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       # taz.de -- Güterverkehr in Ostafrika: Corona auf dem Beifahrersitz
       
       > Vor allem Lkw-Fahrer aus Tansania und Kenia schleppen das Virus in die
       > Nachbarländer Uganda und Ruanda ein. Neue Tests sollen helfen.
       
   IMG Bild: Stoppen, auf Corona testen, warten: Lkw-Fahrer an der Grenze zwischen Tansania und Uganda
       
       KIGALI taz | Es hat lange gedauert, doch jetzt scheint eine Lösung in
       Sicht: Die Staats- und Regierungschefs der Ostafrikanischen Gemeinschaft
       (EAC) haben am Dienstag entschieden, ein regionales Überwachungssystem für
       Lastwagenfahrer in der Region einzurichten, um die Coronakrise gemeinsam
       einzudämmen.
       
       In den vergangenen Wochen wurde das Coronavirus vor allem von Lkw-Fahrern
       über die Grenzen hinweg verbreitet, was die Ansteckungen in einigen Ländern
       drastisch erhöhte. [1][Ruanda und Uganda] verzeichneten in den letzten zwei
       Wochen [2][kaum interne Übertragungen], weil die Grenzen und Flughäfen für
       Personenverkehr seit über acht Wochen gesperrt sind und [3][die
       Ausgangssperren] die Übertragungsraten fast gegen null gesenkt hatten.
       
       Doch die beiden Binnenländer sind wirtschaftlich vom Güterverkehr per
       Lastwagen abhängig: Die Importwaren landen aus Übersee per
       Containerschiffen an den Ozeanhäfen von Mombasa in Kenia sowie Daressalam
       in Tansania und werden dann per Lkw ins Innere des Kontinents
       transportiert: nach Ruanda, Burundi, Ostkongo, Uganda und Südsudan. Da
       derzeit aber die [4][Sars-CoV-2-Fälle vor allem in Kenia] und Tansania
       rasant in die Höhe schnellen, besonders in den dicht besiedelten
       Hafenstädten, schleppen die tansanischen und kenianischen Fahrer das Virus
       über die Grenzen.
       
       „Es ist klar, die verbleibende Ursache der Krankheit sind Lastwagenfahrer
       innerhalb Ugandas und der Region“, so Ugandas Präsident Yoweri Museveni in
       seiner jüngsten Ansprache. Allein am Dienstag testete Ugandas Virusinstitut
       knapp 1.500 Fahrer aus Kenia und Tansania, davon waren 19 positiv.
       
       ## Lkws stauen sich über Kilometer
       
       Ugandas Gesundheitsexperten sind besorgt, dass sich das Virus mit den
       Fahrern auch unter den zahlreichen Prostituierten entlang der Grenze
       verbreitet. So hatte sich in den 1980er Jahren auch das HIV-Virus rasch in
       Uganda ausgebreitet. Insgesamt verzeichnet Uganda derzeit 126 Corona-Fälle.
       
       Anfang Mai hatte Ruandas Regierung beschlossen, dass tansanische Fahrer aus
       den Lastwagen an der Grenze aussteigen müssen, die Fahrzeuge desinfiziert
       werden und ruandische Fahrer übernehmen sollen. Tansanias Fahrerverband
       organisierte daraufhin Proteste. Sie blockierten Straßen und warfen mit
       Steinen. Der Grenzverkehr kam fast ganz zum Erliegen.
       
       Das Problem: Coronatests, die an der Grenze durchgeführt werden, müssen in
       die Labore der Hauptstadt transportiert und dort ausgewertet werden. Das
       Ergebnis steht oft erst am nächsten Tag fest. Lkws stauen sich deswegen
       kilometerlang.
       
       Damit soll nun Schluss sein. Lkw-Fahrer sollen nun bereits in den Häfen
       „alle zwei Wochen regelmäßig“ auf Corona getestet werden und dürfen nur
       mit dem Zertifikat über einen negativen Test losfahren. Dieses müssen sie
       an jedem Schlagbaum vorzeigen, so die EAC-Erklärung.
       
       ## Mobile Labore aus Deutschland
       
       Die Entscheidung ist während einer Videokonferenz am Dienstag getroffen
       worden, die der derzeitige EAC-Chef und Präsident Ruandas, Paul Kagame,
       einberufen hatte. Doch nicht alle Regierungschefs der sechs EAC-Staaten
       nahmen daran Teil. Es fehlten Tansanias Präsident John Magufuli und
       Burundis Präsident Pierre Nkurunziza. Beide sind jeweils mit Wahlkampf
       beschäftigt und [5][ignorieren die Coronakrise gekonnt].
       
       Hilfe kommt nun auch aus Deutschland: 27 Millionen Euro investierte die
       deutsche Bank für Wiederaufbau (KfW) in mobile Labore zur schnellen
       molekularbiologischen Diagnostik von Infektionskrankheiten in Ostafrika.
       Die ersten beiden Labore wurden bereits an Ruanda und Uganda übergeben. Sie
       könnten entlang der Grenzposten installiert werden – und damit die
       Auswertung der Tests auf knapp fünf Stunden verkürzen.
       
       Laut Auskünften des ruandischen Biomedizinischen Zentrums (RBC) hängen die
       Labormaschinen aus Deutschland jedoch auf dem Importweg irgendwo in
       Tansania fest.
       
       14 May 2020
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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