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       # taz.de -- Vor dem Bundesliganeustart: Diener des Fußballs
       
       > Die Bundesliga bereitet sich auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs
       > vor. Die Politik ist zu Diensten – wie immer, wenn der Fußball ruft.
       
   IMG Bild: Hier kommt nur der Schal ins Stadion: Die Bundeliga startet und die Politik ist begeistert
       
       Die Bundesliga macht sich bereit. Möglichst bald soll der Ball wieder
       rollen. Ohne Zuschauer im Stadion, versteht sich. Die Fernsehfans sollen
       versorgt werden, damit die Millionen der Rechteverwerter in die
       Klubhaushalte fließen können. Es gibt ein ausgeklügeltes Hygienekonzept,
       das vorsieht, dass nicht mehr als 300 Leute ein Stadion betreten, wenn ein
       Spiel ansteht. Es sollen keine Hände geschüttelt werden und die Spieler
       sollen vorsorglich getestet werden. Hört sich gut an, oder?
       
       Die Politik jedenfalls ist begeistert, auch wenn das
       [1][Robert-Koch-Institut es eigentlich gar nicht witzig findet], dass dem
       Profifußball hier Privilegien zuteil werden. Über die Bewegtbildschleuder
       der Bild-Zeitung haben die Ministerpräsidenten von Bayern und
       Nordrhein-Westfalen beinahe schon hochheilig versprochen, dass am 9. Mai
       wieder gespielt werden kann.
       
       Dieses Vorpreschen von Markus Söder und Armin Laschet ist nicht allein mit
       einer ihrer üblichen populistischen Anwandlungen zu erklären. Natürlich
       inszenieren sie sich als diejenigen, die dem Volk sein liebstes Spiel
       zurückgeben wollen. Doch da ist noch mehr. Die Politik ist eng verwoben mit
       dem Profifußball. Politiker von heute und einst besetzen Stühle in
       wichtigen Klubgremien. Bayerns ehemaliger Landeschef Edmund Stoiber sitzt
       im Aufsichtsrat des FC Bayern, Digitalministerin [2][Dorothee Bär] ist im
       selben Klub im Verwaltungsbeirat.
       
       Politiker, die Volksnähe zeigen wollen, schmusen traditionell mit dem
       Fußball. Angela Merkel lässt sich in der Kabine der deutschen
       Nationalmannschaft fotografieren. Politiker, die Verantwortung übernehmen
       wollen im Fußball, müssen sich um einen Posten bei einem Klub nicht groß
       bemühen. Die Klubs wissen, was sie an den Politiker haben. Der ehemalige
       Grünen-Chef Cem Özedmir könnte bald in den Aufsichtsrat des VfB Stuttgart
       einziehen. Und FDP-Chef Christian Lindner, der am Dienstag via Twitter
       seine Vorfreude auf den Bundesliganeustart zum Ausdruck gebracht hat, ist
       bei Borussia Dortmund Mitglied des Wirtschaftsrats.
       
       Es wäre naiv, von der Politik zu erwarten, dass sie dem Fußball auf die
       Finger klopft, dass sie die Liga ausbremst in ihren Restart-Fantasien.
       Politik und Fußball sind zu sehr verzahnt. Der Fußball will eine
       Extrawurst. Er wird sie bekommen.
       
       22 Apr 2020
       
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