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       # taz.de -- Corona-Restriktionen in Israel: Orthodoxe in der Krise
       
       > Israel ergreift strenge Maßnahmen im Kampf gegen Corona, doch nicht alle
       > ziehen mit. Ärger gibt es mit den Religiösen.
       
   IMG Bild: Corona-Hotspot: Bnei Brak, eine orthodox geprägte Stadt an der Grenze zu Tel Aviv
       
       Das Coronavirus zeigt allen Gesellschaften gerade ihre Schwachpunkte. Eine
       Achillesferse Israels ist das Verhältnis zwischen Staat und Orthodoxen.
       [1][Israel hat sehr schnell drastische Maßnahmen] ergriffen, um die
       Coronapandemie einzudämmen. Doch in der [2][orthodoxen Community] sind die
       Maßnahmen erst mit zweiwöchiger Verspätung umgesetzt worden. Das Ergebnis:
       Orthodoxe Viertel sind Hochburgen des Coronavirus. In Bnei Brak, einer
       orthodox geprägten Stadt an der Grenze zu Tel Aviv, war ein Drittel der
       Getesteten positiv. Die Hälfte aller Corona-Patient*innen in den
       Krankenhäusern sind Orthodoxe.
       
       Israels Orthodoxe leben in ihrer eigenen Welt. Sie benutzen [3][koschere
       Handys] ohne Internetzugang, besuchen ihre eigenen Schulen, folgen ihrem
       eigenen Gerichtssystem, haben eigene Kommunikationskanäle. Sie folgen den
       Anweisungen ihres Rabbis, nicht denen des Staates.
       
       Vor zwei Wochen haben die Rabbis weitgehend unisono verkündet, dass das
       Studium der Thora weitergehen müsse und die religiösen Schulen nicht
       geschlossen werden. Mittlerweile ordnen die meisten von ihnen an, den
       staatlichen Direktiven zu folgen. Doch als am Montag Polizist*innen in
       Jerusalem einige Synagogen schließen wollten, die noch geöffnet waren,
       bewarfen Orthodoxe sie mit Steinen.
       
       In Bezug auf die Orthodoxen misst der israelische Staat oft mit zweierlei
       Maß. Als das Gesundheitsministerium entschied, dass öffentliche
       Versammlungen auf 10 Personen begrenzt werden sollten, bekamen
       Polizeibeamte die Anweisung, davon abweichend in Synagogen bis zu 20
       Personen zusammenkommen zu lassen.
       
       Als am Sonntag Israelis schon nicht mehr das Haus verlassen durften,
       beerdigten 400 Orthodoxe ungestört einen angesehenen Rabbi. Die Polizei, so
       hieß es, hatte Sorge vor Zusammenstößen.
       
       Der doppelte Standard, nach dem Israel in Bezug auf seine Orthodoxen
       agiert, rächt sich, nun da die Zahl der Corona-Infizierten steigt. Die
       Krise macht erneut deutlich: Der israelische Staat muss sich endlich klar
       darüber werden, welche Rolle die Religion im Staat spielen soll.
       
       1 Apr 2020
       
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