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       # taz.de -- Corona und Anstieg häuslicher Gewalt: Schattenpandemie
       
       > Der gefährlichste Ort für Frauen ist das eigene Zuhause. Das
       > Familienministerium schickt derweil Grüße zum Muttertag.
       
   IMG Bild: Sie bemüht sich: Familienministerin Giffey mit Gewaltschutz-Plakat
       
       [1][Dreimal so viele zu Hause getötete Frauen] seit dem Lockdown in
       Großbritannien, berichtet eine NGO. 30 Prozent mehr häusliche Gewalt in
       Frankreich. Fast 20 Prozent mehr Anrufe beim bundesweiten Hilfetelefon in
       Deutschland und 40 Prozent mehr beim argentinischen: Corona ist nicht nur
       als Virus gefährlich. Es führt auch dazu, dass Männer ihre Frauen noch
       öfter zusammenschlagen als sowieso schon, und das offenbar bis hin zum Tod.
       
       Die Tatsache, dass der gefährlichste Ort für Frauen nicht die nächtliche
       Straße ist, sondern ihr eigenes Zuhause, bewahrheitet sich in Coronazeiten.
       Angesichts von vielem, was Männer dazu bringt zuzuschlagen, wirkt die
       Pandemie wie ein Brandbeschleuniger: beengte Verhältnisse,
       Arbeitslosigkeit, Zukunftsangst. Und kaum Möglichkeiten, die Wut draußen
       abzureagieren.
       
       Schon sprechen die Vereinten Nationen von einer globalen
       [2][„Schattenpandemie“]. Im Schatten von Corona – und in dem der
       öffentlichen Aufmerksamkeit. Denn während auf die Kliniken derzeit das
       Scheinwerferlicht gerichtet ist, bleibt das, was hinter verschlossenen
       Türen passiert, weitgehend im Dunkeln. Auch deshalb erwarten Frauenhäuser
       den eigentlichen Anstieg der Zahlen erst nach den Lockerungen.
       
       Viele Frauen, so die Befürchtung, sind momentan regelrecht zu Hause
       eingeschlossen. Sie können weder ihre Flucht noch die ihrer Kinder
       vorbereiten, sind nicht in der Lage, ihre Sachen zu packen oder auch nur zu
       telefonieren. Und auch Schulen und Kitas, über die sonst Hinweise auf
       Gewalt in Familien kommen, arbeiten längst nicht wieder im Normalbetrieb.
       
       Am Sonntag war übrigens Muttertag. Und was macht das
       Bundesfrauenministerium, anstatt die Istanbul-Konvention gegen Gewalt gegen
       Frauen umzusetzen und die Finanzierung der chronisch klammen Frauenhäuser
       zu sichern? Vor dem Foto einer Frau in der Küche dankt es Müttern, den
       Laden während der Pandemie am Laufen zu halten. „Alles Gute“, schreiben
       die, die Frauen schützen und politisch handeln sollten, „zum Muttertag“.
       
       11 May 2020
       
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