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       # taz.de -- Umgang mit Geflüchteten in Coronakrise: Portugal macht's besser
       
       > Corona macht sichtbar, wie sehr wir Migration brauchen. Und auch, dass
       > eine Politik, die sie nicht dämonisiert, es schafft, dass alle was davon
       > haben.
       
   IMG Bild: Ohne – oft migrantische – Erntehlfer, sieht es in Deutschland ganz schön blöd aus
       
       Die Coronakrise zwingt vieles in den Blick, was sonst [1][gern übersehen
       wird]. Etwa, wie sehr unsere Gesellschaft von der Arbeit von MigrantInnen
       abhängig ist. Sei es in der Pflege, [2][in der Landwirtschaft] oder bei den
       Spediteuren: Die Lücken, die durch die geschlossenen Grenzen entstehen,
       sind riesig. Deutlicher als sonst zeigt sich auch, wie sehr Aufenthalts-
       und soziale Rechte zusammenhängen. Gastronomen, um nur ein Beispiel zu
       nennen, versuchen ihre überflüssig gewordenen Arbeitskräfte gerade
       massenhaft loszuwerden. Es wird deutlich, wann Migration hier akzeptiert
       wird: solange sie nützlich ist. Bundesagrarministerin Julia Klöckner will
       Asylbewerbern und Geduldeten ohne Arbeitserlaubnis eine solche erteilen
       lassen – aber natürlich „nicht generell“, sondern nur „zeitlich befristet“.
       
       Dass es auch anders geht, zeigt Portugal: Die Regierung hat nun verkündet,
       dass angesichts der Corona-Epidemie wenigstens bis zum Sommer alle
       Geflüchteten im Land bleiben dürfen. Alle Ausländer bekommen bis Juli
       automatisch eine Aufenthaltserlaubnis und Zugang zu Sozial- und
       Gesundheitsleistungen – unabhängig davon, ob sie gerade auf dem Acker
       gebraucht werden oder nicht.
       
       Es ist eine rationale und gleichzeitig solidarische Migrationspolitik in
       Zeiten der Krise. Die portugiesische Regierung hat dabei eine ähnliche
       Ausgangslage wie Deutschland: eine niedrige Geburtenrate und eine hohe
       Abhängigkeit, etwa in der der Landwirtschaft, von migrantischen
       ArbeiterInnen. Schon länger zeigt sich Lissabon auch deshalb offen für die
       Aufnahme von Flüchtlingen.
       
       Gewiss, das kleine Land ist nicht für viele das erste Ziel. Die niedrige
       Zahl der Ankommenden macht es leichter, großzügig zu sein. Trotz der
       Finanzkrise aber wurde Migration in Portugal in den vergangenen Jahren
       nicht so obsessiv als Problem verhandelt, wie es in Deutschland oft der
       Fall war. Das zahlt sich jetzt aus: [3][Eine Politik], die Migration nicht
       dämonisiert, kann leichter so mit ihr umgehen, dass alle etwas davon haben.
       
       29 Mar 2020
       
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