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       # taz.de -- Boxen beim IOC in Corona-Zeiten: Aus dem Ring genommen
       
       > Drei Tage wurde gekämpft, dann erst wurde die Olympia-Qualifikation der
       > Boxer in London abgebrochen. Die Verantwortung trägt das IOC.
       
   IMG Bild: Erst Publikum, dann leere Ränge, dann Abbruch: Lange hielt das IOC am Turnier fest
       
       Mussten die Boxer erst aus dem Ring geprügelt werden? Jedenfalls wurde das
       Londoner Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele erst am
       Montagabend, am dritten Wettkampftag, wegen der Ausbreitung des Coronavirus
       gestoppt. 342 Boxer und Boxerinnen aus 45 Ländern traten an, um 77
       sogenannte Quotenplätze für Tokio 2020 auszuboxen.
       
       Schon dass das Publikum erst am Sonntagabend ausgeschlossen wurde,
       irritierte. Da ruhte in weiten Teilen der Welt bereits der gesamte
       Wettkampfbetrieb. Sogar Franco Falcinelli, der Präsident des europäischen
       Amateurbox-Verbandes, hatte sich für eine Verlegung ausgesprochen, doch das
       veranstaltende Internationale Olympische Komitee (IOC) hielt am Turnier,
       das noch bis zum 24. März dauern sollte, fest.
       
       Dabei bestand die Gefahr der Infektion nicht nur während des Wettkampfs
       selbst. Die meisten Sportler, 30 Delegationen, waren im selben
       Holiday-Inn-Hotel in London untergebracht. Gemeinsam wurden die Sportler zu
       den Wettkampfstätten gebracht. Das IOC, das sich nun doch zur [1][Absage]
       durchringen konnte – das für Mai in Paris geplante weltweite
       Qualifikationsturnier wurde gleich mit abgesagt –, sprach gleichwohl
       nicht von einer Verantwortung für die Gesundheit der Sportler, sondern man
       habe „die Entscheidung angesichts der sich verschärfenden internationalen
       Reisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen getroffen“.
       
       ## Ein deutsches Ticket wurde vergeben
       
       Die deutsche Delegation begrüßte den Abbruch. „Angesichts der Situation
       hätte man nur überlegen sollen, ob man das Turnier überhaupt startet“, sagt
       Michael Müller, Sportdirektor des Verbandes.
       
       Was die Veranstaltung sportlich zu bedeuten hat, ist auch noch unklar: Das
       bislang einzige Olympiaticket eines deutschen Boxers hat sich der
       Federgewichtler Hamsat Shadalov aus Berlin erkämpft: Am Montagabend, kurz
       vor Abbruch, gewann er seinen Achtelfinalkampf gegen den Iren Kurt Walker
       5:0. Wie die anderen Tickets für Tokio vergeben werden, bleibt unklar –
       aber ob die Spiele wirklich stattfinden, ist ja auch in der Schwebe.
       
       Dass das IOC überhaupt für das Boxturnier zuständig ist, liegt an der
       [2][Suspendierung] des Weltboxverbandes Aiba wegen Korruption und
       Verschuldung. Der Beweis, dass das Boxen beim IOC besser aufgehoben ist,
       wurde bislang nicht wirklich erbracht.
       
       17 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.olympic.org/news/ioc-boxing-task-force-suspends-european-qualifier-in-london-and-all-remaining-events-until-may
   DIR [2] /Kolumne-Pressschlag/!5597561
       
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