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       # taz.de -- Coronakrise in Österreich: Tiroler Skigebiete unter Quarantäne
       
       > Laut Bundeskanzler Kurz stehen das Paznauntal und die Gemeinde St. Anton
       > ab sofort unter Quarantäne. Schüler sollen via Mail unterrichtet werden.
       
   IMG Bild: Galtür im Paznauntal, Österreich
       
       Wien taz | Das bei Winterurlaubern beliebte Tiroler Paznauntal mit den
       Dörfern Ischgl und Galtür sowie die Gemeinde St. Anton am Arlberg werden ab
       sofort unter Quarantäne gestellt. Das gab Bundeskanzler Sebastian Kurz
       Freitagnachmittag in einer Pressekonferenz bekannt. Ausländische Gäste
       werden registriert und sollen auf direkten Weg nach Hause fahren. Deren
       Heimatbehörden sollen darauf achten, dass sie anschließend zwei Wochen in
       häuslicher Isolierung verbleiben. Österreichische Urlauber sollen ebenfalls
       zwei Wochen zuhause bleiben.
       
       Die Quarantäne der [1][vom Coronavirus besonders betroffenen Gebiete] gilt
       vorerst für 14 Tage. Dort wird es ohnehin langweilig, denn ab Sonntag
       beenden sämtliche Skigebiete die Saison, in Tirol bereits ab Samstag.
       Größere Sport- und Kulturveranstaltungen wurden landesweit schon in den
       vergangenen Tagen abgesagt. Das gilt für den Vienna Marathon im April, für
       die Salzburger Osterfestspiele, für Burgtheater und Oper, für die
       Bundesmuseen und die Fußball-Bundesliga.
       
       Schülerinnen und Schüler bleiben ab Montag zu Hause. Sie haben eine
       Email-Adresse zugewiesen bekommen, an die Aufgaben geschickt werden sollen.
       Der Unterricht soll – soweit möglich – elektronisch fortgesetzt werden.
       Vorerst gilt das bis Ostern. Freiluftveranstaltungen dürfen von maximal 500
       Personen besucht werden, für Indoor-Events gilt eine Höchstzahl von 100.
       
       An zusätzlichen Maßnahmen werden ab Montag die Geschäfte geschlossen,
       soweit es sich nicht um Lebensmittelhandel, Apotheken und Drogerien oder
       Tierfutterläden handelt. Ausgenommen sind auch Post, Banken und andere
       Geschäfte, die für die Grundversorgung notwendig seien, so Kurz.
       Restaurants, Cafés und Gaststätten dürfen bis 15 Uhr öffnen.
       
       ## 6.600 Verdachtsfälle
       
       In Erwartung drastischer Eingriffe in das Geschäftsleben haben die Menschen
       schon am Vormittag die Supermärkte gestürmt und Tonnen an Konserven,
       Mineralwasser und Klopapier nach Hause getragen. Appelle von Innenminister
       Karl Nehammer (ÖVP), man solle keinen Falschmeldungen aufsitzen, denn die
       Lager der Supermärkte seien gut gefüllt, verhallten zunächst ungehört.
       
       Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) verhängte ein Besuchsverbot
       für die Krankenhäuser. Davon ausgenommen seien nur Kinder- und
       Palliativstationen. Für die „besonders vulnerablen Gruppen, die in dieser
       Situation ein besonderes Risiko haben“, nämlich Menschen über 70 und solche
       mit schweren Vorerkrankungen“ arbeite man, so Anschober ein „Schutzprogramm
       mit allen Maßnahmen in Österreich aus“.
       
       Bislang seien 6.600 Verdachtsfälle auf Covid-19 getestet worden, 432 davon
       seien positiv ausgefallen. Eine Situation wie in Italien wolle man „mit
       allen demokratischen Möglichkeiten“ vermeiden.
       
       Vor einem Dilemma stehen Eltern, die nach der Schließung von Schulen und
       Kindergärten kleinere Kinder zu betreuen haben. Bundeskanzler Kurz will
       Arbeitgebern nichts verordnen, doch bietet die Regierung an, ein Drittel
       der Lohnkosten zuzuschießen, wenn Arbeitnehmer bei voller
       Gehaltsfortzahlung nach Hause geschickt werden. Wo immer möglich sei
       Mitarbeitern das Teleworking von Zuhause zu gestatten.
       
       Auch die Abschottung gegenüber den Nachbarn wird hochgefahren. Die
       Grenzübergänge zu Italien, wo zuletzt nur Transitpassagiere durchgelassen
       wurden, sind jetzt geschlossen. An den Grenzen zur Schweiz und zu
       Liechtenstein wird kontrolliert. Flüge aus der Schweiz, aus Spanien und
       Frankreich werden nicht mehr ins Land gelassen. Gleichzeitig rief
       Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) aber die geschätzten 150.000
       Landsleute, die sich gerade im Ausland befinden, zur Heimkehr auf. Alle
       nicht unumgänglichen Reisen sollten abgesagt werden.
       
       13 Mar 2020
       
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