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       # taz.de -- Urananreicherungsanlage in Gronau: Atommüll rollt trotz Corona
       
       > Der Atomkonzern Urenco nutzt die Krise für Urantransporte. Demos dagegen
       > sind in NRW eingeschränkt möglich, im Zielland Russland gar nicht.
       
   IMG Bild: Protest gegen Atommüll in der Coronakrise: Nur Plakate statt Menschenmassen
       
       Bochum taz | Aus Protest gegen die auch während der Corona-Epidemie
       weiterlaufenden Atommülltransporte aus Deutschlands [1][einziger
       Urananreicherungsanlage (UAA)] in Gronau rufen Anti-Atom-Initiativen zu
       Mahnwachen auf. „Ein Sonderzug mit mehreren hundert Tonnen Uranmüll dürfte
       am Montag rollen“, sagte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland
       gegen Atomanlagen der taz. „Der russische Frachter ‚Mikhail Dudin‘ liegt
       schon seit Tagen verladebereit im Hafen Amsterdam.“
       
       Dorthin transportiert wird der radioaktive Uranhexafluorid-Müll aus Gronau
       per Bahn. Unterstützt vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz
       (BBU) haben Anti-Atom-Aktivist*innen aus Nordrhein-Westfalen und
       Niedersachsen für Montagmorgen Mahnwachen vor der UAA in Gronau und am
       Güterbahnhof in Münster angemeldet. Die Stadt Münster habe diese Mahnwachen
       mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz problemlos genehmigt, berichten
       Atomkraftgegner*innen. Im April hatte die Stadtverwaltung zwei Mal
       versucht, Proteste gegen Atommülltransporte unter Hinweis auf die
       Corona-Kontaktsperren zu verbieten – war damit aber vor dem
       Verwaltungsgericht gescheitert.
       
       Allein in diesem Jahr dürften sechs weitere Uranhexafluorid-Züge durch
       Nord- und Westdeutschland rollen. Die Gronauer UAA ist als einzige deutsche
       Atomanlage vom Atomausstieg ausgenommen. Sie beliefert Dutzende Kraftwerke
       in aller Welt, darunter auch die maroden belgischen Meiler [2][Doel] und
       Tihange.
       
       Gegen dessen unsichere Lagerung in der Atomfabrik Novouralsk haben
       [3][russische Umweltschützer*innen] seit Jahren demonstriert. Jetzt ist das
       nicht mehr möglich: „Wegen Corona ist das Versammlungsrecht in Russland
       nicht mehr existent“, sagt Aktivist Eickhoff: „Unternehmen wie RWE und Eon,
       die Anteile an der UAA-Betreiberfirma Urenco halten, nutzen die Pandemie
       aus.“ Heftige Kritik kam auch von BBU-Sprecher Udo Buchholz: In
       Corona-Zeiten müssten Bundes- und Landesregierung die „vollkommen
       vermeidbare Belastung“ auch der deutschen Notfalldienste durch die
       potenziell gefährlichen Atommülltransporte stoppen.
       
       3 May 2020
       
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