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       # taz.de -- Verkehrspolitik in Hamburg: Radentscheid mit angezogener Bremse
       
       > Die Einigung der Volkinitiative Radentscheid mit dem rot-günen Senat ist
       > schön auf dem Papier, könne aber auch kontraproduktive Effekte haben.
       
   IMG Bild: Im Verkehrsfluss: Radlerin auf der Fahrbahn
       
       Hamburg taz | Die Einigung der [1][Volksinitiative Radentscheid] mit dem
       rot-grünen Senat enthält viele schöne Programmpunkte. Doch die stehen
       zunächst nur auf dem Papier, und das könnte sich sogar als kontraproduktiv
       erweisen.
       
       Was jetzt verabredet wurde, konzentriert sich ausdrücklich auf [2][Kinder
       und Jugendliche] sowie alte Menschen. So richtig das Ziel ist, auch diese
       zum Umsteigen aufs Rad zu motivieren, so falsch ist es, die Verbesserung
       der Infrastruktur für die zu hemmen, die jetzt schon Rad fahren.
       
       Das ausufernde Sicherheitsdenken, das hinter dem Konzept steckt, wird den
       kontraproduktiven Effekt haben, dass es für geübte Radler eher schwieriger
       als einfacher wird, im Verkehr auf der Straße mitzuschwimmen. Fein
       säuberlich, mit Barrieren abgetrennte Radwege signalisieren Autofahrern,
       dass sie allein das Recht haben, sich auf der Fahrbahn zu bewegen.
       
       Sie glauben es ohnehin schon – bloß, weil sie eine Tonne Stahl mit sich
       herumtransportieren und nicht nur zwölf Kilo wie ein Radler. Künftig
       werden sie wieder glauben, keine Rücksicht nehmen zu müssen, weil die
       Radler gefälligst die teuren, extra für sie gebauten Radverkehrsanlagen
       benutzen sollen. Mit dem Radeln im Mischverkehr dürfte auch die Diskussion
       über Tempo 30 in der Stadt im Keim erstickt werden. Das kann nicht die
       Zukunft sein.
       
       ## Teuer statt pragmatisch
       
       Sie ist es auch deshalb nicht, weil diese Lösungen teuer sind. Es sind
       schöne Versprechungen, die weder zeitlich noch finanziell unterlegt sind.
       Schon die früheren Ausbaupläne sind selbst mit grüner Regierungsbeteiligung
       nur zum Teil realisiert worden. Und dabei beruhte vieles auf einer
       pragmatischen Lösung: den Verkehrsraum umzuverteilen, in dem man eine
       Arbeiterkolonne Streifen auf die Fahrbahn spritzen ließ.
       
       Man darf SPD und [3][Grünen] glauben, dass sie die [4][Verkehrswende
       vorantreiben] wollen. Und ja: Mehr Komfort und bauliche Sicherheit wären
       schön. Doch diese Lösungen sind aufwendig und die Wirtschaftskrise wird den
       Haushaltsspielraum verkleinern. Der inklusive Ansatz der
       [5][Volksinitiative Radentscheid] sollte auch jenen Raum lassen, die sich
       auf dem Fahrrad nicht per se unsicher fühlen. Es wäre schade, sie
       auszubremsen.
       
       25 Apr 2020
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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