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       # taz.de -- Verbot von Wochenmärkten wegen Corona: Mehr Markttage würden’s tun
       
       > Der linksalternative Bauernverband AbL kritisiert die Schließung von
       > Wochenmärkten in Sachsen. Dabei würde eine Entzerrung ausreichen, so der
       > Verband.
       
   IMG Bild: Hält Sachsen an der Schließung von Märkten fest, wird es auch mit dem Spargelverkauf schwierig
       
       Berlin taz | Nach der Schließung aller Wochenmärkte in Sachsen hat die
       [1][Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)] Mitteldeutschland
       die Maßnahmen scharf kritisiert.
       
       Die stellvertretende Landesvorsitzende Claudia Gerster nannte es
       „fachlichen Unsinn“ und forderte, die Anordnung sofort rückgängig zu
       machen. Wochenmärkte seien systemrelevant, da sie einen „wichtigen Beitrag
       zur Nahversorgung der Bevölkerung“ leisten. Als mögliche Schutzmaßnahmen
       vor Infektionen schlug die AbL vergrößerte Marktflächen für mehr Abstand
       sowie mehr Markttage in der Woche zur Verteilung der Besucherzahlen vor.
       
       Der sächsische Innenminister hatte vergangenen Dienstag [2][die Schließung
       aller Wochenmärkte im Freistaat] verkündet. Begründet wurde dies damit,
       dass man die geforderten Abstände von mindestens 1,50 Meter nicht einhalten
       könne und dass die Märkte vor allem von älteren Menschen besucht werden.
       Dies sei eine Gruppe, die Schutz benötige. Aufgrund von Unklarheiten in der
       Direktive öffneten Märkte in Chemnitz und Dresden am Mittwoch dennoch und
       wurden später abrupt beendet.
       
       Die meisten Wochenmärkte in Deutschland bleiben allerdings weiterhin
       geöffnet, mit neuen Abstands- und Hygieneregeln. Nur einzelne Städte, wie
       Melsungen in Nordhessen, setzten ihre Märkte ebenfalls aus.
       
       ## Andrang auf Märkten hat sich abgeschwächt
       
       Die Marktgilde veröffentlichte bereits neue Regeln, die dafür sorgen
       sollen, dass auf den Wochenmärkten Abstand gewahrt wird und die Menschen
       sich nicht zu lange auf dem Gelände aufhalten. So wurden alle
       Sitzmöglichkeiten und Tische verbannt.
       
       Sebastian Stahl ist Leiter der Berliner Zweigniederlassung der Deutschen
       Marktgilde. Er beobachtet auf den Wochenmärkten weiterhin erhöhten Zulauf.
       Im Vergleich zur Woche davor, in der viele intensive Einkäufe getätigt
       wurden, habe sich der Andrang bereits deutlich abgeschwächt.
       
       ## Kein Wochenmarktverbot in Berlin
       
       Der Berliner Senat hat nicht vor, die Wochenmärkte wie in Sachsen zu
       schließen. Aber Stahl weiß: „Wie es morgen aussieht, ist ungewiss.“ Er
       wolle kein „Glaskugellesen“ betreiben. Die Entscheidung der sächsischen
       Landesregierung könne er nicht nachvollziehen. Auf dem Wochenmarkt sei man
       an der freien Luft und stehe nicht wie in Supermärkten dicht gedrängt an
       den Kassen Schlange.
       
       Die Breite der an den Ständen angebotenen Waren habe sich aber schon
       verringert, im Moment seien es fast ausschließlich Lebensmittel. Jene
       Standbetreiber, die Waren wie zum Beispiel selbstgehäkelte Mützen anbieten,
       seien „natürlich hart getroffen“. Stahl versicherte, die betroffenen
       Händler würden jede Unterstützung erhalten, um die von der Bundesregierung
       beschlossenen Hilfsgelder für Selbstständige zu beantragen.
       
       30 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.abl-ev.de/start/
   DIR [2] https://www.freiepresse.de/nachrichten/sachsen/bauern-erbost-ueber-schliessung-der-wochenmaerkte-in-sachsen-artikel10759294
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frederik Schmidt
       
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