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       # taz.de -- Corona und die Olympischen Sommerspiele: Wut über Verzögerungstaktik
       
       > Die Olympischen Spiele verschieben? Lange wollte das IOC nicht mal
       > darüber reden. Durch den Verzicht Kanadas kommt nun Schwung in die
       > Debatte.
       
   IMG Bild: Versucht händeringend, alles zu händeln: IOC-Präsident Thomas Bach
       
       Frankfurt am Main/Jena/ Tokio dpa | Die Sportausschuss-Vorsitzende des
       Bundestags hat die vom Internationalen Olympischen Komitee verkündete
       Vier-Wochen-Frist bis zur Entscheidung über eine mögliche Verlegung der
       Sommerspiele in Tokio heftig kritisiert. „Ich finde die Entscheidung
       respektlos gegenüber den Athletinnen und Athleten und angesichts der Lage
       auf der Welt verantwortungslos“, sagte Dagmar Freitag [1][im Interview des
       HR-Inforadios] am Montag.
       
       Diese Hinhaltetaktik produziere „einen massiven Vertrauensverlust“ und
       zeige „ein eklatantes Führungsversagen“, sagte die SPD-Politikern. „Herrn
       Bach laufen die Athleten davon. Das Produkt Olympia steht auf dem Spiel.“
       Es werde höchste Zeit, dass IOC-Präsident Thomas Bach das begreife.
       Freitag: „Das IOC muss wissen: Wer nicht entscheidet, über den wird
       entschieden.“
       
       Sie plädiert für eine Verlegung der Tokio-Spiele. „Ich bin für eine
       Verschiebung um ein Jahr“, sagte Freitag. Eine Olympia-Absage hält sie
       nicht für richtig: „Wir müssen sehen, dass Lebensträume bei den Athleten
       zerplatzen, die vier Jahre für die Olympischen Spiele trainiert haben.“
       
       Sollte das IOC entscheiden, die Sommerspiele in Japan wie geplant zu
       veranstalten, könne der Bund im schlimmsten Fall die Zahlung der
       Entsendungskosten verweigern. „Ich glaube nicht, dass es so weit kommen
       wird. Das regeln die Athleten schon selbst“, sagte Freitag
       
       Das IOC hatte am Sonntag mitgeteilt, binnen einer Frist von vier Wochen
       eine Entscheidung über Austragungsoptionen der Tokio-Spiele treffen zu
       wollen.
       
       Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler hat sich für Olympische Spiele im
       nächsten Jahr ausgesprochen. „Wir Athleten – international kann ich da für
       die Leichtathletik sprechen – sind der Meinung, dass 2021 aktuell die
       maximale Sicherheit bietet“, sagte der 28-Jährige aus Jena am Montag im
       „Morgenmagazin“ der ARD und des ZDF. Man werde diese Meinung in einer
       Telefonkonferenz am Montagabend mit dem Weltverbandschef Sebastian Coe
       (Großbritannien) vortragen. Röhler ist Athletensprecher des
       Leichtathletik-Weltverbandes.
       
       ## Kanadas Olympisches Komitee erhöht Druck
       
       Vier Wochen sind für Röhler „ein sehr, sehr langer Zeitraum“, wie er sagte.
       „Vier Wochen, die wir fit bleiben müssen, obwohl wir gar nicht wissen,
       wohin wir trainieren. Wir arbeiten aktuell daran, dass noch schnellere,
       noch präzisere Entscheidungen getroffen werden.“
       
       Am Sonntag hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) [2][erstmals
       Gedankenspiele dieser Art zugelassen] und sich selbst einen
       Vier-Wochen-Zeitraum für die Entscheidung gegeben. Auch Japans
       Premierminister Shinzo Abe sprach von einer Verschiebung der Sommerspiele
       in seinem Land. Vor dem Parlament in Tokio sagte er am Montag, dass damit
       gerechnet werden müsse. Von einer Absage könne aber keine Rede sein.
       
       „Es ist schwierig, Spiele unter diesen Umständen abzuhalten, wir müssen
       über eine Verschiebung entscheiden, wobei die Gesundheit der Athleten
       oberste Priorität hat“, sagte Premierminister Abe. Die endgültige
       Entscheidung aber liege beim IOC.
       
       Kanadas Olympisches Komitee (COC) erhöhte den Druck auf das IOC weiter und
       gab als erstes Land bekannt, dass man in diesem Sommer wegen der
       Corona-Krise auf eine Entsendung von Sportlern verzichten werde. Die
       „schwierige Entscheidung“ sei mit Zustimmung von Sportverbänden und der
       kanadischen Regierung getroffen worden, hieß es. „Das ist kein Boykott“,
       sagte Kommunikationsdirektor Photi Sotiropoulos der Deutschen
       Presse-Agentur. Das Paralympische Komitee Kanadas entschied gleichermaßen
       für die Paralympics.
       
       [3][Im kommenden Jahr] sei man gern dabei, sollte dies mit Rücksicht auf
       die Entwicklung der Pandemie und die Gesundheit der Weltbevölkerung möglich
       sein, teilte das COC mit. Zudem unterstütze man das IOC bei der Lösung
       aller Probleme, die eine Verschiebung mit sich bringe.
       
       Derzeit sind die Spiele eingeplant für den Zeitraum vom 24. Juli bis 9.
       August 2020. Eine Verschiebung wäre eine monumentale Entscheidung und ein
       massiver Eingriff in den komplexen Kalender des Weltsports. Denkbar ist
       eine Verlegung in den Herbst, auf Sommer 2021 oder gar auf 2022. Am
       wahrscheinlichsten dürfte die Verlegung um ein Jahr sein. Im Sommer 2021
       sind aber zum Beispiel die Weltmeisterschaften der Schwimmer in
       Fukuoka/Japan und die der Leichtathleten in Eugene/USA vorgesehen. Gegen
       2022 spricht, dass in dem Jahr im Februar die Olympischen Winterspiele in
       Peking und im November und Dezember die Fußball-Weltmeisterschaf in Katar
       stattfinden.
       
       Die selbst gesetzte Deadline von vier Wochen gab das Internationale
       Olympische Komitee nach einer Telefonkonferenz der Exekutive bekannt und
       schloss gleichzeitig eine Komplett-Absage der Sommerspiele aus. Der Druck
       bezüglich einer Entscheidung war zuvor immer größer geworden. Neben vielen
       Athleten aus Deutschland und weltweit hatten sich auch der Schwimm- und der
       Leichtathletikverband der USA für eine Verlegung ausgesprochen. Die USA
       haben großes Gewicht, weil der dort übertragende Sender NBC so viel Geld
       für die Übertragungsrechte an das IOC bezahlt wie sonst keine
       Fernsehstation der Welt.
       
       23 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ka-news.de/nachrichten/sportmix/sportpolitik/news/Sportpolitikerin-Freitag-Fuehrungsversagen-des-IOC;art448,2513035
   DIR [2] /Debatte-um-Olympische-Spiele/!5668967
   DIR [3] /Plan-B-fuer-die-Olympischen-Spiele/!5667603
       
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