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       # taz.de -- Strategie im Umgang mit Corona: Seuche, und nun?
       
       > Bewusste schnelle „Durchseuchung“ mit Covid-19 könnte bis zu 10.000
       > Todesopfer verursachen, warnt Berliner Gesundheitsstaatssekretär.
       
   IMG Bild: Wird hoffentlich nie gebraucht: Das „Corona-Krankenhaus“ in der Jafféstraße
       
       Berlin taz | Würde Berlin darauf setzen, die Corona-Krise durch möglichst
       schnelle „Durchseuchung“, also Infizierung von rund 60 Prozent der
       Bevölkerung, hinter sich zu bringen, würde das zu 10.000 Toten führen.
       Diese Zahl hat Gesundheitsstaatssekretär Martin Matz (SPD) am Mittwoch im
       Abgeordnetenhaus genannt. Weitere 10.000 Menschen würden dabei zudem
       schwere Folgeschäden durch Beatmung davon tragen.
       
       „Das ist ein Szenario, das wir für völlig unverantwortlich halten“, sagte
       Matz und widersprach damit einer AfD-Aussage, dieser Weg brächte 500 bis
       600 Opfer mit sich. Der Hauptausschuss hatte zuvor über die vergangene
       Woche fertig gestellte [1][Corona-Klinik auf dem Messegelände] diskutiert,
       für die das Land 31 Millionen Euro bereit gestellt hat.
       
       Binnen gerade einmal vier Wochen hatte ein Team unter Leitung des früheren
       Berliner Feuerwehr-Chefs Albrecht Brömme den ersten Teil des
       Corona-Krankenhauses eingerichtet, das insgesamt für 1.000 Betten
       konzipiert ist. Anders als der Name nahe legt, soll es nicht erster
       Behandlungsort für Corona-Kranke sein, sondern andere Kliniken entlasten,
       wenn dort kein Platz mehr sein sollte.
       
       In der Messehalle 26 steht nach Senatsangaben knapp die Hälfte dieser 1.000
       Betten. Die rund 500 weiteren sollen bereits bestellt und im Entwurf des
       Nachtragshaushalts, der den Hauptausschuss aktuell beschäftigt, eingeplant
       sein. Für 320 davon soll auch die Messehalle 25 umgebaut werden. Die
       verbleibenden rund 200 Betten kämen ins zu reaktivierende Klinikum
       Prenzlauer Berg.
       
       ## Kein „Sondermüll“
       
       Schon am Dienstag hatte Regierungschef Michael Müller (SPD) sich gegen die
       Aussage gewandt, die Klinik könne möglicherweise nicht gebraucht und die
       Ausstattung „Sondermüll“ werden. Zum einen könne man sich freuen, wenn der
       Standort nie Patienten aufnehmen müsse, zum anderen ist laut Müller fast
       alles weiter zu verwenden: die Betten sowieso, aber auch die Zwischenwände,
       die sich auf künftigen Messen nutzen ließen,genauso wie Kabel- und
       Leitungskästen.
       
       CDU-Haushaltsexperte Christian Goiny regte an, für die zweite Hälfte der
       Betten nicht auch die Messehalle 25 umzubauen, sondern die Kapazitäten
       vorhandener Krankenhäuser zu erweitern. Goiny gab zu bedenken, dass es
       möglicherweise noch lange Zeit [2][keinen Corona-Impfstoff] gibt, das
       Messegeschäft aber irgendwann wieder los gehen könnte und dann gleich zwei
       große Hallen belegt seien. Staatssekretär Matz sagte dazu, es sei „keine
       realistische Prognose möglich“, auch nicht zur Einschätzung eines künftigen
       Messebetriebs.
       
       6 May 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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