Bild: Augen zu und durch: Dem Gesundheitssystem steht in nächster Zeit Stress bevor
       
       Berlin taz | Umringt von insgesamt sechs Expert*innen trat
       Gesundheitsminister Jens Spahn am Montagvormittag in Berlin vor die
       versammelte Hauptstadtpresse. Der Anlass: Täglich werden [1][weitere Fälle
       von Corona-Infizierten] in Deutschland bekannt – die Verunsicherung in der
       Bevölkerung steigt. Entsprechend groß war auch der Auftritt des
       Gesundheitsministers mit einem halben Dutzend führender Vertreter*innen
       verschiedener Gesundheitsinstitutionen. Dieser sei „Teil einer verstärkten
       Kommunikationsoffensive“, erklärte Spahn.
       
       Anzeigen in Zeitungen, Verstärkung von Telefonhotlines, vorproduzierte
       Radiospots und Social-Media-Informationen – mit einer ganzen Reihe an
       Aktivitäten möchte das Gesundheitsministerium auf das „große
       Informationsbedürfnis“ in der Bevölkerung reagieren, das in den letzten
       Tagen bereits die Serverkapazitäten des Ministeriums an seine Grenzen
       gebracht habe.
       
       Im gleichen Maße wie das Interesse am Coronavirus in den letzten Tagen
       anstieg, entwickelte sich auch die Zahl der Infizierten in Deutschland: Der
       Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, berichtete von
       insgesamt 150 bestätigten Fällen. Inzwischen seien zehn Bundesländer und 49
       Landkreise betroffen. Mit 86 Fällen kommen die meisten Betroffenen aus NRW,
       gefolgt von Bayern mit 26 und Baden-Württemberg mit 19 Fällen.
       
       Aufgrund dieser Entwicklung müsse mit weiteren Übertragungen,
       Infektionsketten und Ausbrüchen gerechnet werden, erklärte Wieler. Das
       Robert-Koch-Institut habe deshalb die Einschätzung der Risikogefährdung
       durch das Coronavirus von „leicht bis mäßig“ auf „mäßig“ erhöht.
       
       „Viel Drama in den sozialen Medien“ 
       
       Die Expert*innen riefen die Bevölkerung dazu auf, besonnen zu bleiben. Dem
       öffentlichen Gesundheitsdienst in Deutschland sei es bis jetzt immer
       gelungen, Pandemien zum Stillstand zu bringen, betonte René Gottschalk,
       Leiter des Gesundheitsamts der Stadt Frankfurt am Main. Auch mit dem
       Coronavirus werde das „sicher gelingen“. Im Vergleich zu dem Sars-Virus
       Anfang der 2000er Jahr sei es vermutlich weniger gefährlich.
       
       Vor zu großer Panik warnte auch Christian Drosten, Direktor des Instituts
       für Virologie der Berliner Charité. Er beobachte insbesondere in Bezug auf
       die Sterblichkeitsrate der Virus-Erkrankten „viel Drama in den sozialen
       Medien“.
       
       Die Sterblichkeit liege derzeit bei zwischen 0,3 und 0,7 Prozent. In den
       meisten Fällen handele es sich um milde Erkrankungen. Diese seien im
       Normalfall „gar kein Problem“, sagte Drosten. Laut Robert-Koch-Institut
       verliefen bei den bisher hauptsächlich aus China berichteten Fällen vier
       von fünf Krankheitsverläufen mild.
       
       Halskratzen, Fieber, Husten – dies seien häufige Symptome einer
       Coronaerkrankung, stellte Egbert Tannich, Vorstandsvorsitzender des
       Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, fest. Nur ein kleiner Anteil
       der Infizierten leide unter einer längeren Krankheitsphase mit
       Atemproblemen und einer Lungenentzündung.
       
       Gemäß dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit 
       
       Wer leicht erkältet sei und keinen Kontakt zu einer infizierten Person
       gehabt habe, müsse sich nicht zwingend testen lassen, sagte Stephan
       Hofmeister von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Einen Mangel gebe es
       jedoch nicht: „Die Tests sind da, es kann getestet werden“, stellte
       Hofmeister fest. Die Kosten dafür werden von den Krankenkassen übernommen.
       
       Auch wenn das Virus das Gesundheitssystem unter Stress setzen werde, so sei
       er der Überzeugung, „dass wir mit dem Virus umgehen können“, zeigte sich
       Gesundheitsminister Spahn überzeugt. Das weitere Vorgehen der
       Gesundheitsbehörden müsse dabei immer dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit
       folgen.
       
       Spahn sprach sich gegen Grenzschließungen oder die Einstellung von
       Direktflügen zwischen China und Deutschland aus. Die [2][Absage von
       Großveranstaltungen] oder die Schließung von Unternehmen müsse von Fall zu
       Fall geprüft werden. Schließlich mache es einen Unterschied, ob es sich um
       eine lokalen Handwerksbetrieb oder einen Konzern mit vielen Dienstreisenden
       handele.
       
       In Bezug auf den Umgang mit Großveranstaltungen hatte der Krisenstab der
       Bundesregierung am Freitag Prinzipien zur Risikobewertung beschlossen, an
       denen sich die lokalen Behörden orientieren sollen. Wie sich die
       Verbreitung des Virus entwickeln wird, sei schwer abschätzbar, sind sich
       die Expert*innen einig. Das erklärte gemeinsame Ziel: „Mit
       Sachinformationen Unsicherheiten abbauen.“
       
       2 Mar 2020
       
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