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       # taz.de -- Erdoğans fatales Krisenmanagement: Die Grenzen der Alleinherrschaft
       
       > Die Türkei zeigt, dass ein autoritärer Staat durchaus nicht besser auf
       > eine Krise reagieren kann als eine Demokratie.
       
   IMG Bild: Fiebermessen in der türkischen Hauptstadt Ankara
       
       Während Regierungen überall auf der Welt gerade ein Comeback erleben, gerät
       ausgerechnet der starke Mann der Türkei angesichts der Coronakrise
       zunehmend unter Druck. Statt als fürsorgender Staatsmann zu punkten, wirken
       alle Maßnahmen, die die Regierung trifft, zu spät und zu unkoordiniert.
       Lange wurde [1][die Krise heruntergespielt]. Als dann schnell steigende
       Infizierten-Zahlen doch Maßnahmen erzwangen, hatten viele Türken das
       Gefühl, es gehe Erdoğan mehr darum, die Wirtschaft zu retten, als die
       Bevölkerung zu schützen.
       
       Während die Türkei aus Imagegründen Schutzkleidung nach Italien und
       Großbritannien schickte, gab es im Land selbst keine Schutzmasken. Als es
       welche gab, sollten sie zunächst verkauft werden, doch weil die Armen sich
       das nicht leisten können, sollte man sie dann online kostenlos bestellen.
       Da dort niemand durchkam, müssen es jetzt die Apotheken richten. Genauso
       [2][chaotisch wird die Frage der Ausgangssperre] gehandhabt. Weil die
       Wirtschaft nicht beeinträchtigt werden soll, gilt die Ausgangssperre nur
       für über 65-Jährige und Jugendliche und Kinder unter 18 Jahren. Doch die
       Fabriken erweisen sich als schlimme Virenschleudern.
       
       Statt auf den Wissenschaftsrat zu hören und eine Ausgangssperre für zwei
       Wochen, und zwar für alle zu verhängen, wurde eine völlig verunglückte
       Quarantäne nur für das Wochenende verkündet. Die Folge war ein solches
       Chaos, dass der Innenminister seinen Rücktritt anbot, was Erdoğan aber
       ablehnte. Die Alleinherrschaft eines Mannes gerät angesichts der Krise
       endgültig an ihre Grenzen. [3][Die Folgen des autoritären Stils] werden im
       Land verheerend sein. Selbst eine eigentlich gute Vorarbeit – Erdoğan ließ
       in den letzten zehn Jahren etliche neue Kliniken bauen und investierte in
       das Gesundheitssystem – kommt nun wegen des erratischen Regierungshandelns
       nicht zum Tragen. Die Türkei zeigt, dass ein autoritärer Staat durchaus
       nicht besser auf eine Krise reagieren kann als eine Demokratie.
       
       13 Apr 2020
       
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