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       # taz.de -- Demonstrationsverbote in Berlin: Selbst Hamburg ist weiter
       
       > Überall ist Demonstrieren wieder möglich, nur in Berlin zögert der Senat.
       > Es ist höchste Zeit umzusteuern, auch um den Verschwörerdemos zu
       > begegnen.
       
   IMG Bild: Was in Hamburg geht, muss in Berlin doch auch möglich sein
       
       Fast hätte man sich gewöhnen können, an einen Senat, der in der Coronakrise
       schneller reagiert als andere Landesregierungen. Doch während Berlin die
       Hilfen für Selbstständige in Rekordzeit auf den Weg gebracht hat, hinkt die
       Stadt bei der Gewährung des Demonstrationsrechts inzwischen dem Rest der
       Republik hinterher. Für eine rot-rot-grüne Regierung, die den Anspruch hat,
       in Bürgerrechtsfragen progressiver als der Law-and-order-Standard zu sein,
       ist das inakzeptabel.
       
       [1][In Hamburg durften am Samstag Flüchtlingsaktivisten auf vier
       Kleinkundgebungen demonstrieren]. Selbst Niedersachsen und Sachsen, die
       bislang in ihren Coronaverordnungen jede öffentliche Meinungsäußerung
       unterbanden, haben nachjustiert. In Berlin dagegen nichts als schöne Worte.
       „Natürlich ist uns bewusst, wie sensibel es ist, dass wir dieses Grundrecht
       im Moment einschränken“, so Bürgermeister Michael Müller vergangenen
       Donnerstag. Konkrete Folgen: keine. Dabei liegt das Thema mindestens seit
       zwei Wochen auf dem Tisch, [2][als die Polizei am Brandenburger Tor sogar
       Einzelpersonen die Meinungsäußerung untersagte].
       
       Inzwischen hat das [3][Bundesverfassungsgericht] – nicht überraschend – in
       zwei Entscheidungen klargemacht, dass die völlige Einschränkung des
       Grundrechts auf Versammlungsfreiheit inakzeptabel ist. In Berlin gilt
       bislang: Kundgebungen mit bis zu 20 TeilnehmerInnrn können gestattet
       werden. Faktisch macht die Versammlungsbehörde aber nicht mal das. Der
       Senat muss die pauschale Grenze daher kippen; Auflagen zum Infektionsschutz
       kann – und muss – es danach selbstverständlich weiter geben.
       
       Für manche mag es angesichts anderer Corona-bedingter Probleme eine
       Petitesse sein, ob jetzt demonstriert werden darf. Doch ein Grundrecht ist
       nicht verhandelbar. Dazu kommt: Seit Wochen ereifern sich
       [4][Verschwörungstheoretiker wegen des Demoverbots über eine
       „Coronadiktatur]“. Zumindest diese Fantasie sollte man ihnen nehmen.
       
       20 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/retep_kire/status/1251460199283556353?s=20
   DIR [2] /Proteste-fuer-Gefluechtete/!5673520&s=Erik+Peter/
   DIR [3] /Demonstrieren-in-Corona-Zeiten/!5679267/
   DIR [4] /Corona-Verschwoererinnen-demonstrieren/!5677960/
       
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   DIR Erik Peter
       
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