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       # taz.de -- Nahverkehr während Corona-Krise: Die Bahnsteige leeren sich
       
       > Der Regionalverkehr der Bahn soll in den kommenden Tagen reduziert
       > werden. Weniger Reisende gibt es schon jetzt.
       
   IMG Bild: Fast niemand da: Der Bahnhof am Potsdamer Platz ist derzeit ungewöhnlich leer
       
       Berlin taz | Rolltreppen knarzen, Bäckertüten rascheln, Rollkoffer rattern.
       Töne, die Fahrgäste in vollen Bahnhöfen normalerweise nicht hören. Anders
       am Montagmorgen am Berliner Hauptbahnhof: Die zunehmenden Einschränkungen
       wegen des Coronavirus zeigen sich auch in der Geräuschkulisse.
       
       Die Rolltreppen fahren unbeirrt, aber leer. Nur wenn gerade ein Zug
       angekommen ist, haben sie ein paar versprengte Reisende zu transportieren.
       Die Bahnhofshalle gleicht einem leeren Laufsteg. Ein Lokführer wartet
       allein auf Gleis 4 auf seinen Zug, den er gleich übernimmt: „Normalerweise
       ist es wesentlich voller“, meint er. „Dauernd rennen jetzt auch welche mit
       Lappen rum, [1][um die Züge zu reinigen]“, sagt er.
       
       10.06 Uhr, der RE 4 nach Ludwigsfelde fährt ein. Gleis 3 ist gespenstisch
       leer. Kathrin Großgebauer steigt aus: „Schon gruselig“, sagt sie durch
       ihren Mundschutz. „Sonst ist mega viel los. Schon eine komische Situation.“
       Manche hielten keinen Abstand und drängelten im Zug, ärgert sie sich: „Das
       ist eine grenzenlose Dummheit.“ Die 54-Jährige ist vorerst zum letzten Mal
       auf dem Weg zur Arbeit, weil sie sich einen Laptop abholt, um dann zu Hause
       zu arbeiten.
       
       Eine junge Frau schiebt gelassen ihren Koffer durch die Halle, sie will
       zurück ins Sauerland: „Ich mach mich nicht so verrückt.“ Der 19-jährige
       Martin Auer ist in Berlin zu Besuch und meint: „Leerer, aber die Geschäfte
       haben ja noch offen.“ Nur kaum jemand kauft etwas.
       
       ## Notfallfahrpläne sind in Arbeit
       
       In fast allen Nachbarländern außer den Niederlanden und Belgien ist der
       internationale Bahnverkehr bereits eingeschränkt oder ganz eingestellt.
       Nach Italien fährt kein Zug mehr, ebenso wenig nach Polen oder Tschechien.
       In den kommenden Tagen soll wohl zumindest der [2][Regionalverkehr auch in
       Deutschland eingeschränkt] werden. Die Bahn betont, dass nicht sie den
       Verkehr ausdünne, sondern Aufgabenträger*innen der Länder.
       
       Am Montag sagt ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums, der
       innerdeutsche Regionalverkehr der Deutschen Bahn verlaufe planmäßig. Die
       Bahn halte die Fahrpläne ohne Einschränkung aufrecht. Die Deutsche Bahn
       bestätigte diese Information. DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz
       bekräftigte, die DB werde so lange wie möglich und so gut wie möglich ihre
       Verkehrsleistungen erbringen: „Derzeit sind unsere Züge stabil im Einsatz.
       Auch für die kommenden Tage sind wir zuversichtlich.“
       
       Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg schreibt, dass sie mit anderen
       Unternehmen an Notfallfahrplänen arbeiten. Zu den jetzigen Fahrgastzahlen
       gibt es keine Informationen. Hamburger Verkehrsverbände melden, dass
       verstärkt Ferienrückkehrer*innen unterwegs seien, aber viele Pendler*innen
       im Homeoffice seien.
       
       Derweil läuft der Güterverkehr in Deutschland unverändert weiter. [3][Auch
       über die Grenzen].
       
       17 Mar 2020
       
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