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       # taz.de -- Coronavirus-Pandemie in den USA: Trump ruft nationalen Notstand aus
       
       > Vom Kleinreden zum Krisenmanagement: Der US-Präsident einigt sich mit den
       > Demokraten auf ein Hilfspaket. Und er will sich wohl selbst auf das Virus
       > testen lassen.
       
   IMG Bild: Hält sich selbst für pudelgesund – US-Präsident Trump
       
       Washington/Berlin ap/dpa/taz | Lange Zeit erachtete [1][er die Verbreitung
       des Coronavirus in den USA als vernachlässigenswertes Problem]. Doch nun
       hat Präsident Donald Trump eine Kehrtwende unternommen und die Pandemie zu
       einem nationalen Notstand erklärt. Dadurch würden bis zu 50 Milliarden
       Dollar (45 Milliarden Euro) für die Regierungen der Bundesstaaten und die
       Kommunalverwaltungen frei, um auf die Krisensituation zu reagieren, sagte
       er am Freitag. „Ich rufe offiziell einen nationalen Notstand aus“, erklärte
       er im Rosengarten des Weißen Hauses. Mit den das Repräsentantenhaus im
       US-Kongress dominierenden Demokraten einigte Trump sich zusätzlich auf ein
       Hilfspaket.
       
       Der Präsident kündigte an, dass die USA den Ölmarkt stützen würden, indem
       sie Öl kauften, um ihre strategischen Reserven „bis oben“ aufzufüllen. Der
       Ölpreis war in den vergangenen Tagen stark gesunken. Zudem erlasse er die
       Zinsen auf Studentenkredite seiner Regierung, um finanzielle Erleichterung
       zu gewähren, sagte der Präsident.
       
       Er verleihe Gesundheitsminister Alex Azar Notstandsbefugnisse, um
       Regelungen und Gesetze auszusetzen mit dem Ziel, Ärzten und Krankenhäusern
       bei der Behandlung von Patienten „Flexibilität“ zu gewähren, sagte Trump.
       Er kündigte auch eine Partnerschaft zwischen dem Staat und der
       Privatwirtschaft an, um die US-Kapazitäten für Tests auf das Virus
       Sars-CoV-2 zu auszuweiten. Bei der Zahl der durchgeführten Tests liegen die
       USA im Vergleich [2][bislang weit hinter den europäischen und asiatischen
       Ländern zurück].
       
       Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Trump das Team für Internationale
       Gesundheit im Nationalen Sicherheitsrat gefeuert und diese Entscheidung in
       den vergangenen Tagen mehrfach verteidigt. Die Zerschlagung des Teams hatte
       nach Meinung vieler Experten dafür gesorgt, dass die USA verspätet das
       Virus reagiert haben. Im Rosengarten des Weißen Hauses wies er aber jede
       Verantwortung für diesen Schritt zurück. Insgesamt zeichnete sich die
       Gesundheitspolitik unter Trump bisher dadurch aus, dass die von seinem
       Vorgänger Obama unternommenen Reformen und Verbesserungen des lückenhaften
       US-Gesundheitssystems [3][wieder rückgängig gemacht wurden].
       
       Die Aktienkurse reagierten indes positiv auf Trumps Ankündigungen. Der
       Dow-Jones-Index für Industriewerte schloss 9,4 Prozent höher.
       
       Mit dem Kongress einigte sich das Weiße Haus schließlich am Freitagabend
       zudem auf ein breiteres Hilfspaket, wie die demokratische Vorsitzende im
       Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, am Freitagabend bekannt gab. Pelosi
       handelte die Maßnahmen mit Finanzminister Steven Mnuchin aus, da sie und
       Trump aufgrund ihres frostigen Verhältnisses nicht mehr direkt miteinander
       sprechen.
       
       Das Hilfspaket beinhalte kostenlose Tests auf das Virus, zwei Wochen
       Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, mehr Arbeitslosengeld und eine
       Aufstockung von Lebensmittelhilfen für Kinder, Familien und Ältere. Das
       Repräsentantenhaus stimmte mit 464 Ja- gegen 40 Nein-Stimmen für ein
       entsprechendes Gesetz, das aber noch durch den Sena muss, in dem die
       Republikaner die Mehrheit haben. Der Senat wird am Montag tagen, danach
       muss Trump das Gesetz unterschreiben. Das wolle er so schnell wie möglich
       tun, twitterte der Präsident.
       
       ## Einreisestopp für Europäer in Kraft getreten
       
       In der Nacht zum Samstag trat der [4][von Trump verhängte Einreisestopp für
       Menschen aus weiten Teilen Kontinentaleuropas] in Kraft. Die Maßnahme gilt
       für Reisende aus dem Schengen-Raum, der 26 europäische Staaten umfasst,
       darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz. Inzwischen äußerte Trump
       die Überlegung, Personen aus Großbritannien und Irland, die beide von ihm
       ausdrücklich nicht in die Liste der betroffenen Länder aufgenommen wurden,
       doch ebenfalls mit einem Einreisestopp zu belegen.
       
       Nach [5][Angaben der John Hopkins University] wurden in den USA inzwischen
       mehr als 2100 Infektionen und 47 Todesfälle registriert. Es wird aber mit
       einer sehr hohen Dunkelziffer gerechnet.
       
       Auch Trump selbst sieht sich dem Verdacht ausgesetzt, er könne sich das
       Virus eingefangen haben. Der Präsident hatte am vergangenen Wochenende
       Kontakt mit gleich zwei Coronavirus-Infizierten. Neben einem Mitglied einer
       brasilianischen Delegation habe Trump in seinem Ressort Mar-a-Lago in
       Florida auch eine andere Person getroffen, die seither positiv auf das
       Virus Sars-CoV-2 getestet worden sei, verlautete am Freitagabend aus
       informierten Kreisen. Trump sagte dazu im Rosengarten, [6][er werde sich
       wahrscheinlich bald auf das Coronavirus testen lassen], habe aber keine
       Symptome.
       
       ## Nobelpreisträger sieht Glaubwürdigkeitsverlust Trumps
       
       Der US-Wirtschaftsnobelpreisträger von 2013, Robert Shiller, sieht die
       Glaubwürdigkeit des US-Präsidenten Donald Trump im US-Wahlkampf von der
       Corona-Krise gefährdet. Bislang hätten die Wähler „mit einigem Amüsement“
       Trumps „tägliche Eskapaden verfolgt“, [7][sagte Shiller dem Spiegel]. „Nun
       aber wird ernsthaft über die Schwächen des amerikanischen
       Gesundheitssystems diskutiert. Es gibt so viele Menschen in den USA, die
       nicht versichert sind, die keinen Arzt finden und die nicht mal getestet
       werden. Das vergrößert zweifellos die Chancen der Demokraten.“
       
       Die US-Regierung habe zu spät auf die Epidemie reagiert. „Trump war mehr
       damit beschäftigt, die Leute in Sicherheit zu wiegen, als wirksame
       Maßnahmen gegen die Krankheit in Gang zu setzen“, sagte Shiller. Jetzt
       seien alle „überrascht, wie sehr die Krise das öffentliche Leben
       beeinträchtigt“. Trump behaupte, er habe für eine starke Wirtschaft,
       niedrige Arbeitslosigkeit und hohe Aktienkurse gesorgt. Er könne seine
       Glaubwürdigkeit verlieren wie Präsident Herbert Hoover (1929-1933) in der
       Weltwirtschaftskrise.
       
       14 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Coronavirus-in-den-USA/!5670277
   DIR [2] /Trump-und-die-Coronakrise/!5671628
   DIR [3] /Drastische-Massnahme-gegen-Europaeer/!5671449
   DIR [4] /Coronavirus-breitet-sich-weiter-aus/!5671394
   DIR [5] https://coronavirus.jhu.edu/map.html
   DIR [6] https://www.theguardian.com/world/2020/mar/13/donald-trump-coronavirus-national-emergency
   DIR [7] https://www.spiegel.de/wirtschaft/us-nobelpreistraeger-robert-shiller-der-naechste-crash-koennte-massiv-sein-a-99ae03c8-944e-4ecb-a74e-7010521bed19
       
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