# taz.de -- Artenschutz in Niedersachsen: Natur-Volksbegehren verschoben
> Die Initiatoren des Volksbegehrens zur Artenvielfalt im wichtigen
> Agrarland Niedersachsen wollen später Unterschriften sammeln. Wegen
> Corona.
IMG Bild: Muss noch etwas auf seine UnterstützerInnen in Nierdersachsen warten: der Kleiner Maivogel
Berlin taz | Wegen der Corona-Pandemie soll das Volksbegehren Artenschutz
im wichtigen Agrarland Niedersachsen später als bisher geplant beginnen. Da
derzeit soziale Kontakte auf ein Minimum reduziert werden müssten, seien
„Infostände, Veranstaltungen und Unterschriftensammeln nicht zu
verantworten“, sagte Hans-Joachim Janßen, Mit-Initiator und
Co-Landesvorsitzender der Grünen. Wenn es die Lage zulasse, werde es nach
den Osterferien losgehen, die in Niedersachsen bis 14. April dauern.
Ursprünglich sollten die ersten Unterschriften Ende März/Anfang April
gesammelt werden.
Die ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
(AbL) begrüßte die Entscheidung. „Das verschafft uns eine Atempause, um zu
gemeinsamen Lösungen zu kommen“, sagte der niedersächsische Landeschef der
Bauernorganisation, Ottmar Ilchmann, am Mittwoch der taz. Jetzt müssten die
Umweltschützer mit der Landesregierung weiter über Maßnahmen für mehr
Artenschutz verhandeln, die auch einen finanziellen Ausgleich für Landwirte
garantierten.
Die AbL hatte das Volksbegehren vergangene Woche [1][in der taz] abgelehnt.
Der Verband zieht ein zu beschließendes Gesetz der Landesregierung vor,
weil die Bauern dann seiner Meinung nach sicherer einen finanziellen
Ausgleich für schärfere Naturschutzregeln bekämen. Die Organisation kämpft
für Bauernhöfe, die von den Eigentümern geführt sind. Seine Stimme hat in
der Umweltbewegung bei Agrarfragen großes Gewicht.
„Unsere Überzeugung, dass wir das Volksbegehren Artenvielfalt.Jetzt! in
Niedersachsen dringend brauchen, ist weiterhin ungebrochen“, sagte Holger
Buschmann, Landeschef des Naturschutzbunds, der ebenfalls zu den
Initiatoren gehört. „Inzwischen haben wir mehr als 100 Bündnispartner
gewonnen, die mit uns für mehr Artenvielfalt in Niedersachsen eintreten.“
## Ziel: 20 Prozent Bio-Anteil
Das Volksbegehren in Niedersachsen ist bundesweit bedeutend, da die
Landwirtschaft dort so viel einnimmt wie sonst nirgendwo in Deutschland.
Die Initiatoren – der Naturschutzbund (Nabu), die Grünen und der Deutsche
Erwerbs- und Berufsimkerbund – wollen die nötigen 610.000 Unterschriften
sammeln, damit der Landtag in Hannover über den Text entscheiden muss.
[2][Der Gesetzentwurf] sieht unter anderem vor, den Bio-Anteil an der
Agrarfläche von derzeit 4 bis zum Jahr 2030 auf mindestens 20 Prozent zu
erhöhen. Pestizide sollen in Naturschutzgebieten verboten werden. In 5
Meter breiten Streifen an Gewässern dürften weder konventionelle Ackergifte
noch Dünger eingesetzt werden. Den Bauern wäre gesetzlich untersagt,
„naturnahe Strukturelemente“ wie Hecken oder Bäume zu beseitigen. Vorbilder
für das Volksbegehren in Niedersachsen sind die Kampagnen „Rettet die
Bienen“ in Bayern und Baden-Württemberg.
18 Mar 2020
## LINKS
DIR [1] /Artenvielfalt-in-Niedersachsen/!5670230/
DIR [2] https://www.artenvielfalt-niedersachsen.jetzt/wp-content/uploads/Gesetzentwurf-Muster_Unterschriftenbogen.pdf
## AUTOREN
DIR Jost Maurin
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