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       # taz.de -- „Die Eiskönigin 2“ auf DVD: Superheldin geteilt durch zwei
       
       > Für den kleinen Eskapismus: Der Animationsfilm „Die Eiskönigin 2“ mit
       > tollen Mädchen und quatschenden Schneemännern.
       
   IMG Bild: v.l.n.r.: Schneekönigin Elsa, Rentier Sven, Eismann Olaf, die Schwester Anna und der treue Kristoff
       
       In Zeiten der Seuche kann man natürlich Seuchenfilme gucken, aber man muss
       nicht. Ein gewisser Eskapismus ist sogar gesund, sagen PsychologInnen
       (glaube ich). Menschen, die also versäumt haben, „Die Eiskönigin 2“ zu
       gucken, als Kinobesuche noch möglich waren, können das jetzt im
       selbstisolierten Rahmen nachholen.
       
       Denn pünktlich zum großen Shutdown ist die Fortsetzung des
       [1][Disney-Kultfilms] auf DVD herausgekommen. Klar: Wer nicht mindestens
       einen Beamer und eine große weiße Wand als Projektionsfläche zu Hause hat,
       wird nur einen schwachen Abglanz des Kinoerlebnisses erfahren. Dafür ist es
       auf dem Sofa aber noch ein bisschen gemütlicher, und das Popcorn kann man
       selber machen.
       
       Disneys „Eiskönigin“ nimmt das Hauptmotiv des gleichnamigen
       Andersen-Märchens auf, deutet es aber in sein Gegenteil um: Während
       Andersens Eiskönigin eine Metapher auf die Herzenskälte der Menschen war,
       ist Eiskönigin Elsa ein junges Mädchen, das feststellen muss, dass es eine
       scheinbar zerstörerische magische Gabe besitzt: Auf was auch immer sie im
       Zustand emotionaler Erregung ihre Aufmerksamkeit richtet, erstarrt zu Eis.
       
       Der erste Film handelte davon, wie die junge Elsa – natürlich gegen
       Widerstände, aber mithilfe guter Freunde – lernen muss, ihre nicht
       ungefährlichen magischen Kräfte zu beherrschen und zum Guten einzusetzen.
       
       ## Den Krieg der Welten beenden
       
       [2][„Die Eiskönigin 2“] stellt Elsa, die nach dem Tod ihrer Eltern zur
       Königin über das kleine, malerisch an einem Fjord gelegene Reich Arendelle
       (ein Märchen-Norwegen) geworden ist, und ihre kluge, temperamentvolle
       Schwester Anna vor eine noch größere Herausforderung: Es gilt, einen Krieg
       der Welten zu beenden. Die Geschichte um einen verwunschenen Wald, die ihr
       Vater den Prinzessinnen erzählte, als sie noch niedliche großäugige
       Disney-Kleinkinder waren, findet nun, da die Mädchen junge Frauen geworden
       sind, ihre Fortsetzung.
       
       Die Kräfte der Natur rufen Elsa, dass sie jenen Wald befreit, der nach
       einer lange vergangenen Schlacht zum Gefängnis für alle geworden ist, die
       sich in ihm befinden. – Diese Story ist spannend auserzählt, enthält aber
       logische Sprünge und Ungereimtheiten und fiele wohl hier und da
       auseinander, sobald man begänne, genauer darüber nachzudenken.
       
       Ihre wichtigste Funktion ist aber sowieso die eines Vehikels für den
       Transport der liebgewonnenen Figuren in eine neue Kulisse und die
       Erweiterung des Figurenrepertoires. Denn das Erfolgsgeheimnis der
       „Frozen“-Filme liegt nicht zuletzt in einem sehr geglückten
       Figurenensemble, angefangen bei den Hauptpersonen.
       
       ## Elsa und Anna sind eine Superheldin
       
       Weibliche Superheldinnen in Animationsfilmen sind bei [3][Disney] schon
       lange nichts Neues mehr. Neu ist, dass die Schwestern Elsa und Anna erst
       zusammen eine ganze Superheldin ergeben, was jede von ihnen ein Stück
       menschlicher macht. Sie sind sehr verschiedene Charaktere, die jeweils über
       andere Fähigkeiten verfügen und sich gegenseitig ergänzen. Denn ohne die
       tatkräftige Anna würde Elsa trotz ihrer Superpower an der Größe ihrer
       Aufgabe scheitern.
       
       Und dann sind da die Freunde, ohne deren (wenngleich überwiegend mentale)
       Unterstützung es eben auch nicht geht: der treue Kristoff, der immer wieder
       unbeholfen versucht, Anna einen Heiratsantrag zu machen, sein Rentier Sven,
       das so sprechend die Augen verdrehen kann, und der pseudointellektuell
       dauerplappernde Schneemann Olaf.
       
       Arendelle ist schlicht eine perfekte Welt, die von zwei tollen besten
       Freundinnen zum Wohle aller regiert wird und in der die Jungs den Mädels
       bedingungslos ergeben sind. Übrigens wird ständig gesungen, immer noch ganz
       so, wie in den Disney-Filmen von anno dazumal. Und sogar das findet man
       nach einer Weile super.
       
       17 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Animationsfilm-A-Toy-Story-Teil-vier/!5615565
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=V40R8hR5org
   DIR [3] /Disney-und-21st-Century-Fox/!5468131
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Granzin
       
       ## TAGS
       
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