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       # taz.de -- Wegen Corona-Krise: EZB legt Notkaufprogramm auf
       
       > Die Europäische Zentralbank will die wirtschaftlichen Folgen der
       > Corona-Seuche abfedern. Es sollen für 750 Milliarden Euro Anleihen
       > gekauft werden.
       
   IMG Bild: Da kommt das Geld her: die Zentrale der Europäischen Zentralbank im Frankfurter Osten
       
       Frankfurt/Main dpa/rtr | Im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der
       Coronavirus-Pandemie hat die [1][Europäische Zentralbank] ein
       Notkaufprogramm für Anleihen in Höhe von 750 Milliarden Euro angekündigt.
       Es soll dabei um Wertpapiere der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft
       gehen, wie die EZB überraschend in der Nacht zum Donnerstag mitteilte.
       „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliches Handeln“, schrieb
       EZB-Chefin Christine Lagarde auf Twitter. „Wir sind im Rahmen unseres
       Mandats entschlossen, das volle Potenzial unserer Werkzeuge auszuschöpfen“,
       betonte sie.
       
       Trotz der massiven EZB-Geldspritzen wurde erwartet, dass der Dax
       Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge am Donnerstag erneut
       niedriger startet. Am Mittwoch hatte er wegen wieder aufgeflammter
       Rezessionsängste 5,6 Prozent im Minus bei 8441,71 Punkten geschlossen.
       
       Die Ölpreise dagegen stoppten am Donnerstag die Talfahrt der vergangenen
       Handelstage vorerst. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der
       Nordseesorte Brent 26,29 US-Dollar. Das waren 1,41 Dollar mehr als am
       Vortag.
       
       Mit dem Ankaufprogramm will die EZB unter anderem dazu beitragen, dass es
       auf den Finanzmärkten infolge der Coronavirus-Krise nicht zu weiteren
       Verwerfungen kommt, die die Wirtschaft zusätzlich belasten würden. Experten
       erwarten infolge der Pandemie einen Wirtschaftseinbruch; das Ausmaß der
       Folgen ist wegen der sich weiterhin rapide verändernden Situation aber noch
       nicht absehbar.
       
       Das Ankaufprogramm werde beendet, sobald der EZB-Rat die Coronavirus-Krise
       für bewältigt halte, aber nicht vor Jahresende, erklärte die EZB weiter.
       Das Entscheidungsgremium der Zentralbank, der EZB-Rat, weichte auch
       bestehende Kriterien auf, welche Papiere von der Notenbank angekauft werden
       können. Demnach kann die EZB nun beispielsweise auch Staatsschulden
       Griechenlands ankaufen.
       
       ## EZB-Chefin Lagarde: „Keine Grenzen“
       
       Die EZB stehe bereit, den Rahmen des Programms wenn nötig in der Höhe
       auszuweiten und die Kriterien der infrage kommenden Wertpapiere anzupassen,
       „so viel wie nötig und so lange wie nötig“, erklärte die EZB. Die Notenbank
       sei entschlossen, die finanziellen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass
       alle Bereiche der Wirtschaft die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie
       meistern könnten, hieß es weiter. „Das gilt gleichermaßen für Familien,
       Firmen, Banken und Regierungen“, erklärte die EZB. Lagarde schrieb auf
       Twitter: „Es gibt für unseren Einsatz für den Euro keine Grenzen.“
       
       Europas Währungshüter hatten aber bereits vergangene Woche ein Bündel von
       Maßnahmen gegen die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie
       beschlossen. 120 Milliarden Euro zusätzlich wollte die EZB demnach bis
       Jahresende in Anleihenkäufe stecken. Es war zunächst nicht sofort klar, ob
       die Summe nun ein Teil des neuen 750-Milliarden-Programms ist oder ob sie
       noch zusätzlich Anleihenkäufe darstellt.
       
       ## Billige Kredite für Banken
       
       Mit Hilfe besonders günstiger Langfristkredite will die EZB Banken ferner
       dazu bewegen, vor allem kleine und mittelgroße Firmen mit Geld zu
       versorgen, wie es vergangene Woche hieß. Zudem stellten weltweit führende
       Notenbanken die Versorgung des Finanzsystems mit der Weltreservewährung
       US-Dollar sicher. Bislang waren die Maßnahmen an den Aktienmärkten aber
       weitgehend verpufft.
       
       Der Leitzins für die Eurozone ist bereits negativ. Experten sind daher
       skeptisch, ob eine weitere Absenkung der bereits historisch niedrigen
       Zinsen im Euroraum den Konsum tatsächlich ankurbeln würde.
       
       In den USA hat die Notenbank Federal Reserve ihren Leitzins wegen der
       wirtschaftlichen Verwerfungen infolge der Coronavirus-Epidemie bereits in
       zwei Schritten von 1,75 bis 1,5 Prozent auf inzwischen fast null Prozent
       gesenkt. Zudem will die Fed die Wirtschaft mit einem 700 Milliarden Dollar
       schweren Anleihekaufprogramm ankurbeln und Banken vorübergehend
       Notfallkredite gewähren, wie sie es bereits nach der großen Finanzkrise
       2008 getan hatte.
       
       19 Mar 2020
       
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