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       # taz.de -- Rassismus in Deutschland: Kulturvielfalt statt Leitkultur
       
       > Integration braucht eine aufnahmewillige Gesellschaft. Und gleiche Regeln
       > für alle heißt nicht im Gleichschritt denken.
       
   IMG Bild: Gemeinsam Sport treiben macht mehr Spaß als allein, mit oder ohne Kopfbedeckung
       
       Wir leben im Jahr 2020: Gleichgeschlechtliche Paare dürfen heiraten, junge
       Männer müssen nicht mehr zur Bundeswehr und wir haben den Schritt hin zum
       selbstbestimmten Sterben geschafft. Deutschland ist ein liberales Land.
       Wirklich? Nicht ganz, denn beim Thema Integration sind wir im Jahr 1980
       stehengeblieben. Seit damals drehen wir immer wieder dieselben
       Argumentationsschleifen, ohne dass wir auch nur einen Schritt weiterkommen.
       
       Inzwischen leben rund 20 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund bei
       uns, rund 50 Prozent mit deutschem Pass. Die meisten sind integriert, aber
       akzeptiert fühlen sie sich nicht. Das liegt auch an der Politik, die immer
       wieder die [1][Leitkultur-] und Integrationsdebatte anheizt. Dabei ist
       Artikel 2, Abs.1 Grundgesetz eindeutig: „Jeder hat das Recht auf freie
       Entfaltung, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die
       verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“
       
       [2][Integration] heißt eben nicht, dass man im Gleichschritt leben oder
       denken muss, sondern stellt die Frage: „Nach welchen gemeinsamen Regeln
       wollen wir leben?“ Im Gegensatz dazu betont die Leitkultur die
       zwischenmenschlichen Unterschiede und fragt: „Wer gehört dazu, wer ist
       fremd?“ Die Debatte negiert schon in der Ausgangsfrage eine Integration,
       weil der „Fremde“ immer auch dann fremd bleibt, wenn er sich an die Regeln
       hält. Nach über 40 Jahren sollte klar sein. Erstens: Deutschland ist ein
       [3][Einwanderungsland]. Zweitens:
       
       Zur Integration gehört auch eine aufnahmebereite Gesellschaft. Drittens:
       Gemeinsame Regeln, die respektiert und durchgesetzt werden. Eine Leitkultur
       kann die Rechtsordnung nicht ersetzen. Kultur ändert sich schnell und
       stetig und ist kein solider Maßstab des Zusammenlebens. Als Liberaler und
       als Deutscher mit ausländischen Wurzeln ist mir wichtig: In unsere
       Gesellschaft soll sich jeder mit seinen Unterschieden einbringen – mit
       gleichen Rechten und Pflichten.
       
       16 Mar 2020
       
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