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       # taz.de -- USA will Zahlung an WHO einstellen: „Schritt in die falsche Richtung“
       
       > Der Präsident setzt den Beitrag für die Weltgesundheitsorganisation aus.
       > Es gehe ihm um Partikularinteressen, kritisiert eine NGO.
       
   IMG Bild: Organisierte Begeisterung in Peking für medizinisches Personal, das in Wuhan gearbeitet hat
       
       Berlin taz | Die am Dienstag verkündete Entscheidung von US-Präsident
       Donald Trump, die Zahlungen seiner Regierung an die
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen deren angeblichen „Versagen“ bei
       der Bekämpfung des Coronavirus vorübergehend einzustellen, ist auf scharfe
       Kritik gestoßen. „Während der schlimmsten Krise des Gesundheitswesens ist
       es ein gefährlicher Schritt in die falsche Richtung“, erklärte die American
       Medical Association, die größte Vertretung von Ärzten in den USA. Auch
       UNO-Generalsekretär António Guterres verurteilte Trumps Schritt. [1][Die
       WHO sei „absolut entscheidend“ im internationalen Kampf] gegen das Virus.
       
       „Schuldzuweisungen helfen nicht, das Virus kennt keine Grenzen“, twitterte
       Bundesaußenminister Heiko Maas. Die UNO und die „unterfinanzierte“ WHO
       sollten gestärkt werden, beispielsweise bei der Entwicklung und Verteilung
       von Tests und Impfstoffen.
       
       Am Dienstagabend hatte Trump die Einstellung aller US-Zahlungen an die WHO
       für zunächst die kommenden 60 bis 90 Tage verkündet. In dieser Zeit werde
       seine Regierung alle Anti-Corona-Maßnahmen der WHO „überprüfen“. Die WHO
       habe „in ihrer grundlegenden Pflicht versagt und muss zur Rechenschaft
       gezogen werden“, suchte der US-Präsident seine Entscheidung zu
       rechtfertigen. Hätte die WHO „ihre Arbeit besser gemacht und frühe Berichte
       über das Virus aus China sorgfältiger geprüft, dann hätte der Ausbruch an
       seinem Ausgangsort eingedämmt werden können“.
       
       Dabei hatte Trump zu Beginn der Pandemie Chinas Umgang mit dem Virus noch
       kräftig gelobt. „Die USA schätzen die Bemühungen und die Transparenz der
       Volksrepublik sehr“, twitterte er im Januar. Ihr „Entsetzen“ über die
       Entscheidung des US-Präsidenten erklärte auch die Frankfurter Hilfs- und
       Menschenrechtsorganisation medico international, die ihrerseits selbst auch
       Kritik übt an der zu unkritischen Haltung der WHO gegenüber der
       Informationspolitik und den ja auch von chinesischen Ärzt*innen monierten
       „Vertuschungsmanövern“ der Regierung in Peking zumindest in den ersten zwei
       Monaten nach Ausbruch der Coronakrise Anfang Dezember 2019.
       
       ## Handeln habe „gesundheitsgefährdende, ja, tödliche Folgen“
       
       „Die Entscheidung, inmitten der Coronapandemie der WHO die Mittel zu
       streichen, zeigt die Gefahren einer Politik, die auf Partikularinteressen
       setzt anstatt auf globales Handeln“, erklärte der Gesundheitsreferent von
       [2][medico international], Andreas Wulf. Die „Kombination aus
       nationalistischem Handeln und der systematischen Schwächung multilateraler
       Ansätze“ habe gesundheitsgefährdende, ja tödliche Folgen“.
       
       Zugleich verwies Wulf gegenüber der taz auf eine seit 2005 gültige
       WHO-Richtlinie, die es der Organisation durchaus erlaubt, Informationen
       über die Gesundheitslage in einem ihrer 194 Mitgliedsländer nicht nur von
       der jeweiligen Regierung einzuholen, sondern auch von Gruppen der
       Zivilgesellschaft oder von regierungskritischen Ärzt*innen. Die WHO müsse
       „bei aller notwendigen Kooperation auch immer kritische Distanz zu den
       Regierungen bewahren“, so Wulf.
       
       Problematische Folgen habe auch die seit 2016 verschärfte
       „Ein-China-Politik“ der Regierung in Peking. Unter deren Druck wurde Tawain
       von der technischen Kooperation mit der WHO ausgeschlossen. Daher wurden
       sehr frühzeitige Informationen der Regierung in Taipeh über den Ausbruch
       des Coronavirus und ihre sehr erfolgreichen Maßnahmen von der WHO-Zentrale
       nicht oder nur sehr unzureichend an die 194 Mitgliedstaaten weitergegeben.
       
       15 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Konflikt-zwischen-USA-und-WHO/!5677620&s=Weltgesundheitsorganisation/
   DIR [2] https://www.medico.de/
       
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   DIR Andreas Zumach
       
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