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       # taz.de -- Tierschützer fordern Verbot wegen Corona: Gefährliche Importe von Wildtieren
       
       > Naturschützer fordern, die Einfuhr von lebenden Wildtieren zu verbieten:
       > Als Maßnahme gegen die Übertragung von Krankheitserregern.
       
   IMG Bild: Chamäleon auf einem Käfig
       
       Berlin taz | Natur- und Tierschützer fordern, im Kampf gegen
       Krankheitserreger wie das Coronavirus Importe exotischer Wildtiere zu
       verbieten. Das Virus Sars-CoV-2 sei wahrscheinlich [1][von Fledermäusen]
       über einen Zwischenwirt auf einem chinesischen Tiermarkt auf Menschen
       übertragen worden, schrieben der Deutsche Naturschutzring, der
       Tierschutzbund, Pro Wildlife und 8 weitere Organisationen nun in einem
       Offenen Brief an mehrere Bundesministerien. Demnach sind in Deutschland
       Züchter gestorben, weil sie sich bei exotischen Tieren mit dem Bornavirus
       angesteckt hatten.
       
       Die EU importierte laut ihrer Statistikbehörde von 2017 bis 2019 allein
       fast 3,5 Millionen lebende Reptilien wie Schlangen oder Echsen. Davon kamen
       über 1 Million aus China. Deutschland importierte im selben Zeitraum mehr
       als 700.000 lebende Reptilien, davon über 200.000 aus China. Dazu kommen
       noch Säugetiere und Amphibien, deren Einfuhren das Amt jedoch nicht
       erfasst. Gleichzeitig haben nach Angaben der Weltorganisation für
       Tiergesundheit [2][75 Prozent der neuen Infektionskrankheiten] wie Ebola,
       Sars oder Aids einen tierischen Ursprung. „Zudem bedroht der Wildtierhandel
       die Artenvielfalt“, argumentieren die Umweltschützer. Nach dem Bericht des
       Weltbiodiversitätsrates ist die direkte Ausbeutung von Tier- und
       Pflanzenarten durch den Menschen der zweitwichtigste Treiber des weltweiten
       Artensterbens.
       
       Auch die Bundesregierung sieht eine gesundheitliche Gefahr. „Der Handel mit
       Wildtieren, der Umgang (Haltung von Wildtieren als ‚Haustiere‘), die
       Nutzung (Häute, Pelze) und vor allem der Verzehr können ein Risiko der
       Einschleppung und Verbreitung zoonotischer Erreger bergen“, antwortete das
       Gesundheitsministerium kürzlich auf eine Anfrage der Grünen. „Handel,
       Haltung und Verzehr von exotischen Wildtieren sind aus
       infektionsepidemiologischer Sicht nicht unproblematisch.“
       
       China hat deshalb nach dem Corona-Ausbruch [3][verboten, Wildtiere zu
       essen] und den Handel weitgehend eingeschränkt. In der EU war bislang
       lediglich die Einfuhr von Vögeln wildlebender Arten untersagt worden, um
       die Ausbreitung des H5N1-Vogelgrippe-Virus einzudämmen. Weil auch
       Zuchtanlagen ein Einfallstor für Krankheitserreger sein können und
       Quarantäne- und Inspektionsmaßnahmen dies nicht völlig verhindern, dürfen
       nur noch Vögeln aus registrierten Betrieben in bestimmten Ländern
       importiert werden. „Wir appellieren dringend an Sie, nun ein ähnlich
       umfassendes Importverbot für alle Wildtierarten durchzusetzen, um den damit
       einhergehenden vielfältigen Problematiken zu begegnen“, schreiben die Tier-
       und Naturschützer an die Bundesregierung.
       
       ## Zoohändler sehen kein Problem
       
       Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe wies die Forderung zurück.
       „Bei überlegtem, sachkundigem Umgang mit Tieren und Beachtung bestimmter
       hygienischer Regeln geht von der Haltung von Wildtieren unserer Erfahrung
       nach keine Gefahr aus“, teilte die Organisation der taz mit. Die als
       Überträger in Frage stehenden Arten wie Fledermäuse oder Flughunde würden
       hierzulande ja nicht gegessen. Allerdings können Krankheiten auch durch
       Kratz- und Beißwunden übertragen werden.
       
       Das Bundesagrarministerium äußerte sich nicht klar zu der Forderung nach
       einem Verbot. Die von Julia Klöckner (CDU) geführte Behörde erklärte
       lediglich, der Handel mit wild lebenden Tieren sei bereits jetzt „nur unter
       Einhaltung definierter tiergesundheitlicher Anforderungen möglich.“
       
       1 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Corona-und-Tiere/!5672872/
   DIR [2] https://www.oie.int/en/for-the-media/onehealth/
   DIR [3] https://www.reuters.com/article/us-china-health-wildlife/china-bans-trade-consumption-of-wild-animals-due-to-coronavirus-idUSKCN20J069
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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