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       # taz.de -- Fragen und Antworten zu Masken: Vermummung ist jetzt Pflicht
       
       > In Bus und Bahn sind Masken ab Montag flächendeckend vorgeschrieben. In
       > den meisten Bundesländern auch in Geschäften.
       
   IMG Bild: Maskenträger in Hanau
       
       Lange wurde gezögert, auch in Deutschland eine Maskenpflicht einzuführen.
       Warum? 
       
       Während viele asiatische Länder in der Coronakrise von Anfang an auf Masken
       für alle gesetzt haben, wurden diese in Deutschland zunächst als unwirksam
       bezeichnet – weil es an Daten fehlte, aber wohl auch, weil es zu wenige
       professionelle Masken gab und diese dem Gesundheitssektor vorbehalten
       wurden. Inzwischen gilt aber als gesichert, dass Masken das
       Ansteckungsrisiko mindern.
       
       Wie funktioniert dieser Schutz? 
       
       Wichtigster Effekt ist, dass beim Husten, Niesen oder Sprechen weniger
       Tröpfchen freigesetzt werden und diese zudem weniger weit fliegen, wenn man
       eine Maske trägt. Das ist wichtig, weil Coronaviren vor allem über solche
       Tröpfchen verbreitet werden. Eine einfache Maske schützt also überwiegend
       andere. Zu der Frage, ob die Masken auch diejenigen schützen, die sie
       tragen, gibt es widersprüchliche Studien. Zumindest große Tropfen dürften
       auch beim Einatmen aufgehalten werden. Klar ist aber auf jeden Fall: Wenn
       alle Menschen Masken tragen, sind alle besser geschützt.
       
       Wo und ab wann genau gilt die Maskenpflicht? 
       
       Das kommt mal wieder darauf an, in welchem Bundesland man lebt: In Sachsen,
       Sachsen-Anhalt und Thüringen ist die Maskenpflicht bereits diese Woche in
       Kraft getreten. In den übrigen Bundesländern gilt sie ab Montag, nur in
       Schleswig-Holstein erst ab Mittwoch. In Berlin und Brandenburg sind Masken
       nur im öffentlichen Personennahverkehr vorgeschrieben, in allen anderen
       Bundesländern (und auch in Brandenburgs Hauptstadt Potsdam) zusätzlich in
       Geschäften sowie teilweise auch auf Märkten. Vorgeschrieben sind Masken
       meist für Erwachsene und Kinder ab 7 Jahren. Auch bei politischen
       Kundgebungen, die jetzt unter Auflagen teilweise wieder zugelassen werden,
       sind Masken für alle TeilnehmerInnen meist vorgeschrieben.
       
       Was für Masken sollte man benutzen? 
       
       Sogenannte Atemschutzmasken (FFP1 bis FFP3) sollten medizinischem Personal
       und Risikopersonen vorbehalten bleiben. Benutzt werden können sogenannte
       OP-Masken (auch als Mund-Nase-Schutz bezeichnet), die inzwischen in manchen
       Apotheken oder online wieder erhältlich sind. Für den Alltagsgebrauch
       werden aber vor allem Stoffmasken empfohlen. Sie schützen nicht ganz so
       gut, sind aber leichter verfügbar und wiederverwendbar.
       
       Woher kriege ich jetzt so eine Stoffmaske? 
       
       Aufmerksame taz-LeserInnen dürften längst eine haben, denn hier wurde ja
       schon vor vier Wochen das Maskentragen empfohlen und eine [1][Nähanleitung]
       abgedruckt. Als Material eignet sich vor allem dichte Baumwolle oder
       Leinen. Wer nicht selber nähen mag, kann Stoffmasken auch in vielen
       Geschäften kaufen. Mehrere Bundesländer haben [2][Onlinemarktplätze]
       eingerichtet, auf denen Stoffmasken angeboten werden.
       
       Und wenn ich es trotzdem nicht schaffe, mir kurzfristig eine Maske zu
       besorgen? 
       
       Dann tut es auch ein über Mund und Nase gezogenes Halstuch oder ein Schal,
       um sich an die Vorschrift zu halten. Weil diese aber weniger eng anliegen
       und oft aus durchlässigeren Materialien bestehen, dürfte die Schutzwirkung
       geringer sein.
       
       Was ist beim Tragen einer Maske zu beachten? 
       
       Beim Auf- und Absetzen sollte man die Innenseite der Maske nicht berühren.
       Die Maske muss auch die Nase bedecken und sollte möglichst eng anliegen.
       Nach dem Tragen muss sie desinfiziert werden – entweder durch Waschen bei
       60 Grad oder durch Bügeln auf hoher Stufe. Auch im Backofen bei 70 Grad
       sterben Viren ab. Die Mikrowelle ist nur für Masken geeignet, die keinen
       Draht enthalten; dabei muss die Maske auf ein Gefäß mit Wasser gelegt
       werden. Zudem ist wichtig: Das allgemeine Tragen von Masken verringert das
       Ansteckungsrisiko, ersetzt aber keineswegs die sonstigen Vorsichtsmaßnahmen
       wie Abstandhalten, Händehygiene sowie Hust- und Niesetikette.
       
       Darf der Staat so etwas eigentlich einfach vorschreiben? 
       
       Wohl schon. Die Maskenpflicht stützt sich wie alle anderen Coronamaßnahmen
       auf das Infektionsschutzgesetz, das Ländern und Kommunen zur Bekämpfung der
       Epidemie viele Möglichkeiten einräumt. In Jena, wo Maskenpflicht bereits
       Anfang April beschlossen wurde, gab es eine Klage dagegen. Die wurde vom
       Verwaltungsgericht Gera in einer Eilentscheidung abgewiesen. Weil auch
       Alltagsgegenstände als Masken akzeptiert werden, wertete das Gericht die
       Pflicht als verhältnismäßig. In Jena wurde seit Mitte April übrigens keine
       neue Corona-Infektion gemeldet. Inwieweit das an der Maskenpflicht liegt,
       ist aber unklar.
       
       Und was passiert, wenn man sich nicht an die neue Vorschrift hält? 
       
       Möglich ist, dass Menschen ohne Mund-Nase-Bedeckung der Zugang zu
       Geschäften oder Bussen verwehrt wird. Bußgelder sind dagegen bisher nur in
       einzelnen Bundesländern vorgesehen – 25 Euro in Mecklenburg-Vorpommern, 50
       Euro in Hessen und 150 Euro in Bayern. Andere Länder haben noch keine
       Regelung getroffen oder planen zunächst gar keine Strafen, weil sie auf die
       Einsicht der Menschen setzen. Eines wird aber wohl auf jeden Fall
       passieren, wenn viele Menschen die Maskenpflicht ignorieren: Es wird länger
       dauern, die Corona-Epidemie einzudämmen.
       
       26 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Atemschutzmasken-zu-Hause-machen/!5673871/
   DIR [2] https://alltagsmasken.berlin/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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