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       # taz.de -- Unklare Coronastrategie der Kanzlerin: Eine Krise auf Dauer
       
       > Gehen die Infektionszahlen wieder hoch, wird es einen zweiten Lockdown
       > geben. Merkel sollte das klar so sagen.
       
   IMG Bild: Angst, schlechte Nachrichten zu verkünden?
       
       Jetzt also das Oktoberfest: [1][München hat das weltgrößte Volksfest
       abgesagt] – wegen Corona. Und dabei wird es nicht bleiben. Großereignisse
       für Kultur und Sport dürften gar bis weit ins nächste Jahr hinein nicht
       stattfinden. Und wer fest mit seinem Strandurlaub in Thailand zum
       Jahresende rechnet, sollte sich das ebenfalls abschreiben. Zumindest
       solange es keinen Impfstoff gibt.
       
       Zuletzt ist klar geworden: Um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen,
       ist es mit einigen Wochen Kontaktsperre nicht getan. Flatten the Curve – so
       lautete das Ziel der Bundesregierung. Noch im März dachten auch einige
       Experten, eine über mehrere Monate gestreckte „Durchseuchung“ könne eine
       Strategie sein – sofern die Krankenhäuser nicht an ihre Grenzen stoßen.
       
       Doch jetzt weiß man: [2][Auch eine Reproduktionszahl von 1] oder nur knapp
       darunter birgt das Risiko, dass es doch zu einem unkontrollierten Ausbruch
       kommen könnte. Die Kanzlerin hat das erkannt und darauf hingewiesen, dass
       die Reproduktionszahl auf 0,4 oder niedriger sinken müsse. Ihre Minister
       und die Landesregierungen leisten sich aber einen Überbietungswettbewerb
       beim Exit und bewirken damit das Gegenteil. Welche Strategie Merkel nun
       verfolgt, ist nicht mehr klar.
       
       Zudem betonte die Kanzlerin mehrfach, sie wolle keinen zweiten Lockdown.
       Den wird es aber geben, wahrscheinlich mehrfach. Das zumindest ist die
       Erfahrung, die Taiwan, Hongkong, Singapur und Südkorea gerade machen. Durch
       rasches Handeln war es ihnen gelungen, die Epidemie zu stoppen. Sie konnten
       ihre Maßnahmen wieder lockern. Singapur wird nun [3][von einer zweiten
       Infektionswelle überrollt], die anderen stehen kurz davor. Nun gelten die
       Sperren wieder.
       
       Ein Ende der Kontaktsperre sollte bei einem Stopp der Neuinfektionen zwar
       zeitweise möglich sein. Sobald die Infektionszahlen aber wieder in die Höhe
       schnellen, muss es wieder die Bereitschaft für Kontaktsperren geben. Es
       wäre gut, wenn die Bundesregierung das auch klar so benennen würde.
       
       ## Einschränkungen bis ins nächste Jahr
       
       Wirtschaft, Gesellschaft und Politik sollten sich darauf einstellen, dass
       es noch bis weit ins nächste Jahr hinein erhebliche Einschränkungen geben
       wird. Vielen Geschäften, Unternehmen, aber auch Schulen und Universitäten
       kann es gelingen, einen Umgang damit zu finden. Für andere wird es schwer.
       Das ließe sich mit finanzieller Hilfe zumindest teilweise abfedern.
       
       Die Vorstellung, dass wir noch ein Jahr und mehr unter diesem
       Ausnahmezustand leben müssen, ist schrecklich. Das aber ist die neue
       Normalität – bis ein Impfstoff gefunden ist. Genau so sollte die Kanzlerin
       das auch sagen.
       
       21 Apr 2020
       
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