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       # taz.de -- Waffenlieferungen nach Libyen: 300 Bundeswehrsoldaten für „Irini“
       
       > Trotz Coronakrise hält der Krieg in Libyen an. An einer EU-Mission, um
       > ein Waffenembargo durchzusetzen, soll sich nun auch die Bundeswehr
       > beteiligen.
       
   IMG Bild: Soll in Libyen dabei sein: ein Seefernaufklärer der Deutschen Marine vom Typ P-3C Orion
       
       Berlin dpa | An der neuen [1][EU-Operation „Irini“] zur Überwachung des
       UN-Waffenembargos gegen Libyen will sich die Bundesregierung mit bis zu 300
       Soldaten beteiligen. Eine entsprechende Obergrenze sieht eine am Mittwoch
       vom Kabinett verabschiedete Vorlage vor. Die Ministerrunde gab darin auch
       grünes Licht für die geplanten Aufgaben der Bundeswehr in der Mission.
       
       Die Bundesregierung hat den internationalen Partnern angeboten,
       Stabspersonal für den Einsatz sowie ein Aufklärungsflugzeug vom Typ P-3C
       Orion mit Besatzung zu stellen. Über das Mandat, das bis zum 30. April 2021
       gelten soll, muss erst noch der Bundestag entscheiden.
       
       „Irini“ („EUNAVFOR MED IRINI“) soll hauptsächlich das seit Jahren brüchige
       UN-Waffenembargo gegen Libyen überwachen – aus der Luft, per Satellit und
       auf dem Meer. Erklärtes Ziel ist eine Stabilisierung des nordafrikanischen
       Bürgerkriegslandes sowie die Unterstützung des UN-geführten politischen
       Friedensprozesses. Der Mandatsentwurf lag der Deutschen Presse-Agentur am
       Mittwoch vor. Als Aufgaben werden genannt:
       
       – Das Sammeln von Informationen über die illegale Ein- und Ausfuhr von
       Rüstungsgütern. Anhalten, Kontrolle, Durchsuchung und Umleitung von
       Schiffen bei Verdacht eines Verstoßes gegen das UN-Waffenembargo.
       Beschlagnahme und Entsorgung illegaler Rüstungsgüter.
       
       – Beobachtung und Überwachung illegaler Ausfuhren von Erdöl aus Libyen
       sowie Übermittlung der Erkenntnisse an die rechtmäßigen libyschen Behörden
       und an die Strafverfolgungsbehörden in der EU.
       
       – Unterstützung beim Aufbau von Kapazitäten der libyschen Küstenwache.
       
       – Erhebung und Speicherung von Daten Verdächtiger. Weiterleitung von Daten
       an die UN-Mission in Libyen, an Interpol, den Internationalen
       Strafgerichtshof und an die USA.
       
       ## Nur abseits der Fluchtrouten
       
       Der neue Einsatz löst die Operation „Sophia“ ab, die am 31. März auslief
       und auch im Dauerstreit um eine Verteilung von Bootsflüchtlingen in Europa
       beendet worden war. Um Migranten keinen Anreiz zu bieten, sich auf den Weg
       nach Europa zu machen, soll „Irini“ abseits der Fluchtrouten operieren.
       
       In dem Entwurf für das Mandat heißt es zum Einsatzgebiet, es erstrecke sich
       „auf die Hohe See außerhalb der Küstenmeere Libyens und Tunesiens, südlich
       Siziliens, innerhalb der Region des mittleren und südlichen Mittelmeers“.
       Dazu komme der Luftraum über diesen Gebieten sowie angrenzende Seegebiete,
       die zur Umleitung und Übergabe von Schiffen in einen europäischen Hafen
       benutzt würden. Davon ausgenommen seien Malta sowie das umschließende
       Seegebiet innerhalb von 15 Seemeilen. „Die Durchführung etwaiger
       Rettungsmaßnahmen bleibt davon unberührt“, heißt es weiter.
       
       Die Vereinten Nationen hatten sich am Vortag „extrem besorgt“ gezeigt
       angesichts der sich verschlechternden [2][Lage in Libyen] und der dort
       zunehmenden Kämpfe, auch im Raum der Hauptstadt Tripolis. Die
       UN-Unterstützungsmission (UNSMIL) teilte mit, Angriffe auf bewohnte
       Gegenden hätten auf dramatische Weise zugenommen.
       
       Im ölreichen Libyen ringen die Regierung von Ministerpräsident Fajis
       al-Sarradsch und der General Chalifa Haftar um die Macht. Haftar, der von
       einer Gegenregierung mit Sitz im Osten des Landes unterstützt wird, hatte
       vor einem Jahr eine Offensive auf Tripolis angeordnet. Seine selbst
       ernannte Libysche Nationalarmee (LNA) und verbündete Milizen kontrollieren
       weite Gebiete im Osten und Süden des Landes.
       
       Mitte Januar waren Akteure rund um den Libyen-Konflikt in Berlin
       zusammengekommen, um die zuvor vereinbarte Feuerpause in Libyen zu festigen
       und eine konsequente Durchsetzung des Waffenembargos für das
       Bürgerkriegsland zu vereinbaren. Die Türkei, Russland, Ägypten und die
       Vereinigten Arabischen Emirate sind beteiligt und unterstützen die
       Konfliktparteien mit Waffen oder Soldaten und Milizionären.
       
       22 Apr 2020
       
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