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       # taz.de -- 1. Mai in Berlin: 5.000 Polizisten im Einsatz
       
       > Mit einem Großaufgebot will die Polizei die Corona-Beschränkungen
       > durchsetzen. 20 Klein-Kundgebungen sind genehmigt. Aktionen in Kreuzberg
       > am Abend.
       
   IMG Bild: Szene aus dem vergangenen Jahr: Die revolutionäre 1.-Mai-Demo fällt dieses Jahr aus
       
       Berlin dpa | Die Polizei will am 1. Mai mit einem Großaufgebot die
       Corona-Einschränkungen in der Hauptstadt durchsetzen und größere
       Menschenansammlungen konsequent auflösen. Der Tag stehe ganz im Zeichen des
       Infektionsschutzes, kündigte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) an.
       Demonstrationen dürften [1][nicht „zum Ischgl von Berlin werden“, hatte der
       SPD-Politiker betont.] Bei Partys in dem österreichischen Skiort hatten
       sich zahlreiche Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert und
       weitere Menschen angesteckt.
       
       Etwa 5.000 Polizisten werden am Freitag im Einsatz sein; 1.400 davon sollen
       aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei kommen. Rund 20
       Versammlungen mit jeweils bis zu 20 Teilnehmern wurden laut Geisel
       genehmigt. Die Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen sei derzeit
       eine Straftat.
       
       Am Abend des 1. Mai wollten linke und linksradikale Gruppen statt der
       üblichen großen Demonstrationen in Kreuzberg spontane Protestaktionen
       veranstalten. Zu den Ankündigungen sagte der Innensenator: „Wir sind
       vorbereitet.“
       
       Die Polizei werde mit Augenmaß vorgehen, „sie wird verhältnismäßig
       vorgehen, aber sie wird auch konsequent vorgehen“, hatte Geisel im
       Parlament bekräftigt. Die in den Vorjahren praktizierte Politik der
       ausgestreckten Hand und Deeskalation durch die Polizei wird laut Geisel
       nicht so einfach funktionieren.
       
       Im Twitter-Account zum sogenannten Revolutionären 1. Mai wurde ein
       martialisches Foto mit zehn Vermummten und Rauchschwaden auf einem Hausdach
       gepostet. Gleichzeitig wurde betont: „Wir nehmen die Schutzmaßnahmen ernst.
       Wir werden verantwortungsvoll handeln. Erst mit dem Einschreiten der
       Polizei gibt es ein Ansteckungsrisiko, da sie weder Masken tragen noch
       Abstände einhalten.“
       
       ## Polizei: Fingerspitzengefühl gefragt
       
       Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erwartete einen Tag, an dem viel
       Fingerspitzengefühl und hohes Improvisationstalent gefragt seien. Vor allem
       werde mit Problemen beim Vermummungsverbot gerechnet. GdP-Landesvize
       Stephan Kelm sagte, die Politik habe klare Regelungen verpasst. Man könne
       niemandem verbieten, neben einer Mund-Nasen-Schutzmaske auch eine dunkle
       Sonnenbrille zu tragen.
       
       Die Feuerwehr befürchtet indes, dass es wieder zu Angriffen auf ihre
       Einsatzkräfte kommt. Trotz der Absage vieler Veranstaltungen wegen Corona
       seien solche Übergriffe nicht auszuschließen, hieß es. Angriffe,
       Beleidigungen und Behinderungen würden dokumentiert und angezeigt.
       
       Am Nachmittag des 1. Mai soll es bunte Protestaktionen im Villen-Stadtteil
       Grunewald geben. Erst am späten Donnerstagabend gab das
       Oberverwaltungsgericht endgültig grünes Licht für einen Autokorso mit acht
       Fahrzeugen von Neukölln nach Grunewald mit maximal 20 Teilnehmern.
       
       Das große Kreuzberger Straßenfest Myfest fällt in diesem Jahr wegen der
       Pandemie aus, ebenso die traditionelle „Revolutionäre 1. Mai-Demonstration“
       gegen den Kapitalismus am Abend.
       
       ## Verschwörer-Demo bleibt verboten
       
       [2][Gegner der Eindämmungsverordnungen wollen ab 15.30 Uhr auf dem
       Rosa-Luxemburg-Platz demonstrieren], obwohl auch diese Versammlung nicht
       erlaubt ist. An den vergangenen Samstagen hatten sich dort Hunderte
       getroffen, unter ihnen auch Rechtspopulisten und Anhänger von
       Verschwörungstheorien.
       
       Angesichts der Corona-Einschränkungen wollen Linksradikale nun mit einer
       Art Guerilla-Taktik die Polizei in Atem halten. Ab 18 Uhr sind laut
       Ankündigung im Internet viele kleine Proteste mit Transparenten, Parolen,
       Wurfzetteln, Rauchtöpfen, Sprühereien oder Farbbeuteln in Kreuzberg geplant
       – an immer neuen Stellen. Um 20 Uhr sollen dann im ganzen Kiez Feuerwerke
       gezündet werden.
       
       Vorbereitet auf den Tag ist auch die Justiz. Mehrere Staatsanwälte hielten
       sich bereit, um nach Festnahmen schnell gegen mögliche Randalierer und
       Gewalttäter Haftbefehle beantragen zu können, hieß es.
       
       1 May 2020
       
       ## LINKS
       
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