# taz.de -- Austausch über sexuelle Vorlieben: Erst reden, dann erleben
> Die Anbahnung sexuellen Kontakts ist bei allen Spielarten eine Kunst der
> einvernehmlichen Kommunikation. Das gilt nicht zuletzt für BDSM.
IMG Bild: Früher oder später werden Sie Ihre sexuellen Vorlieben abstimmen müssen
Es ist Frühling, und vielleicht sind Sie dabei, sich zu verlieben? Kann
doch nicht sein, dass sich alle grade bloß auf die Nerven gehen. Eben noch
hab ich über ein Paar gelesen, das durch die Isolation erst zum Paar wurde.
Süß! Vielleicht verlieben Sie sich auch neu in eine langjährige Partner*in,
mit der Sie trotz gleicher Meldeadresse zuletzt nur noch sporadisch
gewhatsappt hatten. Doppelt süß. Eines ist jedenfalls wichtig beim
Kennenlernen: Früher oder später werden Sie Ihre sexuellen Vorlieben
abstimmen. Sind wir beide kinky? [1][Sind wir kink-kompatibel?] Fünf
Varianten für die Klärung in der Anbahnung.
Die „Tür ins Haus“. Bei Ihnen steht SM ganz vorn im Datingprofil? Gasmaske
hängt an der Garderobe? Sie laufen in Fetischklamotten zum Bäcker? Sie
brauchen diesen Ratgeber nicht. Seien Sie einfach lieb und nicht arrogant,
wenn Sie jemandem aus der Blümchengemeinde begegnen.
Die „Subtile Tür ins Haus“. Sie lassen „aus Versehen“ eine Bondage-Webseite
gut sichtbar geöffnet, wenn Ihr Date zu Besuch kommt. Oder ein Halsband auf
der Kommode liegen. Die Kitzelfeder auf dem Nachttisch. Vorteil: Sie lassen
Ihr Date entscheiden, ob sie*er das Gesprächsangebot aufgreift oder
ignoriert. Unverbindlich und classy. Nachteil: Kommt schnell als inszeniert
oder schmierig rüber.
Die „Nonverbale“. Irgendwann wird es körperlich. Früher oder später, je
nach persönlichem Komfort. Testen Sie vorsichtig, wie Ihr Date auf
bestimmte Berührungen reagiert. Fingernägel über die Haut, leichte Klapse,
angedeuteter Griff nach dem Hals. Bekommen Sie zustimmende Signale, tasten
Sie sich vor. Wenn nicht – klar: aufhören! Spätestens dann müssen Sie
verbal klären, wo die Grenzen sind.
Die „Große Ansprache“. Das ist die, wo Sie sich hinsetzen, ernst gucken,
die Hände falten und „dir mal was sagen“ müssen. Wo Sie sich offenbaren,
mit Gravitas, über Ihre Lust – und am Ende versichern, dass das „aber alles
kein Muss ist“. Vorteil: Kann man proben. Nachteil: Sie schulden niemandem
eine Haftungsausschlusserklärung. Niemand hat das Recht, davon auszugehen,
dass Sie vanilla sind. Und selbstverständlich ist Ihr Begehren ein „Muss“.
Wer mit Ihnen sein will, muss sich zumindest ernsthaft mit dem befassen,
was Sie anmacht.
Die „Beiläufige“. „Ich war grad meine Freundin am fesseln, da ruft meine
Schwester an...“ Elegant eingeflochten, nicht weiter beachtet. Souverän und
cool – wirkt es auf die einen. Pretentious womöglich auf die anderen. Sie
dürfen es nicht bewusst machen, sonst wirkt es gewollt. Wenn Sie jedoch
tatsächlich eine entspannte Einstellung zu Kinks haben, dann wird es von
allein passieren.
Entscheidend ist: Sie verlangen nicht zu viel, wenn Sie [2][anderes wollen
als Blümchen]. Ihr Date kann sich freuen, dass Sie offen sind. Er*sie muss
gar nichts machen, aber schon zuhören. Sonst: next. All das gilt nicht bloß
für Kinks, sondern für alles, was Sie bei sich als Klärungssache
wahrnehmen. Schönes Verlieben!
17 Apr 2020
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## AUTOREN
DIR Peter Weissenburger
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