URI: 
       # taz.de -- Kriminalstatistik Berlin: Das jährliche Zahlenritual
       
       > Trotz gestiegener Straftaten ist Berlin im Vergleich zu 2018 ein bisschen
       > sicherer geworden. Zunahme bei Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.
       
   IMG Bild: Polizeipräsidentin Barbara Slowik und Innensenator Andreas Geisel (SPD)
       
       Dass das Bild abgegriffen ist, hindert Andreas Geisel (SPD) nicht daran, es
       immer wieder zu benutzen. „Wo Licht ist, ist auch Schatten“, sagte der
       Innensenator am Montag, als er mit Polizeipräsidentin Barbara Slowik die
       [1][Kriminalstatistik der Polizei] für 2019 vorstellte.
       
       Mit 513.426 erfassten Straftaten ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um
       0,3 Prozent gestiegen. Aber weil Berlin auch letztes Jahr um 31.000
       Menschen gewachsen ist, sei die Stadt statistisch gesehen trotzdem ein
       wenig sicherer geworden. Gemessen auf 100.000 Einwohner wurden 14.086
       Straftaten registriert, das sind 74 Taten weniger als 2018. Touristen und
       Pendler sind nicht inbegriffen. Die Aufklärungsquote lag bei 44,7 Prozent.
       Andere deutsche Großstädte schnitten besser ab, räumten Geisel und Slowik
       ein. Aber zum Wesen einer Hauptstädte gehöre nun mal, dass sie „magnetische
       Kräfte“ auf Kriminelle ausübe.
       
       Was in dem Zahlenwerk ins Auge springt: Taten gegen die sexuelle
       Selbstbestimmung haben deutlich zugenommen. Bei Vergewaltigung, sexueller
       Nötigung und sexuellen Übergriffen verzeichnet die Polizei eine Zunahme von
       12,1 Prozent. Ein Grund für das vermehrte Strafanzeigenaufkommen könne die
       MeToo-Debatte sein, „was ich begrüße“, so Geisel. Vielleicht gebe es aber
       noch andere Gründe. Die Polizei werde das im Auge behalten.
       
       Um fast 90 Prozent zugenommen haben Verbreitung, Besitz und Herstellung von
       kinderpornografischen Schriften. Die zuständige Fachabteilung habe 10
       zusätzliche Mitarbeiter bekommen und könne deutlich mehr Fälle bearbeiten,
       erklärte Polizeipräsidentin Slowik die Zunahme.
       
       Sogenanntes Cybergrooming ist um 45,5 Prozent gestiegen. Es bedeutet, dass
       erwachsene Männer versuchen, über Chats und soziale Netzwerke sexuelle
       Kontakte zu Kindern und Jugendlichen aufzunehmen. Die große Anzahl der
       verfügbaren Medien vereinfache diese Kontaktaufnahme unter Ausnutzung der
       Arglosigkeit der potenziellen Opfer, so Slowik. „Die Medienkompetenz der
       Kinder ist nicht mit der gleichen Geschwindigkeit gestiegen.“
       
       Bei der Internetkriminalität gibt es einen Anstieg von knapp 27 Prozent.
       Auch Rauschgiftdelikte haben um 9,8 Prozent zugenommen. Geisel führte das
       auch auf die erhöhte Kontrolltätigkeit der Polizei an Handelsorten wie dem
       Görlitzer Park zurück.
       
       Bei den politisch motivierten Straftaten sind 1.932 Taten von
       Rechtsextremisten (PMK rechts) verzeichnet worden, dabei handelt es sich in
       153 Fällen um Gewalttaten. Die PMK rechts ist damit um acht Prozent
       gestiegen. Die Schwierigkeit bei den Ermittlungen sei, dass sich das
       Beweismaterial fast ausschließlich auf Datenträgern befinde, so Slowik.
       „Wir müssen unsere Auswertetechnik deutlich stärken.“
       
       Die politisch motivierten Taten von Linksextremisten sind um 12,6 Prozent –
       insgesamt 1.389 Fälle – gestiegen. Die Gewaltdelikte „links“ gingen von 290
       auf 257 Fälle zurück.
       
       Leichte Rückgänge gibt es unter anderem bei Taschen-, Laden- und
       Fahrraddiebstählen. Zugenommen hat Wohnraumeinbruch – mit Ausnahme von
       Einfamilienhäusern. Villenbesitzer träfen „vermehrt selbst Vorsorge“, sagte
       der Innensenator.
       
       9 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.kriminalitaetsatlas.berlin.de/K-Atlas/atlas.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Plutonia Plarre
       
       ## TAGS
       
   DIR Andreas Geisel
   DIR Barbara Slowik
   DIR Kriminalstatistik
   DIR Polizei Berlin
   DIR Barbara Slowik
   DIR Andreas Geisel
   DIR Kindesmissbrauch
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Statistik zur Raddiebstählen in Berlin: Rad und Rätsel
       
       Im Corona-Jahr 2020 wurden weniger Fahrräder gestohlen, sagt die Polizei:
       Überraschung? Keine Überraschung: In Kreuzberg kommen die meisten Räder
       weg.
       
   DIR Polizei-Strukturreform Berlin: Motivierte Einheit
       
       Polizeipräsidentin erstattet Bericht zum Stand der Polizeistrukturreform:
       deutlich positives Feedback zu Brennpunkteinheit.
       
   DIR Anschlagsserie in Berlin-Neukölln: Keine Hinweise auf Polizei-Leck
       
       Die Sonderkommission „Fokus“ hat die Neuköllner Anschlagsserie auf 72
       Taten erweitert. Beschlagnahmte Datenträger sind noch nicht vollständig
       entschlüsselt.
       
   DIR Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch: Weg mit den Scheuklappen
       
       Kindesmissbrauch spielt sich oft im oder über das Netz ab. Doch deutschen
       Beamten fehlen die Befugnisse um an Pädophilenplattformen heranzukommen.