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       # taz.de -- Luftqualität in Quarantänegebieten: Weniger Schadstoffe
       
       > Umweltsatelliten haben einen deutlichen Rückgang von Luftschadstoffen
       > über Regionen mit strengen Quarantänemaßnahmen festgestellt.
       
   IMG Bild: Quarantäne führt zu sauberer Luft, auch in China
       
       Paris afp | In den wegen der Coronavirus-Pandemie unter Quarantäne
       stehenden Gebieten verbessert sich nach Angaben von Wissenschaftlern die
       Luftqualität. In Norditalien habe sich die Konzentration des Schadstoffs
       Stickstoffdioxid „im Durchschnitt fast halbiert“, sagte Vincent-Henri Peuch
       vom europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus. Die Europäische
       Umweltagentur berichtete über ähnliche Luftveränderungen in Barcelona und
       Madrid, wo die spanischen Behörden Mitte März eine Ausgangssperre
       verhängten.
       
       Zuerst waren die Veränderungen in der Luft in China, dem Ursprungsland der
       Coronavirus-Pandemie, aufgefallen. [1][Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa]
       aus dem Februar zeigten eine starke Verringerung der Konzentration von
       Stickstoffdioxid in Wuhan, während über die gesamte Provinz Hubei und rund
       60 Millionen Menschen eine Ausgangssperre verhängt war.
       
       „Dies ist das erste Mal, dass ich einen so dramatischen Abfall über einem
       so großen Gebiet für ein bestimmtes Ereignis gesehen habe“, sagte der
       Nasa-Forscher Fei Liu. Sogar während der Wirtschaftskrise vor mehr als zehn
       Jahren sei der Rückgang der Stickstoffdioxid-Werte „zeitlich
       kontinuierlicher“ gewesen, sagte der Experte für Luftqualität der
       Europäischen Umweltagentur, Alberto Gonzalez Ortiz. Da China den Höhepunkt
       seiner Krise mittlerweile hinter sich hat, ist [2][auf neueren Bildern der
       Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ein Wiederanstieg der
       Stickstoffdioxid-Emissionen zu erkennen].
       
       Stickstoffdioxid (NO2) wird hauptsächlich von Fahrzeugen, Industrieanlagen
       und Heizkraftwerken produziert. „NO2 ist ein kurzlebiger Schadstoff mit
       einer Lebensdauer in der Atmosphäre von etwa einem Tag“, sagte Peuch. Der
       Schadstoff kann eine schwere Entzündung der Atemwege hervorrufen.
       
       ## Trotz Ausgangssperre hat Paris verschmutzte Luft
       
       Allerdings bedeutet weniger NO2 nicht notwendigerweise sauberere Luft. So
       kam es in Peking im Februar zu erhöhten Feinstaubwerten, wie das
       Erdbeobachtungszentrum der Nasa mitteilte. Auch in Paris wurde die Luft am
       Freitag wegen einer erhöhten Menge an Feinstaubpartikeln und
       Stickstoffdioxid als „mäßig verschmutzt“ eingestuft, obwohl seit drei Tagen
       eine Ausgangssperre galt.
       
       Laut Peuch hängt die Konzentration der Schadstoffe auch vom Wetter ab.
       Zudem würden einige Emissionsquellen wie die Energieproduktion und der
       Energieverbrauch der Haushalte „wahrscheinlich nicht merklich abnehmen,
       wenn mehr Menschen zu Hause bleiben müssen“. Der Wissenschaftler erwartet
       jedoch, dass auch die Konzentration der Feinstaubpartikel und von
       Kohlenmonoxid (CO) „mit der Zeit voraussichtlich ebenfalls abnehmen“ wird.
       
       Wissenschaftler überprüfen nun auch die Daten für andere Länder und
       Regionen, die ihre Einwohner aufgefordert haben, zu Hause zu bleiben,
       darunter Bayern, Belgien, Kalifornien und Frankreich, um zu sehen, ob der
       Trend ähnlich ist.
       
       22 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://earthobservatory.nasa.gov/images/146362/airborne-nitrogen-dioxide-plummets-over-china
   DIR [2] https://www.esa.int/Applications/Observing_the_Earth/Copernicus/Sentinel-5P/COVID-19_nitrogen_dioxide_over_China
       
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