URI: 
       # taz.de -- Abschiebungen in Serbien: Einfach weitergeschoben
       
       > Abgelehnte Geflüchtete will Österreich in serbischen Abschiebezentren
       > unterbringen – und für sie zahlen.
       
   IMG Bild: An der Grenze: Wer kein Asyl bekommt und über Serbien eingereist ist, wird wieder zurückgebracht
       
       Vertuschen, verheimlichen, Halbwahrheiten auftischen: All das gehört zur
       Politik. Wenn aber fragwürdige politische Abkommen auffliegen, kann es für
       die Verantwortlichen unangenehm werden. Wie der ORF [1][am Donnerstag
       berichtete], unterschrieben die Innenminister von Österreich und Serbien
       bereits am 24. April 2019 eine Vereinbarung über die Abschiebung von
       Flüchtlingen. Konkret geht es dabei um in Österreich abgelehnter
       Asylbewerber und -bewerberinnen, die nach Serbien geschickt werden sollen.
       
       In der Vereinbarung heißt es, dass „illegal in [2][Österreich] aufhältige
       Fremde, bei denen eine rechtskräftige Rückkehrentscheidung vorliegt,
       sofern die Abschiebung in den Herkunftsstaat nicht möglich ist und ein
       ausreichender Bezug des Fremden zur Republik Serbien besteht“, nach Serbien
       abgeschoben werden sollen. Im Klartext: Jeder Flüchtling, egal woher er
       oder sie kommt, der illegal über Serbien nach Österreich eingereist ist,
       soll in einer „ordnungsgemäßen“ Unterbringung in Serbien landen, für die
       Österreich zahlt.
       
       Dass beide Länder versucht hatten, diese Vereinbarung zu verheimlichen,
       liegt nahe: In Österreich wollte man sich nicht der Kritik aussetzen,
       unmoralisch zu handeln oder keine Verantwortung für Flüchtlinge zu
       übernehmen. In Serbien wollte die Regierung den Vorwurf vermeiden, man habe
       Geld kassiert, um aus Serbien ein „Sammellager für Hunderttausende
       Flüchtlinge“ zu machen – das behaupten jedenfalls serbische rechtsextreme
       Parteien.
       
       Diese Zahl der „Hunderttausende“ ist natürlich absurd, zumal bisher nicht
       bekannt ist, dass auch nur ein einziger Flüchtling überstellt wurde. Doch
       diese Weg-mit-den-Flüchtlingen-Vereinbarung zwischen Österreich und Serbien
       zeigt wieder einmal, wie sich autokratische Nicht-EU-Regime EU-Staaten
       anbiedern.
       
       ## Autokratisches Anbiedern
       
       Sie stimmen ganz einfach zu, aus ihren Ländern einen Absatzmarkt für alles
       zu machen, was in der EU unerwünscht ist. Dabei ist es egal, ob es sich um
       alte Autos mit Dieselmotoren handelt, die der EU-Norm nicht mehr
       entsprechen, Kosmetik- oder Waschpulverbrands, deren Qualität schlechter
       als in der EU ist, oder eben, wie in diesem Fall, um illegale Asylbewerber
       und -bewerberinnen.
       
       Der während der Coronaviruspandemie zum Vorschein gekommene nationale
       Egozentrismus europäischer Staaten sollte niemanden wundern, denn er ist
       die logische Fortsetzung des nationalen Egoismus, der während der
       Flüchtlingskrise die Oberhand gewann.
       
       17 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://oe1.orf.at/player/20200416/595218/1587032991000
   DIR [2] /Coronakrise-in-Oesterreich/!5670810
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andrej Ivanji
       
       ## TAGS
       
   DIR Geht's noch?
   DIR Flüchtlinge
   DIR Österreich
   DIR Serbien
   DIR Abschiebung
   DIR Grüne Partei Österreich
   DIR ÖVP
   DIR Flüchtlinge
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Schwarz-Grün in Österreich: Fremdscham bei deutschen Grünen
       
       Deutsche Grüne kritisieren ihre Pendants aus Österreich für Zugeständnisse
       an die Rechten. Die Parteifchefin sagt, das werde es in Deutschland nicht
       geben.
       
   DIR Neue Regierung in Österreich: Hintertürchen im Koalitionsvertrag
       
       ÖVP und Grüne dürfen bei asylpolitischen Fragen auch außerhalb der
       Koalition Mehrheiten suchen. Allerdings nur bei „besonderen
       Herausforderungen“.
       
   DIR Flüchtlinge auf dem Balkan: Jetzt droht der Kältetod
       
       Kein Wasser, kein Strom, keine Heizung, kein Essen: So hausen die
       Flüchtlinge, die es auf der Balkanroute bis nach Bihać geschafft haben.