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       # taz.de -- Senat verschärft Auflagen gegen Corona: Versammeln verboten
       
       > Treffen ab zehn Personen sind in Berlin nun verboten. Restaurants dürfen
       > nur noch Speisen zum Mitnehmen anbieten. Und das Abitur wird verschoben.
       
   IMG Bild: Hier sitzt niemand mehr: Samstagabend im Simon-Dach-Kiez in Friedrichshain
       
       Berlin dpa/taz | Größere Treffen sind verboten, die Restaurants zu und das
       Abi verschoben. An diesem Sonntag wollen Berlin und Brandenburg mit den
       anderen Bundesländern und dem Bund diskutieren, ob es wegen der
       Corona-Pandemie noch weitaus härtere Einschnitte geben soll – zum Beispiel
       Ausgehbeschränkungen.
       
       Die Berliner CDU hat am Samstag für die Hauptstadt bereits eine sofortige
       Ausgangssperre für 21 Tage vorgeschlagen. Zu den Ideen der
       Oppositionspartei gehören auch Bundeswehreinsätze im Innern – unter anderem
       zur Überwachung der Ausgangssperre. Müller hatte am Freitag angekündigt,
       Ausgehbeschränkungen möglichst zu vermeiden – auch aus Sorge vor den
       sozialen Folgen.
       
       Bereits am Samstag hatte der Senat neue Maßnahmen zur Eindämmung der
       Coronavirus-Pandemie beschlossen, die ab dem heutigen Sonntag gelten: Es
       darf es in der Hauptstadt keine Veranstaltungen, Versammlungen und
       Ansammlungen über zehn Personen mehr geben, teilte der Regierende
       Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit. [1][Gaststätten mit Tischbetrieb]
       müssen ab Sonntag für den Publikumsverkehr schließen. Sie dürfen aber
       weiter Speisen und Getränke zur Abholung oder zur Lieferung anbieten.
       
       Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) [2][verschob die Abiturprüfungen
       und den Mittleren Schulabschluss am Samstagabend auf die Zeit nach den
       Osterferien]. Viele Jugendliche hätten den Ernst der Lage noch nicht ganz
       verstanden und könnten zur Prüfungszeit in der Schule zu viel Nähe
       zueinander suchen, hieß es zur Begründung.
       
       ## Zugang zur Notbetreuung gelockert
       
       Der Berliner Senat will Eltern mit [3][Berufen bei der Feuerwehr, in der
       Pflege und im Einzelhandel] ab sofort den Zugang zur Notbetreuung für ihre
       Kinder erleichtern. Künftig reiche es aus, wenn ein Elternteil in einem
       dieser Berufe arbeite, teilte die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und
       Familie am Samstag mit. Bislang wurde vorausgesetzt, dass beide Elternteile
       in diesen Bereichen arbeiten.
       
       Am Flughafen Tegel dürfen auch weiterhin nachts Maschinen landen. Die
       Aufhebung des Nachtflugverbots für ankommende internationale Flüge werde
       bis zum 3. April verlängert, hieß es von der Senatsverwaltung für Verkehr.
       Damit solle Urlaubern, die aus dem Ausland zurückkehren, eine rasche
       Heimkehr ohne Umwege mit Bustransfers ermöglicht werden.
       
       Die Akzeptanz der Verbote variierte am Samstagabend in den Berliner
       Stadtteilen stark. Während gutbürgerliche Kieze wie Friedenau verwaist
       wirkten, tummelten sich im zentralen Schöneberg Menschen vor Dönerbuden und
       in Waschsalons – ohne Abstand. Und die Polizei twitterte: „Über 100
       Erwachsene und Kinder trafen sich im Strandbad Müggelsee. Mit dieser
       Schnapsidee sind die Verantwortlichen baden gegangen. Anzeige ist raus.
       StayHome geht anders.“
       
       Nach den Berechnungen des Handelsverbands Berlin-Brandenburg übersteigt die
       Nachfrage in den Supermärkten inzwischen das Volumen des
       Weihnachtsgeschäfts um fast das Dreifache. Die Geschäfte litten weiter
       unter einem „irrationalen Abverkauf“ von Waren wie Toilettenpapier, Seife,
       Drogerieartikeln, Mehl und Pasta, sagte Hauptgeschäftsführer Nils
       Busch-Petersen am Samstag.
       
       „Am verkaufsoffenen Sonntag werden sich wahrscheinlich viele Märkte nicht
       beteiligen. Das Personal muss auch mal durchatmen“, ergänzte er. Staatliche
       Vorgaben zur Begrenzung des Kundenansturms in den Geschäften seien jedoch
       nicht nötig, betonte Busch-Petersen. Es sei klüger, das den Häusern selbst
       zu überlassen. Busch-Petersen wandte sich auch direkt an die Berliner:
       „Leute, entspannt euch. Wenn es voll ist, kommt später oder kommt am
       nächsten Tag früh wieder. Es wird niemand verhungern.“
       
       In Berlin sind mit Stand Samstagnachmittag 1.025 Fälle des neuartigen
       Coronavirus bestätigt. Die Gesundheitsverwaltung teilte mit, dass die
       Kontaktpersonen im Rahmen der Containmentstrategie ermittelt, kontaktiert
       und isoliert würden.
       
       579 Personen der Infizierten seien männlich, 446 weiblich. Im Krankenhaus
       isoliert und behandelt werden laut Gesundheitsverwaltung 39 Personen, davon
       14 intensivmedizinisch. Alle anderen Personen seien häuslich isoliert.
       Bisher ist in Berlin ein am neuartigen Coronavirus erkrankter Patient, ein
       95-jähriger Mann mit schweren Vorerkrankungen, verstorben.
       
       22 Mar 2020
       
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