URI: 
       # taz.de -- Artenvielfalt in Niedersachsen: Bauern gegen Volksbegehren
       
       > Ein Verband will keine Unterschriften für ein Gesetz gegen Artenschwund
       > in Niedersachsen sammeln. Er hat Angst vor Regeln ohne Entschädigung.
       
   IMG Bild: Ach, wie schön: Ein Schmetterling, ein Kohlweißling, sitzt auf der Blüte einer Distel
       
       Berlin taz | Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) lehnt
       das [1][Volksbegehren zum Schutz der Artenvielfalt] in Niedersachsen ab.
       „Ein Gesetz einer amtierenden Regierung ist besser, weil die Bauern dann
       sicherer einen finanziellen Ausgleich für schärfere Naturschutzregeln
       bekommen. Initiatoren eines Volksbegehrens können wir nicht für
       Kompensation verantwortlich machen, die Regierung schon“, sagte Ottmar
       Ilchmann, AbL-Landesvorsitzender, der taz. Der Verband kämpft für
       Bauernhöfe, die von den Eigentümern geführt und ökologisch orientiert sind.
       Seine Stimme hat in der Umweltbewegung bei Agrarfragen großes Gewicht.
       
       Das Volksbegehren in Niedersachsen ist bundesweit bedeutend, da die
       Landwirtschaft dort so viel einnimmt wie sonst nirgendwo in Deutschland.
       Die Initiatoren – der Naturschutzbund (Nabu), die Grünen und der Deutsche
       Erwerbs- und Berufsimkerbund – wollen ab Ende März/Anfang April die nötigen
       610.000 Unterschriften sammeln, damit der Landtag in Hannover über den Text
       entscheiden muss.
       
       [2][Der Gesetzentwurf] sieht unter anderem vor, den Bio-Anteil an der
       Agrarfläche von derzeit 4 bis zum Jahr 2030 auf mindestens 20 Prozent zu
       erhöhen. Pestizide sollen in Naturschutzgebieten verboten werden. In 5
       Meter breiten Streifen an Gewässern dürften weder konventionelle Ackergifte
       noch Dünger eingesetzt werden. Den Bauern wäre gesetzlich untersagt,
       „naturnahe Strukturelemente“ wie Hecken oder Bäume zu beseitigen.
       
       AbL-Chef Ilchmann befürchtet, dass die Landwirte für diese kostspieligen
       Maßnahmen wenig Kompensationen bekommen, „wenn das jetzt über ein
       Volksbegehren einer Regierung quasi aufgezwungen wird“. Die
       SPD-CDU-Regierung in Hannover habe sich unter Druck des angedrohten
       Volksbegehrens bereits bewegt und den Umweltschützern Angebote gemacht.
       Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sehe
       „weitreichende Verbesserungen“, die damit möglich wären.
       
       ## „Steilvorlage für die CDU“
       
       „Bei unklarer Entschädigung bietet das Volksbegehren dem Bauernverband, CDU
       und FDP eine Steilvorlage, die derzeit besonders große Wut der Bauern auf
       die bewährten Feindbilder wie Umweltorganisationen und Grüne zu lenken“,
       warnt Ilchmann. Die vor Kurzem entstandende Bauernprotestbewegung „Land
       schafft Verbindung“ fange an zu verstehen, dass die Unionsparteien und der
       von ihnen unterstützte Bauernverband für das Höfesterben und die niedrigen
       Erzeugerpreise verantwortlich seien. „Ich sehe da schon interessante
       Ansätze, verkrustete Diskussionen aufzubrechen. Aber wenn in Niedersachsen
       das Volksbegehren startet, können die üblichen Verdächtigen mit dem Finger
       zeigen: Da der Nabu, das ist euer einziges Problem.“
       
       Die Initiatoren des Volksbegehrens wiesen Ilchmanns Einwände zurück. „Die
       Finanzzusagen des Umweltministers Olaf Lies sind völlig vage und
       unverbindlich“, sagte Hans-Joachim Janßen, Co-Landesvorsitzender der
       Grünen, der taz. „Es fehlt eine gesetzliche Grundlage. Wir schreiben
       hingegen den finanziellen Ausgleich für Einschränkungen der
       landwirtschaftlichen Nutzung direkt ins Gesetz zum Volksbegehren.“ Auch die
       vorgeschlagenen Ziele der Landesregierung seien zu allgemein.
       Beispielsweise habe sie bisher nicht angegeben, um wie viel Prozentpunkte
       sie den Anteil des Öko-Landbaus ausbauen wolle.
       
       Auch Holger Buschmann, Chef des Nabus in Niedersachsen, versprach eine
       Kompensation von Verlusten durch das angestrebte Naturschutzgesetz:
       „Sollten wirtschaftliche Einbußen für Betriebe entstehen, werden diese
       selbstverständlich über einen Erschwernisausgleich finanziell
       ausgeglichen.“
       
       11 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Volksbegehren-fuer-besseren-Artenschutz/!5668194
   DIR [2] https://www.artenvielfalt-niedersachsen.jetzt/wp-content/uploads/Gesetzentwurf-Muster_Unterschriftenbogen.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
   DIR Landwirtschaft
   DIR Naturschutz
   DIR Niedersachsen
   DIR Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
   DIR Volksbegehren Artenvielfalt
   DIR Landwirtschaft
   DIR Naturschutz
   DIR Landwirtschaft
   DIR Volksbegehren Artenvielfalt
   DIR Landwirtschaft
   DIR Naturschutz
   DIR Volksbegehren
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Volksbegehren Artenvielfalt: Besser als in Bayern
       
       Das niedersächsische Volksbegehren Artenvielfalt wird wohl noch im November
       gestoppt – wenn der Landtag den „niedersächsischen Weg“ verabschiedet.
       
   DIR Volksbegehren Artenvielfalt: Landwirte auf Einschüchterungs-Tour
       
       Die Koordinatoren des niedersächsischen Volksbegehrens Artenvielfalt
       prangern an, dass sie von Bauern beim Unterschriftensammeln behindert
       werden.
       
   DIR Volksbegehren zum Artenschutz: Nabu geht auf Nummer sicher
       
       Der Umweltverband will nicht allein auf den „niedersächsischen Weg“ beim
       Natur- und Artenschutz vertrauen. Er treibt sein Volksbegehren weiter
       voran.
       
   DIR Artenschutz in Niedersachsen: Natur-Volksbegehren verschoben
       
       Die Initiatoren des Volksbegehrens zur Artenvielfalt im wichtigen Agrarland
       Niedersachsen wollen später Unterschriften sammeln. Wegen Corona.
       
   DIR Volksbegehren zur Artenvielfalt: Druck von unten
       
       Das Volksbegehren für mehr Artenschutz in Niedersachsen zu starten, ist
       richtig. Aber die Umweltschützer dürfen den Bogen nicht überspannen.
       
   DIR Bauernbewegung in Niedersachsen: Von AfD abgrenzen? Nö!
       
       Eine Sprecherin der Bauernbewegung „Land schafft Verbindung“ sagt: Es ist
       egal, ob uns die Rechtsradikalen oder eine andere Partei unterstützen.
       
   DIR Neue Untersuchung zu Insektensterben: Glühwürmchen in Gefahr
       
       In England gibt es immer weniger der leuchtenden Käfer. Auch in Deutschland
       ist der Schwund hoch. Schuld sind vor allem Pestizide.
       
   DIR Volksbegehren für besseren Artenschutz: Mehr Öko, weniger Pestizid
       
       In Niedersachsen soll ein Volksbegehren für besseren Artenschutz sorgen.
       Das Umwelt- und das Landwirtschaftsministerium halten dagegen.