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       # taz.de -- Fifa-Chef in der Coronakrise: Clever geheuchelt
       
       > Ausgerechnet Fifa-Präsident Gianni Infantino sieht in der Coronakrise
       > eine Chance, den Fußball zu reformieren. Das klang bis zuletzt noch ganz
       > anders.
       
   IMG Bild: Gianni Infantino, FIFA-Präsident, Anfang März auf dem UEFA-Kongress in Amsterdam
       
       BERLIN taz | Manchmal wird es so richtig kitschig, wenn die Menschen aus
       ihrer verordneten Isolation heraus über die Zukunft der Welt nach Corona
       philosophieren. Von Solidarität ist dann mindestens die Rede und davon,
       dass die Leute nicht nur räumlich zusammenrücken werden. Das Ende des
       Neoliberalismus wird schon jetzt gefeiert und die ganz große Hoffnung, dass
       sich bald alle ganz lieb haben, wird über die sozialen Medien geäußert.
       Auch der Fußball möchte ein bescheideneres Gesicht zeigen, wenn die Seuche
       besiegt ist. Das sagt Gianni Infantino, der Präsident des Internationalen
       Fußballverbands.
       
       Der Fifa-Boss meinte, das Coronavirus sei eine Chance für seinen Sport.
       „Vielleicht können wir den Fußball reformieren, indem wir einen Schritt
       zurück machen“, sagte er in einem Interview, das die italienische
       [1][Gazetta dello Sport] anlässlich seines 50. Wiegenfests (herzlichen
       Glückwunsch nachträglich!) mit ihm geführt hat.
       
       Weniger Turniere könne er sich vorstellen, „dafür interessantere.
       Vielleicht weniger Teams, dafür größere Ausgeglichenheit. Weniger Spiele,
       dafür umkämpftere Partien.“ Schön wär's, werden sich viele Freunde des
       Fußballspiels denken, die über die Jahre ein wenig an Übersättigung leiden
       und dem Schweizer an der Fifa-Spitze kein Wort glauben.
       
       Es ist noch keine vier Wochen her, da hat Infantino seine [2][“Vision
       2020–2023“] vorgestellt. Um die ganze weite Fußballwelt besser verknüpfen
       zu können, sollen demnach mehr Wettbewerbe ausgespielt werden. Es ist ein
       gigantischer Wachstumsplan, den Infantino da vorgelegt hat.
       
       ## Geheilter Größenwahn
       
       Zuvor hatte er schon eine Klub-Weltmeisterschaft mit 24 Mannschaften
       erfunden, die Pläne für eine weltweite Nations League ausarbeiten lassen,
       die Teilnehmerzahl der Männer-WM von 32 auf 48 erhöht und die der Frauen-WM
       von 24 auf 32.
       
       Weil das Weltturnier 2019 in Frankreich so gut gelaufen ist, könne er sich
       vorstellen, die Frauen-WM statt alle vier künftig alle zwei Jahre
       auszutragen. Gianni Infantino erfindet Turniere und verschachert sie
       meistbietend. So kennt man ihn.
       
       Und jetzt? Hat die Coronakrise Infantino zum Nachdenken gebracht? Gehört er
       zu denen, die ihr Schaffen in der Einsamkeit des Homeoffice grundsätzlich
       überdenken? Hat ihn das Virus vom Größenwahn geheilt? Oder ist, was er
       gesagt hat, nichts anderes als pure Heuchelei? Wir hätten da so eine
       Vermutung.
       
       25 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.gazzetta.it/Calcio/nazionali/22-03-2020/infantino-il-mio-calcio-contro-virus-campo-quando-non-ci-saranno-rischi-poi-3601911140843_preview.shtml?reason=unauthenticated&origin=http%3A%2F%2Fwww.gazzetta.it%2FCalcio%2Fnazionali%2F22-03-2020%2Finfantino-il-mio-calcio-contro-virus-campo-quando-non-ci-saranno-rischi-poi-3601911140843.shtml
   DIR [2] https://www.fifa.com/who-we-are/vision/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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