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       # taz.de -- Corona-Bonus bei Schulnoten: Mamas Dreisatz zählt nicht
       
       > Die Ungleichheit an den Schulen wird jetzt noch größer. Der Vorschlag der
       > GEW, benachteiligten Schülern einen Bonus beim Zeugnis zu geben, ist gut.
       
   IMG Bild: Ein Junge bekommt Unterstützung von seiner großen Schwester beim Lernen
       
       In Krisenzeiten ist es in der Regel so, dass die mit dem dicksten Polster
       und den größten Reserven am besten über die Runden kommen. Das gilt in der
       Coronakrise in besonderem Maße auch für SchülerInnen: Die, die zu Hause
       ohnehin Ressourcen haben, aus denen sie schöpfen können – engagierte
       Eltern, einen internetfähigen Computer, eine gewisse Tages- und
       Lernstruktur, Geld für Nachhilfe –, werden die wochenlang geschlossenen
       Schulen problemlos wegstecken. Die, die das alles nicht haben – eben nicht,
       davon darf man einfach mal ausgehen.
       
       Anders gesagt: Es wird noch ungerechter als ohnehin schon in den Schulen
       zugehen. Denen, die haben, wird gegeben – nämlich gute Noten und [1][eine
       Versetzung ins nächste Schuljahr]. Für alle, die fünf Wochen – vielleicht
       werden es auch mehr sein – weit weg von Dreisatz und Rechtschreibfitness
       verbracht haben, wird es noch schwerer sein als in Zeiten vor Corona. Die
       ohnehin vorhandene Chancenungleichheit an den Schulen wird noch größer
       werden. Zu pessimistisch? Hoffen wir’s mal. Tatsächlich wird es jetzt
       darauf ankommen, wie beweglich und kreativ die Kultusministerien sind. Der
       Vorschlag der Lehrergewerkschaft GEW, benachteiligten SchülerInnen einen
       „Coronabonus“ auf die Zeugnisnote zu schlagen, ist deshalb gerade richtig
       gedacht.
       
       Zwar ist noch unklar, was sich die Gewerkschaft darunter eigentlich genau
       vorstellt – die Bewertung bei einigen Schülern einfach auszusetzen, wird es
       wohl kaum sein, das würde eine intransparente Bevorzugung nur begünstigen.
       
       Aber über das Wie könnten die Kultusminister sich ja gemeinsam den Kopf
       zerbrechen – gemeinsam, weil von einem ebensolchen Vorgehen auch abhängen
       wird, wie entschlossen und zügig in den einzelnen Ländern tatsächlich
       agiert werden wird.
       
       Klar ist nur: Alle Leistungen, die die SchülerInnen in den „Coronaferien“
       [2][beim Homeschooling] erbracht haben, sollten nicht zensiert werden. Wenn
       Mama und Papa den Dreisatz beherrschen, ist das schön für sie, zählt aber
       nicht.
       
       8 Apr 2020
       
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