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       # taz.de -- Trotz Corona-Ausbruch: Ischgl bleibt authentisch
       
       > Vom Tiroler Skiparadies aus eroberte Corona halb Europa. Vor Ort hielt
       > man dicht – auf dass die Party niemals ende.
       
   IMG Bild: In Ischgl ging es die vergangenen Wochen nur um eines: Saufen
       
       Während des Winters ist [1][die Gaudi in Ischgl zu Hause]. Im Norden Tirols
       ist man lustig und fidel. Oder man wird es schnell, denn weit muss man
       nicht fahren im riesigen Skigebiet der Silvretta Arena, will man der Laune
       mit Alkohol auf die Sprünge helfen. Die hohen Gipfel grüßen aus dem Engadin
       und machen sich gut als Hintergrund auf Instagram. Es muss ja keiner
       wissen, dass man seinen Skipass nicht so richtig ausfährt. Mit dem Jagatee
       in der Hand kann man von der Terrasse der Bergraststätte Höllboden aus die
       Könner sehen, die sich die schwarze Piste von der Greitspitze in das
       Höllkar hinunterstürzen, als gäbe es kein Morgen.
       
       Allein ist man nie in Ischgl. Mehr als 10.000 Übernachtungsbetten hat der
       Ort – mit Lounge, Bar, Spa und allem Drum und Dran. Einen sozialeren Ort
       wird man sich kaum denken können. Ganz nah kann man sich kommen in den
       großen Lokalen, wo abends nach dem Skifahren das Stehvermögen ein weiteres
       Mal auf die Probe gestellt wird. Am Ballermann der Alpen bekommt Respekt,
       wer nicht mehr grade gehen kann, weil er zu viel gesoffen hat. Hier ist
       noch Held, wer viel verträgt. Und der Mann, der zur Partymusik irgendeiner
       Frau so nahe kommt, dass man es anderswo, und das zu Recht, wohl als
       Verbrechen bezeichnen würde, muss keine Angst haben, belangt zu werden
       [2][in dieser Perle der Alpen].
       
       Und wer jetzt sagt, das sei doch alles nicht mehr schön, das seien nicht
       die echten Aplen und Ischgl sei alles andere als original tirolerisch, der
       wird gerade eines Besseren belehrt. Von Ischgl aus erobert dieses Virus
       halb Europa. [3][Ischgl wird zum Hotspot von Corona]. Und eine Woche lang
       passiert rein gar nichts in dem Ort. Die Lifte laufen und die Partys
       sowieso. Keiner meldet oder tut gar was. Alle halten dicht im Ort, auf dass
       die Feier niemals ende.
       
       Ischgl ist geblieben, was es immer war – ein aplenländisches
       Bergbauernkaff. Dort halten die Menschen noch zusammen gegen den Rest der
       Welt. Und wenn die Welt verreckt, Ischgl ist authentisch.
       
       Und jetzt, nachdem der Ort geschlossen hat, sagt der Bürgermeister, er
       glaube nicht, dass Corona dem Image von Ischgl geschadet hat. Recht hat er.
       Diesem Image konnte schon lange nichts mehr schaden. Darauf einen Jagatee!
       
       21 Mar 2020
       
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   DIR Andreas Rüttenauer
       
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