URI: 
       # taz.de -- Pandemie und Emissionen: Rettet Corona das Klima?
       
       > Der CO2-Ausstoß wird wohl um 5 Prozent sinken. Klingt wie eine gute
       > Nachricht. Aber der Effekt könnte verpuffen oder gar umgekehrt werden.
       
   IMG Bild: Klimafreundliche Technik wird gerade nach der Coronakrise besonders wichtig sein
       
       Berlin taz | Aufgrund der [1][Coronavirus-Krise] könnte der weltweite
       CO2-Ausstoß im Jahr 2020 um mehr als 5 Prozent sinken. Dies sagte der
       Vorsitzende des Global Carbon Project, Rob Jackson von der kalifornischen
       Stanford Universität.
       
       Die wirtschaftliche Leistung und die Produktion sind in vielen Ländern
       stark zurückgegangen. Auch der Flugverkehr hat sich massiv reduziert. Weder
       der Fall der Sowjetunion noch Öl- oder Finanzkrisen der vergangenen 50
       Jahre hätten einen solchen Einfluss gehabt wie die momentane Krise, sagte
       Jackson. Zuletzt hatte es während der Finanzkrise 2008 einen Rückgang des
       CO2-Ausstoßes gegeben. Damals hatte er 1,4 Prozent betragen. Auch der
       Ausstoß von Stickstoffdioxid (NO2) ist gesunken, wie unter anderem von der
       NASA veröffentlichte Satellitenbilder über China zeigten.
       
       Janne Görlach, Sprecherin der Denkfabrik Agora Energiewende, stellte
       gegenüber der taz jedoch klar: „Diese 5 Prozent sind absolut kein Grund zur
       Freude. Erstens ist der Grund nicht erfreulich und zweitens funktioniert
       nachhaltiger Klimaschutz nicht so.“ Die Denkfabrik geht für Deutschland
       sogar von einem Rückgang der Emissionen von 40 bis 45 Prozent aus. Der
       Rückgang durch die Coronakrise sei jedoch ein „Einmaleffekt“ und bringe dem
       Klima langfristig nichts. So sei es auch nach der Finanzkrise 2009 gewesen,
       ergänzte Görlach.
       
       Die Gefahr: Die [2][Konjunkturprogramme], die im Zuge der Corona-Krise
       aufgelegt werden, fördern alte klimaschädliche Techniken. „Wenn das
       geschähe, müssten wir in den nächsten Jahren mit steigenden Emissionen
       rechnen.“ Deshalb sei es wichtig, dass die Programme auf Klimaneutralität
       gepolt werden. Sprich, dass klimafreundliche Techniken gefördert werden.
       
       ## Grüne Investitionsprogramme
       
       Wenn solche „grünen Investitionsprogramme“ entwickelt werden, könne ein
       „nachhaltiger Effekt“ eintreten und der „Pfad hin zur Klimaneutralität“
       eingeschlagen werden, so Görlach. Die Regierung könne Investitionen in die
       öffentliche Infrastruktur an klimafreundliche Technologien knüpfen.
       Beispielsweise, in dem sie bei Bauvorhaben zusehends klimaneutralen Stahl
       verwendet. Momentan sind klimaschädliche Produkte noch billiger. Sie
       appelliert: „Da müssen noch die Hausaufgaben gemacht werden, damit die
       Ziele des Pariser Klimaabkommen erreicht werden können.“ In
       [3][Deutschland] und weltweit.
       
       Denn überall auf der Welt werde es nach der Krise Konjunkturprogramme
       geben. Diese müssten die Wirtschaft dauerhaft aus der Krise führen. „Das
       heißt, sie müssen auch klimasicher sein. Investitionen in alles, was Kohle
       und Öl verbraucht, sind hingegen Investitionen in die Vergangenheit. Dieses
       Geld droht verloren zu gehen“, mahnt Görlach.
       
       Die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris hatte zwar Anfang des
       Jahres verkündet, dass 2019 die Emissionen durch die Verbrennung von
       fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas nicht gestiegen sei. Doch war
       bei dieser Berechnung nur der durch die Industrie verursachte CO2-Ausstoß
       berücksichtigt worden, aber nicht der durch Waldbrände oder von anderen
       Treibhausgasen wie Methan. China hat indes bereits angekündigt, die
       Produktion in den Fabriken wieder hochzufahren. Das Land stößt mit 11
       Milliarden Tonnen CO2 knapp 30 Prozent der weltweiten Emissionen aus.
       
       Zusätzlich werden auch mehr als 5 Prozent in nur einem Jahr nicht
       ausreichen, um die Klimaziele des Pariser Abkommens einzuhalten. Damit die
       Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter nicht 1,5 Grad
       Celsius übersteigt, müssten die weltweiten CO2-Emissionen laut dem
       UN-Umweltprogramm (UNEP) zwischen den Jahren 2020 und 2030 im Schnitt
       jährlich um 7,6 Prozent zurückgehen. (mit rtr)
       
       3 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Gaming-Historiker-ueber-Epidemien/!5673472
   DIR [2] /Milliardenhilfen-der-Bundesregierung/!5674412
   DIR [3] /Rot-Rot-Gruen-will-Dienstfluege-kippen/!5673450
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Mareike Andert
   DIR Frederik Schmidt
       
       ## TAGS
       
   DIR CO2-Emissionen
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Energiewende
   DIR Pariser Abkommen
   DIR Energiequellen
   DIR CO2-Emissionen
   DIR Klima
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Biodiversität
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Finanzsenator Matthias Kollatz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Deutscher Treibhausgasausstoß: Klimaziel für 2020 erreicht
       
       Der Großteil des positiven Effekts fürs Klima ist eine Folge der
       Corona-Pandemie. Die Klimapolitik war nur in einem Wirtschaftssektor
       erfolgreich.
       
   DIR Jamaika nimmt Klimaschutz ernst: Karibische Klima-Avantgarde
       
       Jamaika hat ein neues Klimaziel. Das Land ist damit eines der wenigen, das
       die Zusage zum Pariser Abkommen einhält.
       
   DIR Erstmals weniger Gas eingespeist: Düstere Zeiten für Biomethan
       
       Bislang haben Bioerdgas-Anbieter schwarze Zahlen geschrieben. Mit der
       Energiepolitik der Bundesregierung droht jeder vierten Anlage das Aus.
       
   DIR Wirtschaft nach Corona: Schnell viel grünes Geld
       
       Der Thinktank „Agora Energiewende“ schlägt vor: 100 Milliarden für
       effiziente Industrie, mehr Erneuerbare und EU-Projekte.
       
   DIR Mikroben fernab von Coronaviren: Klimaschützer Bakterien
       
       Mikroben haben es zurzeit nicht leicht. Da kommt diese Meldung gerade
       recht: In der Arktis fressen Bakterien offenbar klimaschädliches Methan.
       
   DIR Die Deutsche Bahn und das Virus: Gemeinwohl vor Gewinn
       
       In der Corona-Krise macht das Management der Deutschen Bahn gerade vieles
       richtig. Gemeinwohl gilt vor Gewinn- das wäre auch dauerhaft gut.
       
   DIR Aktuelle Zahlen des RKI zu Corona: Erstes Zwischenziel in Sicht
       
       Das RKI geht davon aus, dass jeder Infizierte aktuell nur eine weitere
       Person ansteckt. Die Höchstzahl gleichzeitig Kranker wäre dann bald
       erreicht.
       
   DIR Naturschutz weltweit: „Jahr der Biodiversität“ erst 2021
       
       2020 hätte das Thema Biodiversität eigentlich Aufwind bekommen sollen. Doch
       nun wurde eine Konferenz verlegt und der UN-Gipfel wackelt.
       
   DIR Virus vertreibt Klimakonferenz: Heißer Herbst auch ohne Glasgow
       
       Die nächste Klimakonferenz wird verschoben. Doch im kommenden Herbst wird
       trotzdem über das Klima entschieden.
       
   DIR Rot-Rot-Grün will Dienstflüge kippen: Nur noch mit der Bahn unterwegs
       
       Innerdeutsche Dienstreisen mit dem Flieger? Das soll für Landesbeschäftigte
       nur noch in Ausnahmefällen erlaubt sein, fordert die Koalition.