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       # taz.de -- Migration in die EU: Ein neues 2015? Na klar!
       
       > Konservative wollen es heute anders machen. Lieber nicht: Lasst die
       > Willkommenskultur von einst wiederaufleben!
       
   IMG Bild: Flüchtende in Pazarkule
       
       Man kann es nicht mehr hören: „2015 darf sich nicht wiederholen.“ –
       Konservative sprechen diesen Satz in jedes Mikrofon. Stimmt das? Kommt
       darauf an:
       
       2015, das war das Jahr des [1][„Wir schaffen das“], der Willkommenskultur
       und großen Solidarität. Davon brauchen wir nicht weniger, sondern mehr.
       Traurig ist, was in der Folge daraus wurde. 2015, das war nämlich auch:
       Über 1.000 Angriffe auf Unterkünfte für Geflüchtete, Hass und Hetze und
       mehr als 3.700 Menschen, die auf der Flucht im Mittelmeer verreckt sind.
       
       2015/2016 begann auf Initiative von CDU/CSU eine Serie von
       Asylrechtsverschärfungen; Abschiebungen wurden ausgeweitet, Rechte von
       Geflüchteten ausgehöhlt. Aus der optimistischen Willkommenskultur wurde
       erst Mutlosigkeit, dann Abschottung. Trotzdem – oder schlimmer noch: gerade
       deswegen – steigerte sich die AfD von 4 Prozent im Jahr 2015 in Umfragen
       auf 12,6 Prozent bei der Bundestagswahl 2017.
       
       ## Frühzeitig Strukturen schaffen
       
       Nein, dieses 2015 darf sich nicht wiederholen. Wir sind fünf Jahre weiter
       und haben die Lehren gezogen. Wir wissen: Unsere Kommunen brauchen mehr
       Unterstützung bei der Hilfe für Menschen in Not, um ihnen Anschluss und
       Teilhabe an Gesellschaft, Arbeitsmarkt und Bildungssystem zu ermöglichen.
       Wir wissen aber auch, dass wir uns auf viele Menschen und ihren Sinn für
       Menschenrechte und Menschenwürde verlassen können.
       
       Die Lehre aus 2015 lautet, frühzeitig Strukturen zu schaffen. Stadträte und
       Bürgermeisterinnen im ganzen Land und aus allen demokratischen Parteien
       haben erklärt, Geflüchteten Schutz zu bieten. Umso beschämender, dass die
       Große Koalition jetzt gerade mal einige wenige Minderjährige aufnehmen
       will.
       
       2020, das ist das Jahr [2][größter Not auf griechischen Inseln] und an der
       griechisch-türkischen Grenze. Ja, wo Grenzen sind, gibt es Kontrollen. Es
       muss aber auch Übergänge geben, Schutz für Menschen in Not. Denn: 2020 ist
       auch das Jahr Zehntausender freier Plätze in Deutschlands Unterkünften. Für
       einen europäischen Weg muss jemand vorangehen. Was hält uns davon ab, 2020
       das gute 2015 aufleben zu lassen?
       
       10 Mar 2020
       
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