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       # taz.de -- Corona-Tote in Wolfsburger Pflegeheim: Anzeige gegen Betreiber
       
       > Die Zahl der Toten in einem Wolfsburger Pflegeheim steigt auf 17. Auch in
       > der örtlichen Klinik häufen sich inzwischen die Corona-Fälle.
       
   IMG Bild: Hanns-Lilje-Heim in Wolfsburg: Es dauerte zu lange, bis hier auf den Coronavirus getestet wurde
       
       Minden taz | In Wolfsburg ist der Krisenstab im Dauereinsatz: Erst der
       dramatische [1][Corona]-Ausbruch im Hanns-Lilje-Pflegeheim in der
       vergangenen Woche – jetzt hat auch noch das Klinikum 14 infizierte
       Mitarbeiter gemeldet. Und es liegen noch gar nicht alle Testergebnisse der
       250 Patienten und 150 Mitarbeiter vor.
       
       In dem Krankenhaus wurde umgehend ein Aufnahmestopp verhängt. Neue
       Patienten nehmen nur noch die Kinderklinik und der Kreißsaal an – auf allen
       anderen Stationen fängt man an, Patienten auf Einzelzimmer zu verteilen,
       Neuankömmlinge werden auf die Kliniken in der Region verwiesen.
       
       [2][Im Hanns-Lilje-Heim] sind derweil fünf weitere Bewohner verstorben.
       Damit summierte sich die Anzahl der Toten am Montag auf 17. Das Pflegeheim
       hat es inzwischen geschafft, die Infizierten räumlich von den übrigen
       Bewohnern zu trennen. Sie befinden sich auf jeweils eigenen Stockwerken,
       eine Schleuse soll ein weiteres Verschleppen des Virus verhindern.
       
       Gleichzeitig wird die Kritik am Krisenmanagement lauter: Erste Berichte
       über infizierte Bewohner gab es schon am 20. März – trotzdem dauerte es
       noch fast eine Woche, bis alle Bewohner und das Personal getestet wurden.
       Ein Wolfsburger Anwalt hat deshalb Anzeige gegen die Diakonie, die
       Heimbetreiberin, erstattet. Nach Berichten in den lokalen Medien beruft er
       sich darin auch auf Aussagen von Beschäftigten, die Hygienemängel
       beklagten.
       
       ## Schutzausrüstung wird knapp
       
       Anzeige erstattet hat er allerdings in eigenem Namen und nicht im Auftrag
       von Beschäftigten oder Angehörigen, teilte die zuständige
       Staatsanwaltschaft in Braunschweig mit. Ein Sprecher bezeichnete die in der
       Anzeige aufgeführten Vorwürfe als „eher pauschal“. Die Diakonie äußerte
       sich überrascht und betroffen: Man habe sehr früh Besuchsverbote verhängt,
       mehrere Begehungen mit Vertretern des Gesundheitsamts hätten keine
       Beanstandungen ergeben.
       
       In Wildeshausen im Landkreis Oldenburg ist eine weitere Seniorenresidenz
       von einem Corona-Ausbruch betroffen. Hier sind 23 Bewohner und 17
       Mitarbeiter positiv getestet worden, nachdem ein 89-Jähriger mit
       Vorerkrankungen und Coronainfektion gestorben war. Bei den anderen
       Erkrankten gab es bisher allerdings vor allem milde Verläufe. Auch im
       Landkreis Göttingen soll eine Pflegeeinrichtung Coronainfektionen gemeldet
       haben.
       
       Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) kündigte deshalb
       jetzt eine „verschärfte Gangart“ an: Pflegeeinrichtungen dürften ab sofort
       keine neuen Patienten mehr aufnehmen – es sei denn, sie könnten eine
       umfassende Quarantäne gewährleisten. Auch die Einhaltung des Besuchs- und
       Betretungsverbotes soll strenger durchgesetzt werden.
       
       Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hatte schon am Wochenende gefordert,
       dass die Schutzkonzepte in den knapp 12.000 vollstationären Pflegeheimen
       dringend angepasst werden müssten. Außerdem ist die Verfügbarkeit von
       Schutzkleidung, Masken und Desinfektionsmitteln immer noch ein großes
       Problem. Aus der Diakonie Wolfsburg hieß es, es zeichneten sich Engpässe
       für die kommenden Tage ab, wenn nicht alle Bestellungen zeitnah
       ausgeliefert würden.
       
       30 Mar 2020
       
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