# taz.de -- Kliniken in der Coronakrise: Wieder ein bisschen Luft
> Aufgeschobene Operationen, leere Betten – die Krankenhäuser sollen bald
> wieder mehr Nicht-Corona-Fälle behandeln.
IMG Bild: Freie Betten sind wichtig in der Coronakrise – nur wie viele müssen es sein?
Wie schnell müssen Berlins Krankenhäuser zum Regelbetrieb zurückkehren?
Verlangt die Coronakrise Kliniken und PatientInnen weiterhin Geduld ab, bis
auch weniger dringende Eingriffe wieder durchgeführt werden können? Unter
anderem auf diese Fragen sollten VerbandsvertreterInnen am Montag bei einer
Anhörung vor dem Gesundheitsausschuss Antworten geben.
„Wir haben in kurzer Zeit ein hochgradig reguliertes Versorgungssystem
heruntergefahren und ganz neu ausgerichtet“, lobte der Geschäftsführer der
Berliner Krankenhausgesellschaft, Marc Schreiner, die Flexibilität der
Kliniken. Große Betten- und Personalkapazitäten seien frei geworden, um
PatientInnen mit Covid-19 behandeln zu können, ein dreistufiges System der
Versorgung von beatmungspflichtigen Personen sei entwickelt worden und
funktioniere. Allerdings, so Schreiner, sei mit dem Aufschub der
„elektiven“ Eingriffe ohne extreme Dringlichkeit eine „wichtige Erlösquelle
weggebrochen“.
Medizinisch gesehen hätten die Krankenhäuser einen Versorgungsauftrag, den
sie wieder stärker erfüllen müssten: „Wir haben notwendige Behandlungen
aufgeschoben. Jetzt muss es uns gelingen, diese neben der Versorgung von
Covid-Patienten zu leisten“, so Schreiner. Das bedeute noch keine Rückkehr
zum Regelbetrieb, man müsse aber in eine „Pandemiephase zwei“ eintreten,
bei der „behutsam“ mehr Menschen mit anderen Erkrankungen behandelt würden,
bis die Bevölkerung durchgeimpft sei. Dabei sprach Schreiner von „Mitte
2021“.
## „Konsequentes Screening“
Auch Thomas Werner vom Vorstand der Berliner Ärztekammer sagte, die
Krankenhäuser hätten „schnell und effektiv“ auf die Krise reagiert – der
aktuelle Notfallmodus müsse aber „endlich sein“. Das sei auch vertretbar,
denn die befürchteten Belastungsszenarien seien so nicht eingetreten.
Werner forderte von der Gesundheitsverwaltung, die Tests auf das
Coronavirus zum „konsequenten Screening“ des gesamten medizinischen
Personals an den Krankenhäusern auszuweiten.
So weit will Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) offenbar nicht gehen,
auch wenn sie als ihr aktuelles Motto „Testen, testen, testen“ angab: Man
nutze die stark gewachsenen Kapazitäten künftig dafür, alle Personen mit
potenziellen Covid-Symptomen sowie alle Kontaktpersonen der
unterschiedlichen Kategorien zu testen, sagte sie.
Es war keiner der Geladenen, sondern Ausschussvorsitzender Wolfgang Albers
(Linke), der dezidiert kritisierte, die Krankenhäuser dürften nicht länger
Covid-PatientInnen priorisieren und „normale“ Erkrankte warten lassen.
Wofür im Übrigen die politische Debatte verantwortlich sei. Kalayci sah das
anders: „Wir haben immer gesagt, elektive Eingriffe sollten nur verschoben
werden, wenn das medizinisch vertretbar ist.“
Derzeit seien 53 Prozent der Intensivbetten mit PatientInnen ohne Covid-19
belegt, so Kalayci, 37 Prozent der Betten seien unbelegt. „Hier ist
tatsächlich Luft für weitere Nicht-Covid-19-Fälle“, so die Senatorin. Man
sei mit der Krankenhausgesellschaft „im Gespräch“.
4 May 2020
## AUTOREN
DIR Claudius Prößer
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